Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
tatsächlich schon hinter ihm her, aber wie der Zufall es wollte, brachte dieser Zwischenfall dem Abenteurer mehr Nutzen als Schaden. Nachdem er erst einmal eingeführt war, gab es wenige Abende, an denen er sich nicht in McGintys Bar einfand, um die >Jungs< besser kennenzulernen, welches die joviale Bezeichnung für die Mitglieder der gefährlichen Bande war, die den Ort unter
    Kontrolle hielt. Wegen seiner forschen Art und furchtlosen Rede war er bald bei allen beliebt, während die rasche und gekonnte Weise, mit der er einen Gegner bei einer allgemeinen Schlägerei schachmatt setzte, ihm den Respekt der rauhen Gesellschaft einbrachte. Ein anderer Zwischenfall verschaffte ihm allerdings höheres Ansehen.
    Eines Abends, als die Bar gerade am allervollsten war, öffnete sich die Tür, und ein Mann in der
    dunkelblauen Uniform und der Schirmmütze der Grubenpolizei trat ein. Dies war eine spezielle Truppe, die von der Eisenbahn und den Zechen aufgestellt worden war, um die normale Polizei zu unterstützen, die dem organisierten Bandenterror gegenüber praktisch hilflos war. Es wurde still, als er eintrat, und manch neugieriger Blick musterte ihn. Aber die Beziehungen zwischen der Polizei und den Verbrechern sind in manchen Teilen der Vereinigten Staaten eigentümlich, und McGinty selbst, der hinter der Theke stand, zeigte keinerlei Überraschung, als er den Polizisten plötzlich zwischen seinen Gästen sah.
    »Einen Whisky pur, denn die Nacht ist scheußlich«, sagte der Polizist. »Ich glaube nicht, daß wir uns schon kennen, Councillor?«
    »Dann sind Sie wohl der neue Captain?« fragte McGinty.
    »So ist es. Wir verlassen uns auf Sie, Councillor, und die anderen führenden Bürger, daß Sie uns helfen, die Ordnung in dieser Stadt aufrechtzuerhalten. Captain Marvin ist mein Name.«
    »Das schaffen wir besser ohne Sie, Captain Marvin«, sagte McGinty kühl. »Wir haben unsere eigene
    Polizei in der Stadt und brauchen niemanden von außerhalb. Was sind Sie schon anders als das bezahlte Werkzeug des Kapitalismus, angestellt, um ihre armen Mitmenschen in der Stadt niederzuknüppeln oder zu erschießen?«
    »Nun, nun, darüber müssen wir uns jetzt nicht streiten«, sagte der Polizeioffizier gutgelaunt. »Ich glaube, wir tun alle unsere Pflicht so, wie wir sie eben verstehen, aber wir verstehen sie nicht alle gleich.«
    Er hatte sein Glas ausgetrunken und wandte sich zum Gehen, als sein Blick auf McMurdo fiel, der finster blickend in seiner Nähe stand.
    »Hallo! Hallo!« rief er und musterte ihn von oben bis unten. »Hier ist ja ein alter Bekannter!«
    McMurdo zog sich weiter von ihm zurück. »Ich bin nie ein Freund von Ihnen oder einem ändern
    verfluchten Bullen gewesen«, sagte er.
    »Ein Bekannter ist nicht immer ein Freund«, sagte der Polizeioffizier grinsend. »Sie sind Jack McMurdo aus Chicago, das ist einmal klar, und das können Sie nicht abstreiten!«
    McMurdo zuckte mit der Schulter. »Ich streite es ja nicht ab«, sagte er. »Meinen Sie, ich schäme mich meines eigenen Namens?«
    »Sie hätten aber guten Grund dazu.«
    »Was zum Teufel meinen Sie damit?« brüllte er und ballte die Fäuste.
    »Nein, nein, Jack, Gebrüll verfängt bei mir nicht. Ich war bei der Polizei in Chicago, bevor ich in dieses verdammte Kohlenrevier gekommen bin. Ich erkenne einen Gauner aus der Chicagoer Unterwelt wieder, wenn ich ihn sehe.«
    McMurdos Gesicht wurde lang. »Sagen Sie bloß noch, daß Sie Marvin von der Chicagoer Zentrale sind!«
    rief er.
    »Eben der, der gute, alte Ted Marvin - zu Ihren Diensten. Und daß Jonas Pinto erschossen wurde, das haben wir nicht vergessen.«
    »Ich habe ihn nicht erschossen.«
    »Nein? Und das ist eine ganz unparteiische Zeugenaussage, oder? Na ja, jedenfalls kam Ihnen sein Tod sehr gelegen, oder man hätte Sie für Falschmünzerei drangekriegt. Nun, vergessen wir, was vergangen ist, denn unter uns gesagt — aber vielleicht sollte ich das gar nicht sagen - hatten wir in Chicago keinen ganz klaren Beweis gegen Sie, und Chicago steht Ihnen jederzeit offen.«
    »Mir gefällt es hier auch ganz gut.«
    »Na, was denn, ich geh' Ihnen einen guten Tip, und Sie maulen herum, statt mir dankbar dafür zu sein.«
    »Na, dann nehme ich mal an, daß Sie es gut meinen, und bin Ihnen dankbar«, sagte McMurdo nicht
    gerade überfreundlich.
    »Ich halte den Mund, solange ich sehe, daß Sie ein anständiges Leben führen«, sagte der Captain, »aber gnade Ihnen Gott, wenn Sie den geraden Weg verlassen -

Weitere Kostenlose Bücher