Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
Vom Netzwerk:
richtig?«
    »Richtig was?«
    »Warum heiraten wir nicht, das wollte ich sagen.« (Schon wieder mache ich einen Heiratsantrag.)
    »Jetzt nicht.« (Warum jetzt nicht? Du meinst, jetzt nicht? Und warum jetzt nicht? Führst du ein so wildes Junggesellenleben in Brooklyn?)
    »Irgendwie finde ich das bescheuert, ich meine, du zahlst für eine Wohnung, ich zahle für eine Wohnung. Und dabei zahlen zwei Leute so viel wie einer, ha … ha … ha.«
    »Ahh, nein.«
    In diesem Jahr änderte sich einiges. Linda driftete aus meinem Leben; sie verbrachte ihren Urlaub in Los Angeles, wo sie einen Job als Model fand. Und mit einem bekannten Journalisten zusammenzog. Wir blieben aber in Kontakt. Führten gelegentliche Ferngespräche, schickten schnell einen Brief los … Mir geht’s bestens. Und dir? Ich dachte, ich hätte mich in diesen Typen verliebt, aber wie sich herausstellte, war er für die Todesstrafe … Ab und zu tauchtesie in New York auf und übernachtete bei mir. Dann verbrachten wir viele Stunden damit, über früher zu reden und zu lachen.
    »Und erinnerst du dich noch an damals, als wir uns aussperrten?«
    »Und an unsere Halloweenparty?«
    »Und an die Jungs von gegenüber und an Fire Island?«
    »Oh, Linda, und plötzlich waren wir alt, wie konnte das passieren?«
    »Wir sind nicht alt. Wir sind nicht einmal dreißig.«
    »Wir sind kurz davor. Ich benutze jetzt regelmäßig Feuchtigkeitscreme.«
    »Sheil, ich benutz auch Feuchtigkeitscreme und Loving Care.« Sie beugte sich zu mir herunter, damit ich sie besser sehen konnte.
    »Ich sehe kein einziges graues Haar.«
    »Nur weil ich Loving Care benutze.«
    »Ach, Linda, wir werden alt.«
    »Das ist wohl nicht dein Ernst.«
    »Warum haben wir nie geheiratet?«
    »Ich bin keinem einzigen normalen Mann begegnet. Und das ist mein Ernst. Ich hätte tausendmal heiraten können, aber keiner der Kandidaten war normal, glaub mir.«
    »Ich weiß, was du meinst. Die Frauen, die ich kenne, scheinen alle ganz normal zu sein. Aber die Männer sind bescheuert.«
    »Mit wie vielen hast du geschlafen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Rate.«
    »Kann ich genau sagen, zehn … zwanzig.«
    »Ich mit genau dreizehn. Ein Bäckerdutzend. Ich kann’s nicht glauben, als ich nach New York kam, war ich noch Jungfrau.«
    »Ich auch.« Beinahe.
    »Dreizehn Typen und nie ein Orgasmus … Hattest du einen?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ganz sicher bin ich mir nicht. Ich sagte, ich glaub’s.«
    »Und wie ist das?«
    »Es ist … was weiß ich, ich sagte, ich bin mir nicht ganz sicher … wie ein heißkalter Flash.«
    »Ich hab ein Recht auf einen Orgasmus. Ich bestehe darauf. Den Ersten, der mir einen Orgasmus verschafft, heirate ich.«
    »Selbst wenn er Nixon wählt?«
    »Wenn er Nixon gewählt hat, ist er nicht in der Lage dazu. Noch mal, den Ersten, der das schafft, heirate ich.«
    »Ich auch.«
    »Ich dachte, du hättest schon einen gehabt.«
    »Ich sagte, ich bin mir nicht ganz sicher.«
    Oh, Linda, wie kamen wir nur darauf, dass es ein Happy End geben würde?
    Ich wechselte den Job und zog um. Ganz richtig. Ich mietete mir einen Kleintransporter und zog in die East Thirty-ninth um, mit Türsteher – sicher, aber nicht gerade schick. Keine Mitbewohner mehr und auch nicht mehrere Zimmer. Nur ein einziger nicht sehr großer Raum, in dem sich alles abspielte. So weit war’s also gekommen. Ich fing an zu unterrichten, wie meine Mama es gewollt hat. Ich hatte das Gefühl, das Leben einer Nonne zu führen. In der richtigen Welt hatte ich mich nicht durchsetzen können, deshalb unterrichtete ich jetzt. Ich dachte an meine Pension und an was weiß ich noch alles. Ich unterrichtete in der Lower East Side Englisch für Siebenjährige. Und das war nicht gerade einfach, die Kleinen waren ziemlich wild, trotzdem hatte der Job Vorteile. Ich verdiente gut – an Weihnachten und Ostern gab es freie Tage und im Sommer lange Ferien. Ja, Mom, genau wie du sagtest.
    Ich tat alles, um unter die Haube zu kommen. Ich nahm bei der schlimmsten Kälte an Friedensmärschen teil … könnte ja sein, dass ich dort einen Peacenik träfe, der mich heiraten würde. Ich ging auf Versammlungen und besuchte Abendkurse. Und ich ging auch immer wieder zu Dr. Sheldon. Ich ging auf jede Party, die mir zu Ohren kam. An den Wochenenden ging ich Skifahren und verstauchte mir die Nase im Schnee. Ich gab nicht auf.
    Ich ließ mir einen Sasson-Schnitt verpassen, aber selbst das nutzte nichts.

Weitere Kostenlose Bücher