Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Holmes geschehen ist!“ Mein Freund war dermaßen außer sich, dass er sein Knie in den Rücken des Mannes presste und dessen Schultern zeitgleich zurückbog.
„Hören Sie auf! Sie brechen mir noch das Rückgrat!“
„Ich bin Arzt. Glauben Sie mir, Sie haben keins. Also?“ Dr. Tobias schnaubte frustriert. „Der Dämon fand sich nur dürftig in der Zwischenwelt zurecht, konnte seine Kraft schwer einschätzen und noch schwerer kontrollieren. Er war wie ein wildes Tier, das mir zwar gehorchte, aber zu unberechenbar war und schnell über das Ziel hinausschoss. Ich musste sichergehen, dass ich ihn vollkommen beherrschte, bevor er stärker wird. Nur so konnte ich ihn dazu zwingen, sich mit seiner Macht zurückzuhalten. Also vollzog ich ein Bann-ritual. Ihr Freund stolperte just in dem Moment in den Kreis, als sich die Fessel schloss und wurde ein Teil des Bundes. Ich durfte das Risiko nicht eingehen, dass er ebenfalls Macht über den Dämon erlangt!“
„Sie … haben ihn … getötet?“ Watson wurde kreidebleich.
In Dr. Tobias’ Augen schlich sich Triumph. „Nein.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich habe ihn töten lassen ! Es war die erste Amtshandlung meines Sklaven!“
Watson taumelte, hätte beinahe seinen Gefangenen losgelassen. Miranda trat näher und legte meinem Freund voller Mitleid eine Hand auf den Arm. Seine Augen schimmerten wässrig, doch er nickte nur, wollte sich den Schmerz nicht anmerken lassen. Ich stand in einiger Entfernung und beobachtete die Szene. Das war es also. Ich hatte mich so an den Gedanken geklammert, einfach nur unsichtbar zu sein, dass ich mich um ein glückliches Ende betrogen fühlte. Eine unnatürliche Leere ergriff von mir Besitz und mit einem Mal konnte ich weitere Bilder deuten, auch wenn sie nun keine Bedeutung mehr für mich hatten. Ich erinnerte mich wieder an den Angriff der Bestie. An den ersten Angriff. Den, der mich wahrscheinlich das Leben gekostet hatte. Ich blinzelte. Aber warum hatte es dann einen zweiten gegeben? Vor dem Scotland Yard Gebäude? Ich sah zu der Schattengestalt, die ruhig neben der Hütte schwebte. Ihre roten Augen beobachteten mich, doch zum ersten Mal kamen sie mir nicht mehr bedrohlich vor, sondern eher … auffordernd.
„Dr. Watson, kann ich Sie einen Moment alleine lassen?“, fragte Miranda. „Ich möchte einen Blick in die Hütte werfen. Vielleicht finde ich dort etwas, womit ich den Dämon aus der Zwischenwelt holen kann. Und dann sollten wir diesen unglückseligen Ort verlassen.“
„Ja … sicher.“ Die Stimme meines Freundes klang brüchig. Er drehte sich mit dem Rücken zu dem kleinen Platz und starrte in den Wald.
Miranda strich ihm ein letztes Mal mit der Hand über die Schulter, dann griff sie Dr. Tobias in die Jackentaschen und zog einen Schlüssel hervor. Er knurrte leise, als sie auf die Hütte zuschritt, die Laterne im Vorbeigehen auflas und das Vorhängeschloss an der Hüttentür entfernte. Sie verschwand im Inneren, kam jedoch nach wenigen Sekunden wieder heraus und blickte konsterniert auf Dr. Tobias.
„Wer sind die beiden Männer, die auf dem Boden liegen?“ Der Mann grinste diabolisch. „Die Leichen des Dämons und seines Freundes.“
Watson zuckte bei den Worten zusammen.
„Die Leiche des … Sie haben den Dämon in seiner körperlichen Form hierhergeholt und dann in die Zwischenwelt gebannt?“ Miranda klang derart ungläubig, dass sich selbst Watson zu ihr umdrehte.
Dr. Tobias verzog das Gesicht und nickte knapp. „Wie hätte es sonst funktionieren sollen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Sie Wahnsinniger! Einen Dämon töten Sie doch nicht, in dem Sie ihm seine Seele entreißen! Wissen Sie, welche Folgen das hat?“
Zum ersten Mal zeigte sich auf seinem Gesicht Unsicherheit. Er schluckte und sah sie schweigend an.
„Ich kann nur seine feinstoffliche Form zurück in den Körper bannen, der eigentlich in den Niederhöllen verweilen sollte, es aber nicht tut, weil Sie ihn durch eine Tür gezogen haben, durch die er nicht mehr zurückgehen kann! Der Dämon ist in dieser Welt gefangen!“ Watson entglitten die Gesichtszüge. „Aber Sie haben doch gesagt, Sie kümmern sich um die Wesen, die unberechtigt in diese Welt kommen!“
„Ja, aber vermutlich anders, als Sie es glauben! Ich kann den Schaden nur begrenzen. Treibt es ein Dämon zu heftig, kann ich ihn für eine Weile verjagen, manchmal sogar töten, aber niemals in seine eigene Welt zurückschicken. Und Sie wollen nicht wissen, was geschehen
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