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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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dann sieht die Geschichte anders aus! So, und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht. Gute Nacht, Councillor.«
    Er verließ die Bar, aber nicht ohne für den Ort einen Helden geschaffen zu haben. Über McMurdos Taten im entfernten Chicago war gemunkelt worden. Er hatte alle Fragen mit einem Lächeln abgetan, so wie einer, der seine wahre Größe nicht zugeben will. Aber nun war die Sache offiziell bestätigt worden. Die Barbesucher drängten sich um ihn und schüttelten ihm herzlich die Hand. Von nun an hielt die
    Gemeinschaft ihn frei. Er konnte viel trinken, ohne sich etwas anmerken zu lassen, aber wenn an diesem Abend nicht sein Kumpel Scanlan gewesen wäre, um ihn nach Hause zu bringen, dann hätte der gefeierte Held gewiß unter der Theke übernachtet.
    An einem Samstag abend wurde McMurdo in die Loge eingeführt. Er hatte geglaubt, er würde ohne
    Zeremonie aufgenommen werden, da er schon in Chicago eingeführt worden war, aber in Vermissa gab es seltsame Riten, auf die sie sehr stolz waren und denen sich jeder Postulant zu unterziehen hatte. Die Gemeinschaft traf in einem großen Raum im Logenhaus zusammen, der für solche Zwecke reserviert war.
    Um die sechzig Mitglieder versammelten sich in Vermissa, aber sie repräsentierten in keiner Weise die ganze Stärke der Organisation, denn es gab noch mehrere andere Logen im Tal und weitere in den
    Nebentälern, zu beiden Seiten hinter den Bergen, die Mitglieder austauschten, wenn es um
    schwerwiegende Geschäfte ging, so daß ein Verbrechen immer von Männern begangen wurde, die am Ort fremd waren. Insgesamt gab es im Kohlenrevier wohl an die fünfhundert Mitglieder.
    In dem kahlen Versammlungsraum saßen die Männer um einen langen Tisch herum beisammen. An der
    Seite stand einzweiter, beladen mit Flaschen und Gläsern, denen einige Mitglieder schon jetzt ihren Blick zuwandten. McGinty saß am Kopfende des Tisches und hatte eine flache schwarze Samtkappe auf seinem massigen schwarzen Haar und eine violette Stola um den Nacken, so daß er wie ein Priester aussah, der irgendeine teuflische Zeremonie durchführt. Zu seiner Linken und Rechten saßen die höheren
    Würdenträger der Loge; auch das hübsche, grausame Gesicht Ted Baldwins war darunter. Jeder von ihnen trug einen Schal oder ein Medaillon als Zeichen seines Amtes. Zum größten Teil waren es Männer in reiferen Jahren, doch der Rest der Gesellschaft bestand aus jungen Burschen zwischen achtzehn und fünfundzwanzig, willige Werkzeuge ihrer Oberen, immer bereit, deren Befehle auszuführen. Zwischen den älteren Männern war manch einer, dessen Gesichtszüge schon seine tigerhafte, gesetzlose Seele verrieten, aber wenn man sich die frischen, offenen Gesichter der jungen Leute ansah, war es schwer zu glauben, daß sie in Wirklichkeit eine gefährliche Mörderbande waren, deren Moral so ins Gesetzlose verkehrt war, daß sie noch stolz auf ihre Verbrechen waren und zu dem Mann mit der größten
    Hochachtung aufsahen, der den Ruf genoß, »saubere Arbeit« zu machen, wenn er »ein Ding drehte«.
    Nach ihren verkehrten Begriffen war es eine großartige Heldentat, sich freiwillig zur Vernichtung eines Menschen zu melden, der ihnen nichts zuleide getan hatte und den sie in den meisten Fällen nie in ihrem Leben gesehen hatten. Nach begangener Tat stritten sie sich untereinander, wer den tödlichen Schlag ausgeführt hatte, und amüsierten sich und die Kumpane mit der Beschreibung der Schreie und
    Todesqualen des Ermordeten.
    Anfangs waren es noch heimliche Unternehmungen, über die Stillschweigen bewahrt wurde, aber zu der Zeit, von der unser Bericht handelt, geschahen ihre Taten in aller Öffentlichkeit, denn das wiederholte Versagen des Gesetzes hatte ihnen bewiesen, daß sie unangreifbar waren. Niemand wagte als Zeuge
    gegen sie aufzutreten. Auch hatten sie eine unbegrenzte Zahl von Entlastungszeugen, auf die sie sich verlassen konnten, und eine gutgefüllte Schatztruhe, um sich den besten Rechtsbeistand im Lande zu leisten. In den zehn langen Jahren ihres bösen Treibens war auch nicht ein einziger von ihnen verhaftet worden, und die einzige Gefahr, die den Scowrer drohte, kam von dem Opfer selbst, das sich gelegentlich trotz ihrer Übermacht und trotz des Überraschungsmoments zur Wehr setzte und sein Zeichen in Form von manchmal tödlichen Verletzungen bei den Angreifern hinterließ.
    Man hatte McMurdo gewarnt, daß eine Art Feuerprobe ihm bevorstände, aber niemand hatte ihm sagen
    wollen, worin sie bestand.

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