Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
dieses dankend ab. Watsons besorgter Blick entging ihm nicht. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Es galt, schnell zu handeln, nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen, um die ersten Ansatzpunkte zu finden.
    Er musste nachdenken. Sein Kopf schmerzte bereits aufgrund der Überlegungen, die er seit dem Fund anstellte. Es war nötig, sich Unterstützung zu holen, auch wenn sein Freund Watson dies natürlich nur ungern sah. Doch für Holmes war das Kokain keine Droge, sondern ein Hilfsmittel. Es lähmte seinen Geist nicht, es befreite ihn vielmehr.
    „Watson, entschuldigen Sie mich bitte beim Dinner und lassen Sie es sich schmecken, mein Bester. Ich werde mich in mein Arbeitszimmer zurückziehen und möchte bis morgen früh nicht gestört werden.“ Der Doktor schwieg, erhob keine Einwände. Die wären ohnehin zwecklos gewesen.
    Holmes fühlte sich schuldig, da er um die Sorge seines Freundes wusste, begab sich aber dennoch unverzüglich in sein Arbeitszimmer und verschloss die Tür, um jedweder Störung vorzubeugen. Außerdem zog er die Vorhänge zu, damit selbst das Licht der Straßenlaternen ihn nicht ablenken konnte. Eine einzige Kerze brannte, als er eilig ein kleines Döschen hervorholte, in welchem er die kostbare Stimulanz aufbewahrte. Nur wenige Sekunden, nachdem er eine Prise Kokain zu sich genommen und die Kerze gelöscht hatte, begann die Welt um ihn herum zu verschwimmen und gleichzeitig klarer zu werden. Ein Zustand, der ihm vertraut war. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf, denn nur so konnte sein Unterbewusstsein nach außen dringen und ihm die Antworten liefern, die sein bewusster Verstand nicht zu erfassen vermochte.
    Schon oft hatte sich ihm dadurch ein Weg aufgetan oder gar des Rätsels Lösung. Er weigerte sich, eine Abhängigkeit von der Droge einzugestehen. Sie hatte ihn nicht im Griff, sondern er sie. Er nutzte sie als Mittel zum Zweck, und das mit Erfolg. Mit fahrigen Bewegungen entzündete er die Meerschaumpfeife, die er zuvor entsprechend vorbereitet hatte. Der Genuss würde ihm zusätzliche Entspannung schenken, die Wirkung des Kokains verlängern und intensivieren, wenn er sich dem hingab.
    Sherlock Holmes schloss die Augen, bittersüßer Rauch füllte seine Lungen, die Bilder des gefrorenen Leichnams stiegen wieder in ihm auf. Die Geschichten von der Geisterfrau, die Watson ihm auf der Heimfahrt noch einmal in jedem Detail erzählt hatte.
    Plötzlich spürte Holmes, dass er nicht mehr allein war. Es erklang kein Laut, dennoch war da die Gewissheit, dass sich jemand mit ihm im Zimmer befand. Er öffnete die Augen, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und entdeckte schließlich etwas, das wie ein Schleier aussah, sich bei genauerem Hinsehen dann als Kleid entpuppte.
    Er schüttelte den Kopf, um seine Wahrnehmung zu klären, doch das Kokain entfaltete bereits seine volle Wirkung. Das Kleid bewegte sich, kam auf ihn zu. Die Falten schwangen hin und her, es hätte rascheln müssen, wo die Stoffbahnen aneinander rieben. Doch es herrschte völlige Stille. Bestenfalls das leise Geklapper von Pferdehufen und Droschkenrädern auf den Straßen war zu erahnen.
    „Michael“, flüsterte eine weibliche Stimme, und gleich darauf glitt eine schmale Hand in sein Blickfeld, die sich nach ihm ausstreckte.
    Er hob den Kopf und schaute in die grünen Augen einer fremden Frau, die ihm dennoch sehr bekannt vorkam.
    Wie kühler Nebel strich ihre Hand über seine Wange. Holmes’ Augenlider flatterten, er bemühte sich, den Blick zu fixieren, doch der Rausch war stärker und zog ihn in einen Traum hinab, egal wie sehr er sich wehrte.
    „Liebster! Michael!“
    Ihr Flüstern waberte wie der Rauch aus seiner Meerschaum-Pfeife durch seinen Leib, ließ ihn erschauern und schließlich gab er nach.
    Ließ sich fallen in die Schwerelosigkeit eines Traumes. Ihre Hand führte ihn, so schien es. Glitt tief in sein Innerstes und öffnete eine verschlossene Tür zu einer vergangenen Zeit.

    Er befand sich in der großen Halle von Muirhurst, wo er schon häufiger mit dem Duke und seiner Gattin diniert hatte. Lady Morning war ebenfalls anwesend, doch sie trug ein altmodisches rostbraunes Kleid, und ihr Haar war nach der Mode des 17. Jahrhunderts frisiert.
    Wo war Charles? Und wieso war die Tafel nicht gedeckt? Die Duchess of Chester wirkte sehr verzweifelt, schüttelte stumm den Kopf und streckte ihre Hand nach ihm aus. Ihr Blick fixierte etwas hinter seiner Schulter, deshalb drehte sich Holmes um. In

Weitere Kostenlose Bücher