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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Gewissen glauben, meine Herren, daß kein Mann je eine liebevollere und treuere Frau haben konnte und, wenn ich das noch sagen darf, auch keinen treueren Freund als mich!«
    Er hatte das mit viel Gefühl und Leidenschaft ausgesprochen, und doch konnte Inspektor MacDonald das Thema noch nicht ganz fallenlassen.
    »Ist Ihnen bekannt«, fragte er, »daß man dem Toten den Ehering vom Finger gezogen hat?«
    »Es sieht so aus«, sagte Barker.
    »Was wollen Sie mit >sieht so aus< sagen? Sie wissen, daß das Tatsache ist.«
    Der Mann schien verwirrt und unentschlossen. »Wenn ich sagte >sieht so aus<, meinte ich damit, daß er sich den Ring auch selbst abgezogen haben kann.«
    »Die einfache Tatsache, daß der Ring fehlt - wer auch immer ihn abgezogen hat—, muß doch jedermann auf den Gedanken bringen, daß die Ehe und die Tragödie miteinander zu tun haben. «
    Barker zuckte die breiten Schultern. »Ich kann nicht behaupten, daß ich wüßte, was es bedeutet«,
    antwortete er. »Aber wenn Sie damit andeuten wollen, daß es einen Schatten auf die Ehre der Dame
    wirft...« — seine Augen blitzten einen Moment lang auf, dann bekam er seine Gefühle wieder in den Griff und sagte ruhiger: »... nun, dann sind Sie auf dem Holzweg!«
    »Ich hätte keine weiteren Fragen im Moment«, sagte MacDonald kühl.
    »Da ist noch eine Kleinigkeit«, bemerkte Sherlock Holmes.»Als Sie das Zimmer betraten, brannte doch nur die Kerze auf dem Tisch, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Bei diesem Licht haben Sie gesehen, daß etwas Furchtbares geschehen ist?«
    »Richtig.«
    »Sie haben sofort geklingelt, um Hilfe herbeizuholen?«
    »Ja.«
    »Und es kam auch rasch jemand?«
    »Innerhalb einer Minute etwa.«
    »Und doch war die Kerze aus und die Lampe angezündet, als die anderen kamen. Das scheint mir recht bemerkenswert.«
    Wieder zögerte Barker ein wenig mit der Antwort. »Ich wüßte nicht, was daran bemerkenswert sein soll, Mr. Holmes«, antwortete er nach einer Pause. »Die Kerze gab nur ein schwaches Licht. Mein erster
    Gedanke war, für besseres Licht zu sorgen. Die Lampe stand auf dem Tisch, und so zündete ich sie an.«
    »Und Sie bliesen die Kerze aus?«
    »Ja.«
    Holmes hatte keine weiteren Fragen mehr. Barker verließ das Zimmer, nachdem er jeden von uns, wie mir schien, mit ziemlich herausforderndem Blick angesehen hatte.
    Inspektor MacDonald hatte Mrs. Douglas ausrichten lassen, er werde sie in ihrem Zimmer aufsuchen, aber sie hatte geantwortet, sie wolle im Eßzimmer mit uns sprechen. Sie trat ein, eine große, schöne Frau von etwa dreißig Jahren, bemerkenswert zurückhaltend und selbstbeherrscht, ganz anders als die
    tragische, verzweifelte Gestalt, die ich mir vorgestellt hatte. Es ist wahr, ihr Gesicht war müde und blaß wie bei jedem Menschen, der einen großen Schock erlitten hat, aber sie wirkte gelassen, und ihre schön geformte Hand, die auf der Tischkante ruhte, zitterte so wenig wie meine eigene. Am meisten
    beeindruckten mich aber ihre traurigen Augen, die mit einem seltsam fragenden Ausdruck von einem zum ändern wanderten.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?« fragte sie.
    Bildete ich es mir nur ein oder schwang da wirklich eher ein Unterton von Angst als von Hoffnung in der Frage?
    »Wir haben alle notwendigen Schritte unternommen, Mrs. Douglas«, sagte der Inspektor. »Sie dürfen ganz beruhigt sein.«
    »Scheuen Sie keine Kosten«, sagte sie mit gleichmäßig tonloser Stimme. »Es ist mein innigster Wunsch, daß alles nur Menschenmögliche getan wird und nichts unversucht bleibt.«
    »Vielleicht können Sie uns etwas sagen, das Licht in die Sache bringt.«
    »Ich fürchte nein, aber ich stehe Ihnen natürlich mit allem, was ich weiß, zur Verfügung.«
    »Wir haben von Mr. Cecil Barker gehört, daß Sie nicht gesehen haben... daß Sie nicht in dem Zimmer waren, wo sich die Tragödie abgespielt hat.«
    »Nein, er hielt mich an der Treppe auf und bat mich, umzukehren und zurück auf mein Zimmer zu
    gehen.«
    »Ja, ganz recht. Sie hatten den Schuß gehört und waren daraufhin sofort hinuntergegangen.«
    »Ich habe nur noch meinen Morgenmantel übergezogen und bin dann hinuntergegangen.«
    »Wieviel Zeit verging zwischen dem Augenblick, als Sie den Schuß hörten, und dem Moment, als Sie von Mr. Barker an der Treppe aufgehalten wurden?«
    »Das können ein paar Minuten gewesen sein. Es ist so schwer, in solchen Augenblicken auf die Zeit zu achten. Er bat mich sehr dringend, nicht weiterzugehen. Er versicherte

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