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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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schließlich zu den Resultaten führt. Alle anderen Beamten sind Spezialisten, aber seine Spezialität beruht auf seiner Allwissenheit. Er ist auf jedem Gebiet beschlagen. Nehmen wir einmal an, ein Minister benötigt Informationen zu einer Frage, die zum Beispiel die Marine, Indien, Kanada und die Währungsverschiedenheit betrifft. Dann holt er sich den Rat der verschiedensten Abteilungen ein. Aber nur Mycroft kann auf der Stelle sagen, welcher Faktor auf welche Weise auf einen anderen Faktoren einwirkt. Sie haben ihn zunächst als Abkürzungsweg benutzt, als eine bequeme Gelegenheit. Nun hat er sich selbst zu einer Notwendigkeit gemacht, auf die niemand mehr verzichten kann. In seinem großen Gehirn hat alles sein Fach, und er kann es von einem Augenblick auf den anderen abrufen. Wieder und wieder hat sein Wort die Politik entscheidend bestimmt. Er lebt darin. Er denkt an nichts anderes, außer wenn ich einmal zu ihm komme und ihn bei einem meiner kleinen Probleme um Rat frage. Das ist dann für ihn eine kleine intellektuelle Übung, die ihm zur Entspannung dient. Aber heute steigt der Jupiter von seinem Olymp herab. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Wer ist Cadogan West? Und was hat er mit Mycroft zu tun?«
    »Ich hab's«, rief ich und stürzte mich auf den Zeitungsstapel auf dem Sofa. »Ja, ja, hier ist es, ganz klar. Cadogan West war der junge Mann, der am Dienstag morgen tot auf dem Gelände der Untergrundbahn gefunden worden ist.«
    Holmes setzte sich aufrecht hin und führte die Pfeife zum Mund.
    »Dann ist die Sache ernst, Watson. Ein Tod, der meinen Bruder dazu bringt, seine Gewohnheiten zu ändern, kann kein gewöhnlicher sein. Was um alles in der Welt kann er damit zu tun haben? So weit ich mich erinnern kann, ist der Fall strukturlos. Der junge Mann ist ansche inend aus dem Zug gefallen und dabei zu Tode gekommen. Er wurde nicht ausgeraubt, und es gab keinen Grund, eine Gewalttat anzunehmen. War es nicht so?«
    »Es hat eine Untersuchung gegeben«, sagte ich, »und eine Menge neuer Fakten sind dabei herausgekommen. Wenn man es näher betrachtet, ist es sicherlich ein seltsamer Fall. «
    »Wenn man von der Wirkung ausgeht, die er auf meinen Bruder hat, so würde ich meinen, es ist ein höchst außergewöhnlicher Fall.« Er machte es sich in seinem Sessel bequem. »Nun Watson, wollen wir uns die Fakten ansehen.«
    »Der Name des Mannes ist Arthur Cadogan West. Er war siebenundzwanzig Jahre alt, unve rheiratet und Angestellter im Woolwich Arsenal. «
    »Regierungsangestellter. Eine Verbindung zu Bruder Mycroft! «
    »Er hat Woolwich Montag abend plötzlich verlassen. Zuletzt gesehen wurde er von seiner Braut, Miß Violet Westbury, die er im Nebel etwa um 7.30 Uhr abrupt verlassen hat. Sie ha tten sich nicht gestritten und ein Motiv für seine Handlungsweise konnte sie nicht angeben.
    Das nächste, was man von ihm hörte, war dann, als seine Leiche von einem Bahnarbeiter namens Mason außerhalb der Aldgate Untergrundstation entdeckt wurde.«
    »Wann? «
    »Die Leiche wurde am Dienstagmorgen um sechs entdeckt. Sie lag neben den Geleisen, noch nahe am Bahnhof, an der Stelle, wo die Bahn aus dem Tunnel herauskommt. Er hatte eine schwere Kopfverletzung, die dadurch verursacht worden sein kann, daß er aus dem Zug gefa llen ist. Die Leiche kann nur per Bahn an diese Stelle gekommen sein. Wenn sie von einer der Nachbarstraßen dort hingebracht worden wäre, hätte sie durch die Absperrungen im Bahnhof hindurch müssen, wo ja ständig ein Kontrolleur steht. Dieser Punkt scheint absolut sicher.«
    »Sehr gut, der Fall sieht klar aus. Ein Mann, tot oder lebendig, fällt entweder aus dem Zug oder wird gewaltsam hinausgeworfen. Soviel ist mir klar. Weiter.«
    »Die Züge, die auf der Linie verkehren, neben der die Leiche gefunden worden ist, gehen von Westen nach Osten, einige verkehren nur im Stadtbereich, andere kommen von Willesden und anderen Vororten. Es kann als gewiß angenommen werden, daß dieser junge Mann, als er zu Tode kam, zu später Stunde in dieser Richtung fuhr. Aber an welcher Station er zustieg, ist nicht mehr festzustellen. «
    »Seine Fahrkarte müßte das doch zeigen.«
    »Er hatte keine Fahrkarte in der Tasche.«
    »Keine Fahrkarte! Liebe Zeit, Watson, das ist seltsam. Meiner Erfahrung nach ist es unmöglich, auf den Bahnsteig zu gelangen, ohne eine Fahrkarte vorzuweisen. Nehmen wir an, daß der junge Mann eine Fahrkarte hatte. Ist sie ihm entwendet worden, um damit zu verschleiern, an

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