Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
durch“, flüsterte Watson und berührte mit beiden Händen meine Wangen. „Halten Sie durch!“
Etwas polterte, und ich schreckte hoch. Das grelle Licht der Mittagssonne fiel mir direkt in die Augen. Ich blinzelte, schnaufte schlaftrunken und ließ mich wieder auf die verlockend weiche Matratze sinken.
Die Müdigkeit hatte mich noch fest im Griff, und ich war nur allzu bereit, mich ihr umgehend zu ergeben. Der Plan wäre auch aufgegangen, wenn nicht eine bekannte Stimme widersprochen hätte. „Sie sind wach! Endlich!“
„Lassen Sie mich schlafen, Watson“, knurrte ich und zog mir die Decke über das Gesicht.
„Sie schlafen seit zwei Tagen. Es wird Zeit, dass Sie etwas zu sich nehmen.“
Ich öffnete die Augen. „Zwei Tage?“
„Ununterbrochen.“
Die Information verwirrte mich genug, um meinen Verstand in Gang zu setzen, der sofort Tausende von Fragen stellte – und mich damit endgültig weckte. Ich brachte mich in eine sitzende Position, rieb mir die Augen und sah Watson an, der sich einen Stuhl herangezogen hatte.
„Warum habe ich zwei Tage geschlafen?“, fragte ich misstrauisch.
Die Art, wie mein Freund mich ansah, gefiel mir überhaupt nicht.
„Sie erinnern sich nicht?“
„Meine Frage wäre sonst sinnlos, oder?“
Watson lachte leise. „Was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern?“ Ich mochte keine Gegenfragen. Außer meinen eigenen. Da mir mein Instinkt jedoch sagte, dass hier etwas Seltsames vor sich ging, legte ich tatsächlich die Stirn kraus und dachte nach. Blasse Bilder tauchten nach einigen anstrengenden Sekunden auf.
„Ich weiß nicht“, begann ich zögernd. „Ich hatte einen verrückten Traum, und es fällt mir schwer, mich an etwas davor zu erinnern.“
„Kam in dem Traum ein schwarzes Biest vor?“
„Woher wissen Sie das? Habe ich im Schlaf geredet?“ Watsons Blick ruhte eine Weile auf mir. Er musterte mich und in seinen Augen schimmerte Sorge. „Es war kein Traum, Holmes.“ Nun war es an mir, leise zu lachen. „Sicher. Gleich erzählen Sie mir, diese Frau …“
„Miranda“, erwiderte Watson ruhig.
Ich öffnete den Mund, wollte seine Behauptung durch eine logische Beweisführung entkräften, doch zerrte mein Verstand immer mehr Bilder hervor, bis ich in der Flut von Erinnerungen ertrank.
Hunderte von Emotionen durchfuhren mich, ließen mich erzittern.
Ich vergrub den Kopf in meinen Händen. Jemand ergriff mich bei den Schultern, spendete mit der Geste Trost.
„Alles in Ordnung?“
Ich ignorierte die Frage, hob das Gesicht und sah meinen Freund lange an. Die Erinnerungen waren zu ungeheuerlich, zu phantastisch
… zu paranormal . Aber da war auch diese leise Stimme in mir, die immer wieder flüsterte: „Es ist wahr! Das hast du erlebt!“ Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich mich endlich räusperte und den Blick abwendete.
„Dann haben Sie mich … um mich …“
„Natürlich!“ Er beugte sich vor, ergriff meine Hand und drückte sie sanft. „Ich war die ganze Zeit an Ihrer Seite. Ich wollte sichergehen, dass Sie … also dass ich Sie nicht doch noch …“ Ein Lächeln stahl sich in meine Mundwinkel. Er musste nicht zu Ende sprechen. Ich wusste auch so, was er sagen wollte – und ich antwortete auf meine Art. Ich erwiderte den Druck seiner Hand und nach einem weiteren, kostbaren Moment neigte er den Kopf und zog sie fort.
„Was ist aus dem Biest …“, begann ich, brachte es jedoch nicht über mich, den Satz zu beenden.
„Miranda hat auch ihn zurückgeholt. Er hat übrigens einen Namen: Sassador.“
„Sassador“, wiederholte ich leise, als kostete ich den Namen auf der Zunge. „Hat er Ihnen … etwas …“
„Angetan? Nein. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich über das Band mit Ihnen verbunden war, weswegen er auch Dr. Tobias’ Befehl nicht vollends nachkam, Sie … unschädlich zu machen. Das Band zerbrach zwar, als Miranda Sie in Ihren Körper zurückholte, doch machte der Dämon keinerlei Anstalten, einem von uns Schaden zuzufügen. Im Gegenteil. Er sprach davon, dass wir alle Opfer von Dr. Tobias wären und dass er diese Form von Verbindung immer achten würde.“
„Wie … nett“, erwiderte ich gedehnt und fragte mich, was ich von der Ehrerbietung eines Dämons halten sollte. Dann fiel mir etwas ein.
„Wenn er diese Verbindung achtet, warum hat er mich dann vor dem Scotland Yard-Gebäude angegriffen?“
„Das hat er nicht. Er hat bei Ihnen Hilfe gesucht, Holmes.“
„Indem er mich
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