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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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nächsten Tag statt, und alle redeten über das erfüllte Leben von Tante Goldie. Sie war rundum glücklich gewesen – wo sie sogar auf der Hochzeit ihres Sohnes getanzt hatte. Es muss also erfüllt gewesen sein. Sie wurde in Brooklyn geboren und ist in Brooklyn gestorben. Sie hatte einen Sohn, der nach San Francisco gezogen ist und zwei Enkelkinder, die sie ab und zu in den Arm nehmen konnte, wenn sie zur Westküste fuhr. Im Winter fuhr sie dann nach Miami. Ein Rabbi, der sie nie gesehen hatte, hielt die Grabrede.
    »Ich habe Goldie Burkin nie kennengelernt, aber ich weiß, sie war eine wunderbare Frau, denn sie war eine MUTTER. EINE MUTTER [er wies auf Goldies Sohn]. EINE MUTTER IST … EINE MUTTER IST … wie der UMSCHLAG EINES BUCHS. Die Familie ist das Buch, ABER die MUTTER ist der UMSCHLAG. Ich frage euch, wenn der UMSCHLAG des BUCHS, also die Mutter, alt und abgenutzt ist, heißt das, das BUCH, die Familie, ist nichts mehr wert? NEIN! Das BUCH, die Familie hat ihren Wert behalten, weil die MUTTER sie schützte … Von dem Buch entfernt man DEN UMSCHLAG und wirft ihn weg … aber entfernt man die Mutter? … Nein … Aber vielleicht ist die Mutter auch nicht wie DER UMSCHLAG eines Buchs … Schlagt bitte Seite fünf des Gebetbuchs auf.«
    An meinem Grab soll eine bessere Rede gehalten werden. Diesen Punkt setzte ich schnell auf meine Liste der Dinge, die erledigt werden mussten, bevor ich mich verabschiedete – einen guten Grabredner suchen. Einen, der sagt, was Sache ist. Sheila Levine ist für eure Sünden gestorben.

HAROLD

    ES HEISST, wenn zwei Leute versuchen, ein Baby zu kriegen und die Frau einfach nicht schwanger wird, dann legen sie sich zu sehr ins Zeug. Der Gynäkologe rät ihnen, sich zu entspannen. Gewöhnlich nützt das aber auch nichts. Also adoptiert das Paar ein Kind, und gleich darauf wird die junge Frau schwanger.
    Auch ich hatte mich zu sehr ins Zeug gelegte, statt mich zu entspannen, was mir einfach nicht gelingen wollte. Ich bin losgezogen, hab mir ein Grab und einen Grabstein besorgt, und kurz darauf traf ich dann jemanden. Kein Grund zur Aufregung – ich hab nicht gesagt, ich hätte geheiratet oder mich verlobt oder sonst was. Ich sagte nur, ich hätte jemanden getroffen.
    Ich war auf dieser Wahlparty. Es war nicht einmal eine bundesweite Wahl oder eine Bürgermeisterwahl, was nur wieder zeigt, was die Leute in New York nicht alles tun, um sich ein Stelldichein zu geben. Ich ging auch immer noch auf Partys. Aber nicht, weil ich einen Mann zum Heiraten suchte, sondern weil die Leute vielleicht misstrauisch werden könnten, wenn ich plötzlich damit aufhörte.
    »Was ist los mit Sheila? Sie ist doch auf jede Party gegangen, zu der sie eingeladen wurde. Und jetzt hockt sie zu Hause rum. Da stimmt doch was nicht.«
    Ich war also auf dieser Party von einer Kollegin undstopfte mich mit einem riesigen Sandwich und Kartoffelsalat voll, denn schließlich kam es darauf auch nicht mehr an. Dieser dunkle, stämmige und sehr behaarte Typ, der weder gut noch schlecht aussah, kam auf mich zu und setzte sich neben mich, als ich mir gerade eine dicke Essiggurke in den Mund schob.
    »Hi.« (Er sagte das)
    »Hi.« (Ich)
    »Um gleich zur Sache zu kommen, ich würde gerne mit dir ficken.« (Er sagte das, nicht ich, falls jemand das denkt.)
    »Ich komm auch gern zur Sache. Wie lange, denkst du, wird es dauern?« Ich hasse mein loses Mundwerk. Warum kann ich nicht wie Doris Day sein?
    (Er wieder) »Ich sagte, ich würde gerne mit dir schlafen?«
    (Ich) »Ich frage, wie viele Minuten hast du dafür eingeplant?«
    (Er) »Das ist keine sehr nette Frage.«
    (Ich) »War deine netter?«
    Ich schlief/fickte mit Harold noch in derselben Nacht. Ja, und ich fand heraus, wie er hieß, und auch noch ein paar weitere Einzelheiten: Er war dreiunddreißig, geschieden, jüdisch, eventuell also auch ein Heiratskandidat und abgesehen davon Sozialarbeiter und Dichter. An diesem Wahlabend konnte ich mein Glück kaum fassen. Harold war intelligent und freundlich und verschaffte mir einen Orgasmus. Und dieses Mal gab es keinen Zweifel. Ich war mir sicher. Ich kann nur sagen – wenn man einen hat, dann weiß man das.
    Mom, du wirst jetzt fragen, warum. Warum erklärt sich ein nettes jüdisches Mädchen bereit, mit einem Mann in die Kiste zu gehen, nur weil er das wollte. Ich bin dir wohl eine Erklärung schuldig. Und wenn ich ein anderes nettes jüdisches Mädchen, das das liest, davon überzeuge, dass es besser nicht

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