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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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geht gerade um.«
    Will nickte. Die Luft war schwer von all den Dingen, die er vermied auszusprechen. »Ist ziemlich ernst«, sagte er.
    »Mmmhmm.«
    Sein Blick fiel erneut auf ihre leeren Augen und er fragte sich plötzlich, ob sie nicht vielleicht auch irgendetwas verheimlichte.
    Ein frischer Schwall kalter Luft kündigte die Ankunft von Wills Onkel an. »Hey!«, rief Carl, als er die Küche betrat und die Zeitung auf den Küchentisch warf. »Zoe! Schön, dich zu sehen!« Carl bog seinen bulligen Körper nach vorne und zog Zoe in eine herzliche Umarmung. »Wo ist Bert?«, fragte er Will.
    »Draußen im Gewächshaus, nehm ich an«, antwortete Will.
    »Wie ist das Gebäck?«
    »Weltklasse«, gab Zoe gut gelaunt zurück. Will lächelte schwach und dachte bei sich, wie sehr Zoe doch dem Mond ähnelte – sie reflektierte jederzeit mühelos das Strahlen, mit dem andere ihr begegneten, doch dahinter verbarg sich eine dunkle Seite, die immer im Schatten lag.
    »Was du nicht sagst.« Carl griff sich ein Rosinenbrötchen von dem Teller auf der Theke und biss herzhaft hinein.
    »Kaffee?«, fragte Zoe, als wäre dies ihr Haus und nicht Wills. »In der Kanne ist noch welcher.«
    »Nein danke.« Carl biss erneut in sein Rosinenbrötchen, dann zwinkerte er Will zu. »Ich mach mich mal lieber wieder auf den Weg.« Er warf einen flüchtigen Blick auf die Zeitung, blieb jedoch an dem abgedruckten Foto hängen. Er runzelte die Stirn und für einen Moment vertieften sich die Fältchen um seine Augen. Das Ganze spielte sich im Bruchteil einer Sekunde ab, sodass Will sich nicht sicher war, ob er sich die Veränderung nicht nur eingebildet hatte, denn kurz darauf war Carls Gesichtsausdruck schon wieder der alte.
    »Ich mag deinen Onkel – er ist so warmherzig«, bemerkte Zoe, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war.
    »Er ist echt ein netter Kerl«, stimmte Will ihr zu, während er seine Augen auf das Bild richtete, bei dessen Anblick sein Onkel das Gesicht verzogen hatte. Auf der Titelseite der Zeitung war ein Artikel über den Badestrand, der für den Winter geschlossen wurde. Das Foto zeigte den leeren Hochstuhl der Rettungsschwimmer und, ganz rechts außen, eine einsame Gestalt in Jeans und T-Shirt, die am Wasserrand stand. »Dein Freund ist mal wieder in den Nachrichten«, verkündete Will und hielt Zoe die Zeitung hin. Zoe warf einen Blick auf das Foto. Auch sie erkannte die Person darauf sofort: Kirk Worstler, das örtliche Mysterium.
    »Er geht bloß spazieren.« Zoe stach auf ihren Teller ein, um den letzten Bissen ihrer Spiegeleier aufzuspießen. »Das machen die Leute im September schon mal.«
    »Es wirkt nur irgendwie … eigenartig«, gestand Will. All die Male, die Kirks Name im Laufe des Sommers wegen irgendwelcher merkwürdiger Aktionen in der Zeitung aufgetaucht war, gingen ihm durch den Kopf: Er war in die Kirche eingebrochen, um auf der Orgel zu spielen, und hatte die Alarmsirenen des Ortes ausgelöst. »Aber wahrscheinlich kommt mir alles, was er tut, eigenartig vor.«
    »Er ist einfach nur ein seltsamer, trauriger Junge, Will.« Zoe sah ihn von der anderen Seite des Tisches eindringlich an. »Du darfst ihn deswegen nicht verurteilen.«
    Will senkte den Blick, konnte ihre Augen jedoch weiter auf seinem Gesicht spüren. Nicht verurteilen. Aber Will wusste Dinge über Kirk, von denen Zoe nichts ahnte. Er wusste von der Verbindung seiner Familie zu den Sirenen – seine Vorfahren waren von Asia gerettet worden, doch seitdem wurden sie vom Klang der Sirenengesänge gequält. Auch das hielt Will vor Zoe geheim.
    All diese Geheimnisse waren wie die Schichten einer Zwiebel: Sobald man eines abschälte, kam darunter das nächste zum Vorschein. Und alle waren sie Teil desselben Ganzen.
     
    Nach dem Frühstück machte sich Zoe auf den Heimweg, um zu duschen und sich etwas anderes anzuziehen, und Will schlüpfte in seine Arbeitssachen. Den Rest des Tages verbrachte er größtenteils damit, seinem Vater auf der Farm zu helfen – damit, die Hühner und malerischen Schafe zu füttern, die letzten Tomaten und ersten Kürbisse zu ernten und die mittlerweile aus der Form geratene Hecke am Rande ihres Grundstücks zurechtzustutzen. Am späten Nachmittag machte er eine Pause und lieh sich Onkel Carls Truck, um den Rasenmäher beim Baumarkt im Ort abzuholen. Der alte Aufsitzrasenmäher gab in regelmäßigen Abständen den Geist auf, aber Wills Vater war zu geizig, um sich einen neuen zu kaufen, also ließ er ihn immer von

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