Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
Kanada lebenden Erben nichts gewusst hatte, musste er es jedenfalls sehr bald von Doktor Mortimer erfahren, und von diesem hörte er denn auch jede Einzelheit über die bevorstehende Ankunft Sir Henrys. Zunächst dachte er nun, der junge Fremde aus Kanada könnte vielleicht in London ins Jenseits befördert werden, ehe er überhaupt nach Devonshire käme. Gegen seine Frau hegte er Misstrauen, seitdem sie sich geweigert hatte, ihm in seinem Anschlag gegen den alten Baronet beizustehen; er wagte deshalb nicht, sie für längere Zeit aus den Augen zu lassen, weil er seinen Einfluss auf sie zu verlieren fürchtete. Deshalb nahm er sie mit nach London. Sie wohnten dort im Mexborough-Hotel in Craven Street – einem von den Gasthöfen, deren Papierkörbe ich durch Cartwright durchsuchen ließ. Wie Sie wissen, war die Nachforschung vergeblich. Hier schloss er seine Frau in ihr Zimmer ein, während er selbst, unter der Verkleidung eines falschen Bartes, dem Dr. Mortimer auf seinen Gängen zu meiner Wohnung und später zum Bahnhof und dem Northumberland-Hotel unbemerkt folgte.
    Seine Frau hatte eine ziemlich bestimmte Ahnung, mit welchen Plänen er sich trüge, aber sie hatte zugleich auch – und zwar infolge brutaler Misshandlungen – eine solche Angst vor ihrem Mann, dass sie es nicht wagte, dem in Gefahr schwebenden, ahnungslosen Baronet ein Warnungszeichen zu geben. Wäre der Brief in Stapletons Hände gefallen, wäre sie selber ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen. Schließlich fiel ihr, wie wir wissen, ein Aushilfsmittel ein: Sie schnitt die Worte ihrer Warnung aus einer Zeitung aus und adressierte den Brief mit verstellter Handschrift. Der Baronet erhielt ihn und damit zugleich die erste Warnung vor der Gefahr.
    Von Stapletons Gewandtheit erhielten wir selber an jenem Morgen einen Begriff, als er uns so plötzlich entkam. Er wusste von dem Augenblick an, dass ich den Fall in meine Hände genommen hatte, dass also in London sich schwerlich für ihn eine Gelegenheit ergeben würde, seine Mordpläne zur Ausführung zu bringen. Er kehrte daher nach Devonshire zurück und wartete des Baronets Ankunft ab.«
    »Einen Augenblick, bitte!«, rief ich. »Sie haben ohne Zweifel die Reihenfolge der Ereignisse richtig angegeben, aber es bleibt noch ein Punkt unaufgeklärt: Was wurde aus dem Hund, während der Herr in London war?«
    »Ich habe mich selbst ernstlich mit diesem ohne Frage wichtigen Punkt beschäftigt. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass Stapleton einen Vertrauten hatte, obwohl er ihn wahrscheinlich nicht so weit ins Geheimnis zog, dass seine eigene Sicherheit dadurch gefährdet werden konnte. In Merripit House war ein alter Diener namens Anton. Er ist mit den Stapletons hierhergekommen und soll schon früher bei ihnen gewesen sein. Dann müsste er aber auch gewusst haben, dass die Stapletons nicht Bruder und Schwester, sondern Mann und Frau waren. Der Mann ist heute Nacht verschwunden und nicht wiedergekommen. Auffällig ist auch sein Name: Anton heißen in England nur wenig Leute, dagegen ist Antonio in Spanien und im spanischen Amerika ein sehr gewöhnlicher Name. Er sprach, wie auch Mrs Stapleton, gut englisch, aber mit einem etwas lispelnden Akzent. Ich selbst habe den alten Mann über den Grimpener Morast gehen sehen; er benutzte diesen von Stapleton kenntlich gemachten Pfad. Höchstwahrscheinlich also hat er in Abwesenheit seines Herrn den Hund gefüttert, obwohl er vielleicht den Zweck, zu welchem die Bestie gehalten wurde, nicht gekannt hat.
    Ich selbst hatte vom ersten Anfang an Stapleton in Verdacht. Und das kam so: Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich das Papier des Warnungsbriefes genau untersuchte, um eine Wassermarke zu entdecken. Als ich es nun ein paar Zoll weit von meinen Augen entfernt hielt, bemerkte ich den schwachen Duft eines Parfüms. Es war weißer Jasmin. Es gibt fünfundsiebzig verschiedene Parfüms, und wer sich berufsmäßig mit der Entdeckung von Verbrechen beschäftigt, der muss sie alle voneinander unterscheiden können; mehr als einmal ist es mir passiert, ein scheinbar unerklärliches Rätsel mit Hilfe des Geruchssinnes sofort zu lösen. Das Parfüm brachte mich darauf, dass eine Dame im Spiel sein müsste, und so war es ganz natürlich, dass ich meine Aufmerksamkeit dem Ehepaar Stapleton zuwandte. Ich wusste also, dass ein Hund benutzt wurde, und ich hatte erraten, wer der Verbrecher war, ehe ich London verlassen hatte.
    Was ich hier tat, während Sie mich zu Hause in

Weitere Kostenlose Bücher