Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
weiß nicht.«
Von Norman konnte ich mir keine Hilfe erwarten. Um die Wahrheit zu sagen, ich wusste nicht einmal, ob das Baby in meinem Bauch der Sohn von Norman Berkowitz oder von Thomas Brown war. Ja … ja … ja, natürlich hab ich nachgerechnet. Und ich hatte auch mein Pessar eingesetzt. Ich mach’s nie ohne. Jemandes Sperma muss sich um das Gummiding herumgeschlängelt haben, und ich wette, so raffiniert wie es war, stammte es von Thomas Brown. Thomas junior würde bestimmt sehr viel niedlicher aussehen als Norman junior.
(Meine Mutter) »Ist doch das süßeste Kind der Welt. Wenn sie klein sind, sehen sie alle zum Anbeißen süß aus.«
(Norman) »Sheila, hast du das Baby gesehen? Ich glaube, sie haben die Schildchen verwechselt.«
(Der Arzt) »Mrs. Berkowitz, Sie haben ein prächtiges Kind zur Welt gebracht. Für unsere Akten brauchen wir aber noch den Namen des richtigen Vaters.«
»Mein Mann ist der richtige Vater.«
»Sie wollen uns wohl für dumm verkaufen, Mrs. Berkowitz.«
Ah, und dann die Verwandten, das Getuschel! Norman kann man zwar alles erzählen, aber selbst er würde einmal dahinterkommen.
Ich hatte keine mütterlichen Gefühle und auch nicht das Gefühl, Leben zu zerstören. Viele junge Mädchen hatten eine Abtreibung gehabt. Eine Freundin nach der anderen. Abtreibungen waren sozusagen an der Tagesordnung.
Es war auch kein unordentliches Hinterzimmer gewesen. Der nette Doktor in New Paltz, New York, war mir von Martha Katz empfohlen worden, der er schon zweimal aus der Patsche geholfen hatte. Ein netter Doktor, der überzeugt war, das Richtige zu tun. Während ich blutend auf dem Tisch lag, stellte ich mir vor, der Ärmste würde im Gefängnis landen. Nichts dergleichen geschah. Ein kurzer Schmerz, fünfhundert Dollar, und die Frucht der Liebe war entsorgt.
Bedauern? Ja. Erleichterung? Ja. Hab ich mir je überlegt, ob ich das Kind nicht doch lieber gehabt hätte? Ja. War ich auch froh, dass ich es getan hatte? Ja.
Nur eine Sache fand ich schlimm. In New York sind Abtreibungen so verbreitet, dass sie ein Teil der Kultur geworden sind. Trotzdem wurden sie erst legal, als es für viele jungen Frauen zu spät war, Frauen, die zur selben Zeit wie ich eine Abtreibung gebraucht hätten. Hätte man das Gesetz nicht rückwirkend machen können und uns allen ein Entschuldigungsschreiben zukommen lassen?
Cosmopolitan hat ziemlich anrüchige Horoskope. Und großartige Artikel über Selbstbefriedigung.
Wie schaut’s aus, das Horoskop? Welcher Aszendent? Fünfundzwanzig Dollar für jeden, der’s wissen will. Die monatlichen Voraussagen in den Zeitschriften und die Tageshoroskope tun’s aber auch. Ich ging zu Mrs. Alberta Kile, weil mich meine Zukunft interessierte.
»Sie haben ein langes, glückliches Leben.«
»Werde ich heiraten?«
»Ihr Horoskop sagt, möglicherweise, aber wahrscheinlich nicht zwischen vierunddreißig und einundvierzig, da, sehen Sie, Venus macht sich rar.«
»Und davor und danach?«
»Lässt sich schwer sagen. Ihr Horoskop ist sehr kompliziert. Sie werden jedenfalls Karriere machen.«
»Werde ich heiraten?«
»Möglicherweise.«
»Werde ich?«
»Ihr Horoskop lässt eine längere Beziehung erkennen.«
»Heirat?«
»Vielleicht.«
»Sehen Sie nun eine Heirat oder nicht?«
»Ja und nein. Nicht zwischen vierunddreißig und einundvierzig. Vielleicht vorher oder nachher.«
»Mit Sicherheit lässt sich das nicht sagen?«
»Manchmal schon. Aber nicht in Ihrem Horoskop. Sie sollten am zwanzigsten nicht fliegen.«
Wie dämlich ist das denn, Mrs. Kile? Sie kassieren fünfundzwanzig Dollar und erzählen mir irgendwelchen Schwachsinn übers Fliegen. Allmächtiger!
Eine längere Beziehung? Norman, er war die längste Beziehung, die ich je hatte. Es gab dann noch diesen Lehrer, Alfred Block. Wir hatten eine kurze Affäre – bis ich herausfand, dass er auch eine Mrs. Alfred Block, zwei Kinder und einen Hund besaß. Wir lagen im Bett (eine norman-freie Nacht). Er sagte: »Sheila, kannst du mir mal meine Hose geben?« (Ich schnappte sie mir. Er zog seine Brieftasche heraus und zeigte mir ein paar Fotos.)
»Und das da ist Jennifer, sie ist zweieinhalb; Sean ist jetzt sieben und Adam fünf.«
»Entzückend.« (Ich implodierte. Zum Glück lag ich, es hätte mich glatt umgehauen.)
»Und das ist ein Bild von meiner Frau Barbara.«
»Sehr hübsch.«
Alfred Block, du bist ein Arsch. Du hast mir nie erzählt, dass du verheiratet bist. Wie vielen jungen Frauen hast du das
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