Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
(Wer hat schon eine übergewichtige Frau mit einem richtig guten Haarschnitt gesehen? Irgendwie passt das nicht zusammen.) Und ich arbeitete als Wahlhelferin und abonnierte Cosmopolitan . Man kann mir also nicht vorwerfen, ich hätte nichts unternommen. Ich hab alles Menschenmögliche unternommen. Das Einzige, was ich nicht ausprobierte, war Australien, wo es mehr Männer als Frauen gibt.
Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Geld ich auf dieser Suche nach dem Richtigen ausgab. Es müssen mindestens fünfzehntausend Dollar gewesen sein.
Zählen wir zusammen – der Kosmetiksalon, die Klamotten, die Sicherheitsschlösser an der Tür, weil man allein lebt. Da kommt einiges zusammen. Dann die Intimpflege, das Parfum und solche Dinge wie Pretty Feet. Allein die nächtlichen Taxen kosteten ein Vermögen, von gewissen Therapeuten ganz abgesehen. Und die Theaterkarten – Zweierkarten konnte ich ja keine kaufen. Und ich weiß auch, dass man viel Geld spart, wenn man einen Mann im Haus hat. Allein das Datingprogramm kostet mich sechs Dollar, und dann melden sich gerade mal sechs Deppen. Hinzu kommen Faltencremes, Türsteher, extra Telefoneinheiten. Warum Mister President, wenn ich fragen darf, ist das in den Vereinigten Staaten nicht steuerfrei? Es war ein ausgesprochenes Verlustgeschäft.
Eines Nachts verabredete ich mich mit Martha Katz, die ich von der Schule her kannte, ein Stammgast bei Friday’s, einer Singlebar. Kaum öffnete Friday’s seine Pforten, tauchte auch schon Martha Katz dort auf. Eines Abends hat sie mich mitgenommen. Meine Mutter hat mir immer gesagt, Bars seien was für betrunkene Goys. Martha betonte jedoch, dass es keineswegs ehrenrührig sei für zwei anständige junge Frauen, Lehrerinnen obendrein, diesen Ort alkoholischer Getränke aufzusuchen.
Wir gingen also an einem Donnerstag ins Friday’s, sehr schick in unseren Hosenanzügen – meiner war in schlankmachendem Schwarz, das auf der Innenfläche der Schenkel etwas abgewetzt aussah.
Der Schuppen war dunkel und prätentiös. Machte auf Kultur. Wen wollten sie beeindrucken mit ihrer schummrigen Beleuchtung und ihrer angeberischen Speisekarte? Alles kam mit wildem Reis. Bestimmt hätte die Hälfte der Anwesenden Corned Beef den Roggenbrötchen vorgezogen.
Wir bestellten unser Essen, Shiska oder so etwas, und gaben uns betont lässig, während wir genau beobachteten, wer hinausging und wer hereinkam. Wie im Loeb Center, nur dass ich jetzt aß und nicht las. Um uns herum kam man sich näher. Martha mit ihren achtundzwanzig Jahren und dem Teint eines Teenagers wurde beim Dessert dann etwas unruhig. Beinahe zwei Stunden waren wir mit Essen beschäftigt gewesen, und unsere Zeit am Tisch ging ihrem Ende entgegen, da war nichts zu machen. Der Laden war voll mit Leuten, die sich volllaufen ließen, aber für Sheila und Martha tat sich nichts.
Zugegeben, die Konkurrenz war nicht ohne. Hübsche junge Dinger mit natürlich glattem Haar, die sich durch die Menge schlängelten und sich immer wieder bückten, so dass wir ihnen unter die Minis schauen konnten. Wirklich sensationelle Mädels. Als würden sie an diesem Abend eine Miss Universum Wahl veranstalten.
Auch die Typen sahen nicht übel aus. Es waren die Arnolds und Harveys von der Highschool, nur waren sie inzwischen erwachsen und konnten sich kleiden. Manche trugen schicke Nadelstreifenanzüge, Nadelstreifenhemden, Nadelstreifenkrawatten. (Ich wette, jeder erwartete jetzt die Nadelstreifendenke.) Und erst die Krawatten, sie waren einfach unwiderstehlich – schwere Seide, fünfzehn Dollar das Stück. Ich wusste das, weil ich eine für Norman gekauft hatte in der Hoffnung, er würde auf der Hochzeit meiner Schwester dann etwas repräsentabler aussehen. Er hat aber vergessen, sie anzulegen.
Manche der Jungs waren eher lässig gekleidet – im Wildlederstil. Schon einmal einen Typen ganz in Wildleder gesehen? Man weiß nicht, was man da verpasst. Hüte, Jacken und Hosen, alles in Wildleder. Sie können kaum atmen, sehen aber toll aus.
Gelegentlich versuchte auch einer in Jeans und schwarzem Rollkragenpullover völlig desinteressiert zu erscheinen.
Wir waren gerade fertig mit dem Essen, als sich zwei Jungs an unseren Tisch setzen wollten. Wir hatten nichts dagegen. Ein Großer und ein Kleiner, der eine in Wildleder, der andere in Nadelstreifen und – ja tatsächlich – der eine schwarz, der andere weiß.
»Sheila, Liebes, ich weiß nicht, warum du mir unterjubeln willst, ich hätte was gegen
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