Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Leichenfund seines Butlers diskret aber zuverlässig aufzuklären. Der arme Mann war noch immer völlig durch den Wind, nachdem er bei einem morgendlichen Spaziergang mit den Hunden des Dukes auf ihn gestoßen war. Einer der Cocker Spaniel hatte durch aufgeregtes Gebell darauf aufmerksam gemacht. Holmes konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob Sir Charles insgeheim hoffte, ihn auf diese Weise zu bekehren. Das sähe dem alten Fuchs ähnlich.
Bei dem Toten schien es sich um einen Wanderer zu handeln.
„Oder um jemanden, der ebenfalls an die Geschichten über die Geisterfrau glaubte“, mutmaßte Holmes und zog eine Visitenkarte aus der steifen Jacke des Toten.
Scott Biskuitt – Geisterjäger stand in goldenen Lettern auf schwarzem Grund.
„Denken Sie, die Geisterfrau hat ihn getötet, weil er ihr auf der Spur war?“
Holmes schaute seinen Freund zweifelnd an. Was war nur in ihn gefahren? „Watson, Sie wissen, dass ich nicht an diesen paranormalen Unfug glaube. Es lässt sich alles im Leben logisch erklären. Man muss nur lange und eindringlich genug nachforschen. Es ist seltsam, um diese Jahreszeit eine tiefgefrorene Leiche im Moor zu finden, da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Doch es wird sich eine Ursache dafür finden.“
„Die Leute sagen immerhin, dass hier schon zu Lebzeiten von Lady Valerie seltsame Dinge geschehen sind. Und dass jeder, der ihren Geist stört, augenblicklich zu Eis erstarrt. Darum nennt man sie auch die Eisprinzessin.“ Er deutete mit gequältem Gesichtsausdruck auf den Toten.
Holmes schüttelte den Kopf, erhob sich und klopfte dem Doktor ermutigend auf die Schulter. „Ich muss mit Charles reden. Wir werden nicht umhin kommen, Scotland Yard hinzuzuziehen. Ich benachrichtige umgehend Inspektor Lestrade.“
Charles Morning, Duke of Chester, war nicht erfreut, nun doch Scotland Yard einschalten zu müssen. Zum einen war es ihm peinlich, auf Holmes’ eindringliche Befragung schließlich zugeben zu müssen, dass er den Geisterjäger selbst engagiert hatte, um endlich eine greifbare Spur von Lady Valerie zu finden. Zum anderen fühlte er sich für dessen Tod mit verantwortlich, befürchtete sogar, bei Scotland Yard unter Verdacht zu geraten. Nur Holmes’ Überredungskünsten war es zu verdanken, dass er schließlich einwilligte. Unter der Voraussetzung, dass ausschließlich Inspektor Lestrade und einige seiner engsten Vertrauten den Fall übernahmen, um größeres Aufsehen zu vermeiden.
Die Pathologen von Scotland Yard würden hoffentlich eine Ursache für den gefrorenen Zustand der Leiche finden. Im Augenblick war selbst der Meisterdetektiv ratlos, wie dies möglich sein konnte.
Aber die Mutmaßungen des Dukes, es könne die Rache von Lady Valerie sein, wies er entschieden zurück und war äußerst dankbar, als Lady Morning ihren Mann schließlich sanft aber bestimmt zum Haus zurückbrachte.
„Was denken Sie, Lestrade, wie lange Ihre Leute brauchen werden?“ Der Inspektor rieb sich nachdenklich über den Schnurrbart.
„Mhm! Es ist ein sehr merkwürdiger Leichenfund. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich fürchte, unseren Pathologen wird es genauso ergehen. Daher ist es schwer zu sagen, wie lange die Untersuchungen dauern. Erstmal muss er wohl auftauen, damit wir ihn überhaupt obduzieren können.“
„Nun, mein lieber Inspektor, dies könnte aber die Ursache beseitigen und so eine Klärung zunichte machen. Denken Sie nicht?“ Holmes’ Einwand war berechtigt, aber Lestrade zuckte nur hilflos mit den Schultern. Der Detektiv musste abwarten, die Männer von Scotland Yard ihre Arbeit tun lassen und das Beste hoffen.
„Wenigstens glauben Sie nicht auch an diesen Geistertanz.“
„Mhm!“, machte Lestrade nur abermals.
„Ich flehe Sie an, Lestrade, verfallen Sie angesichts eines seltsamen Leichenfundes bitte nicht auch in diesen Aberglauben. So sehr ich dem Duke den Triumph gönnen würde, einer ruhelosen Seele Frieden zu schenken, mein rationaler Verstand verbietet mir, solchen Unfug zu glauben.“
Der Inspektor nickte, sagte aber nichts dazu.
Holmes war auf dem gemeinsamen Rückweg mit Watson in die Baker Street sehr schweigsam. Watson ließ ihn schließlich seinen Gedanken nachhängen, wofür er dem Freund sehr dankbar war.
Das alles erschien auch ihm sehr dubios. Wer konnte einen Menschen bei lebendigem Leib einfrieren? Wie er es auch drehte und wendete, es wollte einfach keinen Sinn ergeben.
Mrs Hudson erwartete sie mit Tee und Gebäck, doch Holmes lehnte auch
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