Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
mit jedem Penner ins Bett gehen soll, dann werde ich nicht vergebens sterben.
Ich bin nicht sexbesessen. Meine Nippel sind nicht ständig erigiert. Wer sich für erigierte Nippel interessiert, sollte Cosmo lesen. Auf dem College schlief ich mit den Jungs, um mich beliebt zu machen. Als ich nach New York kam, hatte ich Affären, weil ich, heiratswütig wie ich war, dachte, es könnte ja etwas daraus werden. Wenn mich einer richtig liebte, würde er mich vielleicht auch heiraten. Ich betete, bitte, bitte, lieber Gott, mach, dass er mich heiratet. Wenn ich mit einem Mann schlief, sah ich sofort meine Mama auf meiner Hochzeit tanzen. Mit Harold ging ich ins Bett, weil ich wie immer nicht Nein sagen konnte.
»Manny, siehst du, die Mutter ist an allem schuld.«
Es muss dir nicht leidtun, Mom. Orgasmen machen Spaß.
Harold blieb die ganze Nacht. Es gefiel mir. Und mir gefiel auch, am nächsten Morgen aufzuwachen und ihn neben mir zu sehen, Handtücher und Toast für ihn zu holen, Orangensaft zu machen und morgens, mittags und abends wieder mit ihm zu vögeln. Drei weitere Orgasmen, Leute. Nach dem Abendessen ist er dann gegangen. Das Abendessen war ich.
Ich hatte nicht damit gerechnet, wieder von ihm zu hören. Aber Wunder über Wunder, am folgenden Samstag rief Harold an.
»Hi.«
»Hi.«
»Ich bin’s, Harold. Ich würde gerne bei dir übernachten.«
»Du bist tatsächlich sehr direkt.«
»Und?«
»Komm vorbei. Wir unterhalten uns.«
Von wegen unterhalten. Ich hatte in dieser Nacht meinen fünften Orgasmus. Hast du schon fünf Orgasmen gehabt, Mom? Oder Ruthie? Madeline? Melissa? Ich wette, ihr seid insgesamt vielleicht auf fünf gekommen. Nicht gerade viele, was meint ihr?
Harold blieb wieder die Nacht über. Wir verbrachten den ganzen Sonntag im Bett, schliefen miteinander und fanden die sexuelle Revolution einfach großartig. Um ehrlich zu sein, ich verdankte ihr unter anderem völlig wund gescheuerte Stellen. Als Harold dieses Mal ging, blickte er in meine eng zusammenliegenden braunen Augen unter den ungezupften Augenbrauen und sagte: »Ich würde nächsten Mittwoch gerne mit dir vögeln.«
Ich wich dem Blick seiner intensiven kleinen Knopfaugen über dem wucherndem Bart aus und sagte einfach nur »prima«.
»Zum Glück hab ich dich gefunden, Sheila, du bist wirklich eine emanzipierte Frau.« (Hast du das gehört, Mom? Eine emanzipierte Frau!)
»Jaaa.«
Ich dachte mir, ist doch nicht weiter schlimm? Könnte schlimmer sein. Ich hätte drei schmutzige Hippiekinder, pflegte eine Art linksradikalen Chic und hätte dreihundertundfünfundsechzig Orgasmen im Jahr.
Am Dienstagabend bekam ich meine Periode. Immer ein großes Fest in meinem Haus. Am nächsten Tag rief ich Harold auf der Arbeit an, um ihm abzusagen.
»Hallo, kann ich Harold sprechen? Ich kenn nur seinen Vornamen. Er ist klein, stämmig und hat einen Bart.« (Und er schläft mit Sheila Levine.)
»Hallo.«
»Hallo, Harold? Tut mir leid, heute Abend geht’s nicht. Ich hab meine Periode.«
»Tut mir leid, ich bin Jerry. Willst du mit Harold sprechen?«
(Oh mein Gott!)
»Ja … bitte.« (Solche Nachrichten lässt man nicht ausrichten.)
»Hallo.«
»Hallo, Harold?« (Dieses Mal wollte ich ganz sicher gehen.)
»Ja, Sheila?«
»Hör zu, Harold. Heute Abend klappt’s nicht. Ich hab meine Periode.«
»Ich weiß, Jerry hat mir das bereits ausgerichtet.«
»Das wollte ich nur sagen.«
»Mir macht es nichts aus, wenn du blutest. Ich komm.«
Und er kam. Mehrmals.
Harold hatte entschieden, mit mir am Mittwoch zuschlafen, und das tat er. Dreihundertundfünfundsechzig Orgasmen im Jahr schienen realistisch zu sein.
Einen Monat lang ging es in diesem Stil weiter. Ungefähr drei Wochen nach unserer ersten Begegnung dachte ich, vielleicht ist es das. Harold machte mir zwar keinen Heiratsantrag, aber vielleicht konnte ich ihn dazu bringen, sieben Jahre mit mir zusammenzuleben, dann wären wir nach bürgerlichem Recht praktisch verheiratet. (Wie würde man seine Hochzeitstage feiern? Wann bekommt man einen Cocktailring mit Diamanten im Baguette-Schliff?)
Am vierten Samstag zog sich Harold nach dem Sex wieder an, ging zur Tür und meinte: »Du warst großartig.«
»Großartig, wirklich?«
»Ja, wirklich, wie wär’s am Heiligabend?«
Und dann war er weg. Ich blieb mit einem Pilz zurück. Die Art von Pilz, die einem peinlich ist, wenn man seinen Gynäkologen aufsucht. Ich hätte Harold sehr viel früher vergessen, wenn es mich nicht so gejuckt
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