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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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„Das war kein menschlicher Körper, oder jedenfalls nur zum Teil. Der Rest war … etwas anderes.“
    Wir erreichten Covington Mill House. Nichts an dessen Äußeren ließ vermuten, welch dunkle Dinge sich in seinem Inneren abgespielt haben mussten. Es war ein einstöckiges, kastenförmiges Gebäude, an dessen Seite sich noch das stillgelegte Mühlrad befand. Ein verwilderter, aber sehr reizvoller Garten umgab es, durch den der Mühlbach in Richtung Dorf rauschte. Ich konnte mir vorstellen, dass es sich für einen in sich gekehrten geistigen Arbeiter als das ideale mon repos darstellte. Seinem Hund allerdings war es, wie der Polizist uns erzählte, vom ersten Tag an zuwider gewesen: Obwohl es in der Umgebung von Kaninchen wimmelte und mehrere Hundedamen auf den umliegenden Bauernhöfen gerne seine Bekanntschaft gemacht hätten, war der Beagle-Rüde seinem Herrn nicht einmal bis zur Haustür gefolgt. Er war wie der Blitz im Wald verschwunden und erst Tage später dem Hundefänger in Brighton ins Netz gegangen. Erstaunlicherweise hatte Netherby, der seinen Hund bis dahin wie ein Kind geliebt hatte, keinerlei Interesse mehr an dem Tier gezeigt und dem Hundefänger mitteilen lassen, er könne ihn erschlagen. Es war das erste Anzeichen einer unerfreulichen Veränderung, die von dem Mann Besitz ergriffen hatte.

    Holmes, der ungeduldig dieser traurigen Geschichte gelauscht hatte, verlangte ins Haus geführt zu werden. Bevor wir aber eintraten, reichte er jedem von uns eine Gaze-Maske, die wir über Mund und Nase binden sollten. Möglicherweise, so sagte er, sei der vom Pfarrer aufgesammelte Staub Anzeichen für giftigen Schimmel im Haus.
    Ich stimmte ihm zu, obwohl ich noch nie Schimmel von violetter Farbe gesehen hatte. Mühlen mit ihrer unmittelbaren Nähe zum Wasser standen für gewöhnlich auf feuchten Fundamenten, aus denen die Nässe dann bis in die Wohnräume zog.
    Das Gebäude, in das man uns führte, war düster und muffig. Man hatte alle Fensterläden zugenagelt, um zu verhindern, dass das unbekannte Übel im Hause nach außen kroch. Wie alle einsam stehenden Häuser verfügte es jedoch über einen Vorrat an Petroleumlampen, die wir anzündeten, sodass eine allgemeine Helligkeit herrschte. Außerdem hatten wir zwei starke Karbidlampen mitgebracht. In ihrem bernsteingelbem Schein sahen wir, dass das Innere des Hauses in keiner Weise bemerkenswert war. Die Möbel in den traditionell eingerichteten Zimmern waren mit weißen Laken verhüllt, denn bewohnt hatte der Schriftsteller ausschließlich die große, zu einem Studio umgebaute Dachstube. Ein wenig befremdend wirkte nur, dass Netherby die Gewohnheit mancher Wissenschaftler und Künstler gehabt hatte, seine Werke auf Fensterscheiben und der weißen Holztäfelung zu skizzieren. Die Wände waren über und über, kreuz und quer mit Fettstift beschrieben – leider durchwegs in französisch, der Sprache, in der er auch seine Werke verfasste und die keiner von uns verstand.
    Er musste fieberhaft gearbeitet haben, denn auch der Schreibtisch und der Boden rundum waren mit Manuskriptblättern bedeckt.
    Holmes bedeutete uns, an der Türe stehen zu bleiben. Dann schritt er, die Hände auf dem Rücken verschränkt, langsam in alle Richtungen durch den Raum, blieb stehen, betrachtete da und dort eine Einzelheit. Wir beobachteten, wie er, die Lupe in der Hand, den krakeligen Schriftzeichen auf der Täfelung folgte. Dabei stieß er eine Serie von „Hmm!“ aus, die immer lauter und heftiger wurden. Schließlich winkte er uns. „Hierher! Herr Pfarrer, Sie sind ein gebildeter Mann, können Sie diese Schriftzeichen lesen?“ Als er uns der Reihe nach die Lupe reichte sahen wir, dass das, was wir für Risse und Sprünge in der Täfelung gehalten hatten, tatsächlich Schriftzeichen waren – aber welche Sprache sie repräsentierten, war uns rätselhaft. Keine zwei davon waren gleich, wir konnten keine Abtrennungen finden, die uns Wörter oder Sätze kenntlich gemacht hätten, und doch waren diese dahinkriechenden Bänder eindeutig eine Schrift. So wenig wir sie lesen konnten, so wenig fanden wir auch heraus, womit sie geschrieben worden waren. Sie ähnelten am ehesten den Spuren, die der Holzwurm hinterlässt. Aber wo gab es einen Schreiber, der seine Mitteilungen ins Holz nagte?
    Nachdem wir mit der Schrift nicht weiterkamen, wandten wir uns dem Ort zu, wo man den toten Schriftsteller entdeckt hatte.
    „Hier hat man ihn gefunden, Herr Professor.“ Holmes wehrte

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