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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Bewegung, aber ohne groß nachdenken zu müssen. Beim Kellnern wurde sie zum Roboter und genau das war es, was sie in diesem Moment wollte.
    »Darf es noch etwas zu trinken sein?«, fragte Zoe und deutete auf das leere Limonadenglas auf dem Resopaltisch.
    Kirk Worstlers große, dunkle Augen waren starr auf den aufgeschlagenen Notizblock vor ihm gerichtet. Es war ein typischer spiralgebundener Collegeblock, wie man ihn in jedem Schreibwarenladen kaufen konnte, doch Kirk benutzte ihn als Skizzenbuch. »Nein danke«, flüsterte er in den Block hinein. Er hatte die Arme beschützerisch darum geschlungen.
    Zoe versuchte, einen Blick auf die Seite zu erhaschen, wo der Schatten seiner Arme das Bild verdunkelte, an dem er die vergangene Stunde über gearbeitet hatte. »Darf ich mal sehen?«, fragte sie.
    Widerstrebend lehnte sich Kirk zurück und gab den Blick auf seine Skizze frei. Es war das Bild einer Frau, deren Kopf halb aus dem Wasser ragte. Die Striche wirkten fahrig; Tintenflecke verschmierten die Seite. An den Rand waren krakelige Anmerkungen gekritzelt. Der Stil hatte etwas Grobes, Primitives. Und doch zog einen das Bild sofort in seinen Bann. Die Augen der Frau lagen im Schatten, was im Betrachter das unheimliche Gefühl hervorrief, beobachtet zu werden. Zoe erschauderte leicht.
    »Du hasst es«, sagte Kirk.
    »Nein. Es ist gut.«
    »Trotzdem hasst du es.«
    Dazu konnte Zoe nicht mehr viel sagen.
    Kirk war mager und aufgrund seiner bleichen Haut und der langen Arme und Beine wirkte sein Körper jünger als sechzehn. Doch zugleich ließ sein trauriger, wachsamer Ausdruck sein Gesicht viel älter erscheinen.
    »Du bist eine Künstlerin«, bemerkte Kirk.
    »Ich zeichne gerne.«
    »Das macht eine Künstlerin aus.«
    »Na, dann bin ich wohl eine. Wir sind beide Künstler.«
    »Nein.« Kirk presste die Handfläche auf das Bild. »Ich zeichne nicht gerne. Aber mein Therapeut sagt, es wäre gut für mich.« Er zuckte mit den Schultern. »Na ja, ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Also zeichne ich.«
    Zoe trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Das ist gut.« Es war kein Geheimnis, dass Kirk eine Weile ziemlich verrückt gewesen war. Aber in letzter Zeit machte er einen deutlich besseren und stabileren Eindruck. Er wirkte immer noch argwöhnisch, immer noch exzentrisch … aber trotzdem schien es ihm besser zu gehen.
    Kirk schob eine Hand in die Hosentasche und zog eine zerknitterte Eindollarnote hervor. Er wühlte noch einmal in der Tasche, um schließlich einen Vierteldollar und sechs Fünfcentmünzen herauszufischen. Er wurde rot. »Ich hab nicht genug für Trinkgeld.«
    »Cola kostet nur einen Dollar fünfzig.«
    »Fünf Cent. Was für ein Trinkgeld.«
    »Ich hab nicht mehr getan, als dir eine Coke hinzustellen. Erscheint mir fair.«
    Kirk biss sich auf die Lippe, dann schnappte er sich seinen Stift und fing an, die Schatten an einem der Felsen auf seinem Bild zu vertiefen.
    »Was, der Typ bestellt nichts mehr?«, knurrte Angel, als Zoe hinter die Theke glitt. »Wir sind hier doch nicht die Stadtbücherei. Sag ihm, er soll was bestellen oder verschwinden. Er kann hier nicht Tag für Tag herkommen und fünf Stunden lang rumsitzen, um eine Cola zu trinken.«
    Zoe runzelte die Stirn. »Um ehrlich zu sein, hat er etwas bestellt.« Sie kritzelte etwas auf ihren Block und reichte ihn dann zu ihm hinüber. »Medium.«
    Angel hob eine Augenbraue. »Da hat er ja noch mal Glück gehabt«, brummte er, während er das Fleisch für den Hamburger auf den Grill warf.
    Zoe ließ sich nichts anmerken. »Ja. Er hat wohl Hunger heute.«
    Das ist es wert, versicherte Zoe sich selbst, als sie darüber nachdachte, was der Hamburger kostete, den sie von ihrem Trinkgeld würde bezahlen müssen. Kirk tut keinem was. Er sollte einfach hier sitzen und in Ruhe zeichnen dürfen. Immerhin war es nicht seine Schuld, dass seine Eltern Versager waren und er bei seiner Schwester leben musste. Es war nicht seine Schuld, dass sie pleite waren.
    »Zoe, Süße, ich brauch deine Hilfe.« Lisette wischte sich den lila Pony aus der Stirn. »Sei so gut und mach Tisch neunzehn fertig, ja? Es gibt schon eine Warteschlange.«
    »Kein Problem.« Zoe räumte das Geschirr ab und wischte über die Tischfläche, dann lächelte sie der Mutter und ihren beiden kleinen Söhnen zu, die in der Sitzecke Platz nahmen. »Die Kollegin kommt sofort«, erklärte sie, während sie die Platzdeckchen und das Besteck auflegte.
    »Danke, Liebes«, rief Lisette ihr zu,

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