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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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dieser Zustand anhalten? Gab es am Ende vielleicht noch weitere Stellen in London, die bereits vom Frost befallen waren? Lady Valerie hatte gesagt, sie trüge diesen Fluch mit sich. Wenn ihr Geist nun auch andere Orte in London besuchte, um vielleicht auf den Spuren ihres einstigen Lebens zu wandeln, dann konnte bald London unter einer Eisdecke liegen. Ein schrecklicher Gedanke.
    Das Grab ihres einstigen Geliebten fanden sie in traurigem Zustand vor. Es war schmucklos, der Grabstein verwittert und mit Moos überwachsen, die Einfassung unter Efeuranken kaum mehr auszumachen. Offenbar kümmerte sich niemand mehr darum. Die Tatsache machte Holmes ebenso betroffen wie das Alter, in dem Michael gestorben war. Gerade zweiunddreißig Jahre alt hatte er werden dürfen. Er fühlte sich seltsam verbunden mit ihm, obwohl sie zweihundert Jahre voneinander entfernt waren.
    „Mhmmm“, meinte er gedehnt. „Sie sagte, ich solle Michael finden.
    Das habe ich getan, was auch nicht weiter schwer war. Doch offenbar meint sie etwas anderes damit als seine letzte Ruhestatt. Vielleicht liegt er gar nicht hier begraben.“
    „Aber er wurde hier bestattet. Das steht zweifellos fest.“ Holmes schüttelte den Kopf. „Wenn Sie ein Geist wären, Watson“, begann er und ignorierte bewusst den erschrockenen Ausdruck im Gesicht des Doktors, „ und könnten dem ... sagen wir mal Gefängnis, in dem Sie die letzten zweihundert Jahre verbracht haben, entkommen, was wäre der erste Weg, den Sie einschlagen?“
    „Zum Mörder?“
    „Möglich, aber eher unwahrscheinlich, da der hinter ihr her ist, und sie ihm nicht in die Hände fallen will. Sie wird sich ihm also wohl erst stellen, wenn sie sicher ist, ihm entkommen zu können.
    Sherlock Holmes drehte sich um und strebte dem Ausgang des Friedhofs zu, winkte Watson, ihm zu folgen. „Lady Valerie starb für ihren Liebsten. Das heißt, dass er für sie das Wichtigste im Leben war, oder?“
    „Ich denke schon.“
    „Warum geht sie dann nicht zu seinem Grab? Jetzt, wo sie nicht mehr an ihres gebunden ist?“
    „Vielleicht war sie hier. Das können wir nicht wissen.“
    „Watson“, sagte Holmes eindringlich, „wo sie hingeht, trägt sie den Fluch mit sich. Sehen Sie hier irgendwo Eis? Auch nur den Hauch von Frost? Nein! Darum bin ich mir sicher, dass sie nicht hier war.
    Wenn Michael hier wäre, zöge es sie auch an diesen Ort.“ Das erschien auch Watson logisch. Dennoch blieb die Tatsache, dass man den Leichnam hier bestattet hatte.
    In Ermangelung einer anderen Alternative und stur seinen eigenen Theorien folgend, kam Holmes daher zu dem Schluss, dass man hier wohl Körper und Seele voneinander trennen musste. MacGregors Körper lag in dieser Erde, aber die Seele war woanders.
    „Vermutlich im Himmel, wenn wir nun schon religiös werden wollen.“
    „Ich werde nicht religiös, Watson. Das sollte Ihnen doch klar sein.
    Schlimm genug, dass ich mich gerade mit der Existenz von Geistern anfreunden muss. Ersparen Sie mir wenigstens die kirchlichen Ammenmärchen.“
    Von einer Seele im Sinne einer aufsteigenden Existenz, die zu einem Engel wurde, wollte Holmes nichts wissen. Er sah es lieber als Essenz dessen, was einen Menschen ausmachte. Sein Naturell, sein Innerstes. Die Persönlichkeit.
    „Es hat etwas mit dem Siegel der Unsterblichkeit zu tun. Das ist im Moment das Wahrscheinlichste. Denn immerhin soll ich es Lady Valerie zurückbringen.“
    Holmes bat Watson, Nachforschungen über MacGregors Herkunft anzustellen. Derweil wollte er nach Muirhurst hinausfahren und dort nach weiteren Spuren suchen.
    Als er dabei am Hyde Park vorbeikam, verursachte ihm der Anblick Schlittschuh laufender Menschen eine Gänsehaut. Hier war Lady Valerie also ebenfalls gewesen. Ob sie mit Michael hier gepicknickt hatte? Oder ebenfalls im Winter auf dem zugefrorenen See gelaufen war? In seinem Hals steckte mit einem Mal ein Kloß. Immerhin machte wenigstens die Londoner Bevölkerung das Beste aus diesem unerklärlichen partiellen Wintereinbruch.

    Auf Muirhurst fand er das Ehepaar Morning in einen heftigen Streit verstrickt vor.
    „Das werde ich unter keinen Umständen dulden, Charles. Das ist abartig.“
    „Aber, meine liebe Cecilia. Reiner Zufall. Ich bitte dich, sei doch nicht so aufgebracht.“
    „Ein übler Scherz ist das. Scharlatanerie. Entweder du entfernst dieses Ding aus dem Salon, oder ich reise zu meiner Schwester nach Selkirk.“ Aufgebracht rannte die Duchess Holmes beinah über den Haufen, hatte

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