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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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einem Freund, der im Baumarkt arbeitete, reparieren.
    Nachdem er den Rasenmäher abgeholt hatte, entschied sich Will zu einem kurzen Spaziergang runter zum Meer. Wenig später stand er im Sand und sah zu, wie die Wellen in ihrem niemals endenden Rhythmus gegen die Küste schlugen. Will ließ den Blick über die Brandung hinwegschweifen, dorthin, wo das Wasser still, beinahe reglos dalag. Wie ein silberner Blitz schoss eine große grau-weiße Möwe vom Himmel herab und stürzte sich auf die Fische, die es gewagt hatten, an die Oberfläche zu kommen. Schnell gesellten sich weitere Vögel dazu, die auf weiten grauen Flügeln ihre Kreise über dem Wasser zogen und dann und wann vom Himmel hinabtauchten, um nach dem Fischschwarm zu schnappen. Die Luft war frisch und kühl, mit dem typisch herbstlichen Geruch nach brennendem Laub. Es war ein wunderschöner Tag, doch Will fühlte sich, als schleppe er seine eigene Finsternis mit sich herum.
    Selbst unter dem leuchtend hellen Himmel war das Wasser wie dunkle Tinte und Will musste einmal mehr an all diejenigen denken, deren Leben es gefordert hatte. Seinen Bruder Tim. Asia.
    Ein Bild schoss ihm durch den Kopf – eine Erinnerung an das erste Mal, als er Asia gesehen hatte. Regen war sturzbachartig auf das Meer hinabgeprasselt und der Ozean toste im Sturm, doch sie war geradewegs ins Wasser gegangen. In dem Glauben, einen Selbstmord zu verhindern, war Will ihr hinterhergestürzt. Doch ihre weichen Locken waren ihm durch die Finger geglitten und sie war in den geheimnisvollen Tiefen des Meeres verschwunden.
    Das war, bevor er die Wahrheit über Asia herausgefunden hatte – dass sie eine Sirene war, eine Unsterbliche, die eine Schuld zu begleichen hatte. Sie musste jemanden an Kalypso und ihre mörderische Bande von Seekriegern ausliefern, die der Menschheit blutige Rache geschworen hatten. Und die Person, die Asia dafür auserkoren hatte, war Zoe gewesen.
    Nachdem sie Hunderte von Jahren unter Wasser gelebt hatte, war Kalypso nicht länger in der Lage, sich unter die Menschen zu mischen. Sie konnte die Flammende nicht selbst finden, sie nicht selbst ins Wasser locken. Asia indes konnte es.
    Doch Asia hatte es nicht geschafft; sie konnte Zoe nicht ausliefern. Vielmehr hatte sie Zoe im allerletzten Moment vor Kalypso und ihrer Bande gerettet. Will hatte nie ganz verstanden, warum. Vielleicht, dachte er, weil sie beide, Will und Asia, etwas verbunden hatte. Asia hatte eine geliebte Schwester verloren. Will hatte einen geliebten Bruder verloren. Und Asia wusste, dass Zoe wie eine Schwester für ihn war. Schlussendlich war sie einfach keine Mörderin.
    Und so war Asia im Meer versunken, genau wie Tim.
    Will spürte einen Kloß im Hals, als er an Asias kristallgrüne Augen dachte. Auf eine seltsame Art und Weise hatte er sie geliebt. Sie hatte gewusst, was es bedeutete, jemanden zu verlieren. Wie es war, wenn einen dieser Verlust verfolgte. Es war das Geheimnisvolle an ihr, das ihn angezogen hatte.
    Eine vorwitzige Welle kroch auf seine Füße zu und Will wich gerade noch rechtzeitig zurück, um zu verhindern, dass seine Stiefel nass wurden. Er trug ein schmutziges altes T-Shirt und ein Paar Jeans, das dem Wort »Dreck« eine neue Bedeutung verlieh. Seine Stiefel waren schlammverkrustet. Er blickte erneut über das Wasser und sog die salzige Luft tief in seine Lunge. Obwohl er wusste, dass die See trügerisch war, erschien sie ihm immer noch rein. Er liebte es, hier zu sein, selbst nach allem, was passiert war. Aber er musste zurück nach Hause. Will musste noch den Rasen vor dem Haus mähen und seine Mutter würde – natürlich – einen Anfall kriegen, wenn er nicht rechtzeitig zum Abendessen wieder sauber war.
    Gerade als Will aufbrechen wollte, blieb sein Blick an etwas hängen. Eine Bewegung. Er drehte sich wieder zum Meer um. Der Fischschwarm war anscheinend weitergezogen, denn die Möwen waren nicht mehr zu sehen. Am Horizont erschien die Wasseroberfläche wie ein feiner blauer Streifen.
    Und dann meinte er, etwas im Wasser zu sehen. Nur für einen Augenblick – den halbmondförmigen Umriss eines Kopfes, der aus dem Meer aufstieg. Doch noch bevor das Gesicht auftauchte, verschwand der Umriss wieder.
    Wills Herz krampfte sich zusammen und ohne darüber nachzudenken, machte er einen Schritt nach vorne, sodass das flache Wasser um seinen Stiefel herum aufspritzte. Der Gegenstand tauchte erneut auf – diesmal breitete sich eine Leere in Wills Brust aus und er fühlte sich wie

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