Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
konnte Ihnen die Beschwörung des Dämons nicht verborgen bleiben. Das sollte es ja auch nicht! Ich hätte niemals in Ihre Räumlichkeiten vordringen und Sie dort herausfordern können. Ich musste Sie herauslocken, und was ist da praktischer als ein Wesen, das es wert ist, von Ihnen persönlich gesucht zu werden – und das die Kontrolle über Sie übernehmen kann, wenn es in diesem Zustand ist?“
Miranda schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Infernaldämonen sind intelligente Jäger, die in unserer Welt nur mit der Lebensenergie anderer Wesen existieren können. Ihren Angriff überlebt niemand. Was hätte es Ihnen genutzt, mich umzubringen?“
„Sie hören mir nicht zu!“ Dr. Tobias’ Stimme donnerte wütend durch den Wald. „Ich habe ihn in die Zwischenwelt versetzt! Mein Gott, und Sie halten die Menschheit für einfältig? Wie kommt es dann, dass ich dieses Wissen erlangen konnte und Sie nicht? Ein Infernaldämon ist in der Zwischenwelt körperlos mit anderen Bedürfnissen. Er braucht dort keine Lebensenergie, sondern Emotionen ! Und wer den Dämon beherrscht, beherrscht die Emotionen seiner Opfer und damit das Opfer selbst. Kein Geschöpf kann sich ihm erwehren, wenn er erst die Kontrolle übernommen hat!“
Miranda atmete tief durch und rang sichtbar um Fassung. „Das hat noch nie jemand gewagt“, brachte sie schließlich mit zitternder Stimme hervor. „Sie haben keine Ahnung, was Sie damit angerichtet hätten!“
„Oh doch! Durch Ihre Kontrolle hätte ich Zugriff auf die Akasha-Chronik bekommen. Alles Wissen dieses Universums! Ich wäre der mächtigste, wohlhabendste Mann der Welt.“ Sie lachte trocken. „Und wer hätte sich dann darum gekümmert die Wesen zu suchen, die durch Ihresgleichen freigesetzt werden? Die Welt wäre binnen kürzester Zeit zugrundegegangen!“ Miranda fing Watsons ratlosen Blick auf und ließ die Schultern sinken. „Ich bin eine Weltenseherin, Dr. Watson. Es ist meine Aufgabe, das Tor zur Akasha-Chronik zu beschützen, dem allumfassenden Weltengedächtnis. Hinter dem Tor lauert ein Wissen, das so groß und mächtig ist, dass kein einzelnes Wesen es ertragen könnte, es in sich aufzunehmen. Es gibt Menschen, die Kontakt aufnehmen und winzige Informationen abfragen, aber den meisten würde Schlimmeres widerfahren, als einfach nur wahnsinnig zu werden, wenn sie in das Wissen eintauchten. Selbst ich frage das Tor nur sehr selten etwas und wenn, ist es immer sehr gut vorbereitet.“ Sie wandte sich an Dr. Tobias. „Macht hat immer zwei Seiten. Man darf sie nicht nur besitzen, man muss ihrer würdig sein.“
„Ah. Ich verstehe“, murmelte Watson undeutlich.
„Wirklich?“
„Nein. Aber fahren wir fort. Über diese … Akasha-Chronik haben Sie also erfahren, dass ein Wesen beschworen wurde?“ Miranda nickte. „So ist es. Dämonen gehören nicht in diese Welt.
Betreten sie sie trotzdem, ist das eine Anomalie, über die ich umgehend informiert werde. Es ist dann an mir, die Anomalie zu suchen und möglichst zu beheben.“
Mein Freund schürzte die Lippen. „Ich denke, soweit kann ich folgen. Aber es gibt etwas, das mich überaus beschäftigt: Wie passt Holmes in das Bild? Was hat er mit Dämonen zu schaffen?“ Eine berechtigte Frage. Teilweise konnte ich sie mir inzwischen selbst beantworten, doch fehlten mir noch immer etliche Fragmente meiner Erinnerung.
„Dr. Tobias? Die Frage geht an Sie. Was haben Sie mit dem Freund von Dr. Watson angestellt?“ Miranda verschränkte die Arme vor der Brust.
Er zierte sich erst, doch mein Freund überzeugte ihn auch dieses Mal. „Er … er stolperte direkt in die zweite Beschwörung“, keuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Was soll das heißen?“, bohrte Miranda nach.
„Erst beschwor ich den Dämon und schickte ihn in die Zwischenwelt. Nachdem er sich gelabt hatte und stark genug war, vollzog ich die zweite Beschwörung.“
„Gelabt?“, wiederholte Watson konsterniert.
Dr. Tobias stöhnte genervt auf. „Ich habe ihn losgeschickt, sich Nahrung zu suchen!“
„Die Jagdgesellschaft!“ Watson riss die Augen auf und starrte zu Miranda. „Der Grund für Holmes’ Recherche im Wald! Vor einigen Tagen verstarben hier etliche hochgestellte Persönlichkeiten unter seltsamen Umständen. Sie waren dem Wahnsinn nah und irrten mit blutunterlaufenen Augen umher.“ Er sah voller Abscheu auf Dr. Tobias’ Kopf hinab. „Und wir dachten, Pilze wären daran Schuld. Aber kommen Sie endlich zu dem Punkt, was mit
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