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Sheriff  Tod

Sheriff  Tod

Titel: Sheriff  Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bescheiden fühlte und zugleich hilflos, weil ich zu spät gekommen war. Gleichzeitig stieg mir das Blut in den Kopf, für einen Moment drehte sich auch der Boden, dann war es vorbei.
    Und auch die Reaktion meines Kreuzes hatte nachgelassen. Ich kletterte aus dem Graben und spürte kaum noch etwas an meiner Brust. Doreen Pratt war ebenfalls ausgestiegen. Sie stand neben ihrem Mustang und schaute mir starr entgegen. An meinem Gesicht erkannte sie, was geschehen war, trotzdem fragte sie: »Tot…?«
    Ich nickte.
    Sie räusperte sich. »Und wie?«
    »Man brach ihm das Genick.«
    »Verdammt!« Sie starrte zu Boden. Ihre Hände ballten sich dabei zu Fäusten.
    Ich gab der FBI-Kollegin einige Sekunden, dann fragte ich sie. »Sollen wir?«
    »Ja, zur Kirche?«
    »Sicher.«
    »Und Sie glauben, daß Sie ihn dort finden?«
    »Das denke ich schon…«
    ***
    Er war auf der Flucht!
    Er hatte gesiegt, aber er fühlte sich trotzdem als Verlierer, denn er wurde den anderen nicht los. Seinen Verfolger, seinen Feind, den er nur einmal durch das Fernglas am Fenster stehend gesehen hatte. Jetzt war er davon überzeugt, daß er ihn wiedersehen würde, und zwar in einem Gebiet, das ihm genehm war, in seiner Kirche eben.
    Sheriff Tod nickte. Er gab sich durch diese Bewegung selbst den Befehl, auf der einmal eingeschlagenen Route zu bleiben. Das Land war einsam, das Land war leer, da bestanden schon gewisse Chancen, sich auch in einem Wagen sitzend zu verbergen. Man mußte natürlich nicht die offiziellen Wege nehmen. Wer sich auskannte, der fuhr auf Pfaden, die nur wenigen bekannt waren. Sheriff Tod gehörte dazu.
    Er prügelte sein Fahrzeug voran. Der Wagen schaukelte auf dem unebenen Boden, er wurde in die Höhe geschleudert oder setzte hart auf. Das Blech ächzte.
    Dem Flüchtenden machte das nichts aus. Er würde sich ein anderes Fahrzeug besorgen, wenn er seinen verdammten Feind erledigt hatte.
    Alles andere war schon in die Wege geleitet, denn er hatte die ersten Mitglieder seiner Kirche beisammen.
    Zwölf!
    So wie vor über zweitausend Jahren, da hatte es schon einmal zwölf Männer gegeben. Aber Sheriff Tod wollte es anders angehen.
    Er brauchte Männer und Frauen, er benötigte die Toten, und er würde dafür sorgen, daß sie ein anderes Leben zurückbekamen, damit er weiterhin seinen Weg gehen konnte. Er lachte. Es war ein häßlich klingendes und auch altes Lachen. Keiner wußte, wer er tatsächlich war.
    Man hatte ihn damals – wie lange war es eigentlich schon her? – gefangen, und man hatte Versuche mit ihm angestellt. Er war der Zeuge eines seltsamen Experiments gewesen. Ja, die Versuche, sie waren von Erfolg gekrönt gewesen, denn so war es ihm gelungen, sich gedanklich auf eine andere Zukunft zu konzentrieren. Wenn nur nicht immer wieder die schneidenden Schmerzen gewesen wären, die sein Gehirn durchbohrten. Er mußte auch zugeben, daß es ihm immer schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Da herrschte dann Leere in seinem Hirn, als wäre er ein alter Mann.
    Und noch etwas störte ihn. Abgesehen von seinem Feind war es die Begleiterin des Fremden. Sie mischte sich in sein Denken hinein, sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn unsicher zu machen. Da hatte ihn etwas eingeholt, das eigentlich tief in der Vergangenheit hätte begraben sein müssen.
    Er wollte nicht daran denken. Er konnte sich nicht ablenken lassen. Die Kirche war wichtiger. Sie war seine Zuflucht, in ihr würde er sich wohl fühlen, und zwischen ihren alten Holzwänden, die zu seiner Heimat geworden waren, würde er die anderen vernichten.
    Ohne Gnade, ohne Pardon!
    Plötzlich kippte der Wagen nach links weg. Die Räder wühlten sich durch Sand. Sheriff Tod hatte nicht achtgegeben, er erschrak. Nur nicht steckenbleiben. Er schaffte es. Wieder frei – endlich. Versuchen, die Gedanken zurückzudrängen, denn nun zählte der Erfolg. Endlich die Kirche erreichen.
    Er schaute zum Himmel. Seine Färbung hatte sich verändert. Das Grau war intensiver geworden, und die Wolkenstreifen wirkten wie lange, schwarze Zungen. Für ihn sah der Himmel aus wie Flickenteppiche, überall gab es Lücken, in die das kalte Mondlicht hineinstrahlte. Der Erdtrabant selbst war nicht zu sehen. Er hielt sich irgendwo im fernen Hintergrund verborgen.
    Aber es bahnte sich ein Gewitter an.
    Im Südwesten sah der Himmel manchmal aus, als würde ein Spinnennetz aus Licht über ihn hinweggleiten. Dünne, helle Arme teilten sich auf, trafen in Lücken oder rissen selbst welche.
    Das Gewitter

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