Sherlock Holmes - gesammelte Werke
Mauerreste von den Hütten der Bergleute, die ohne Zweifel von den Fieberdünsten des Sumpfes vertrieben worden waren. In einer dieser Hütten hatte das wilde Tier gehaust, das Stapleton zu seinem Verbündeten ausersehen hatte; wir fanden seine Kette und einen großen Haufen abgenagter Knochen. In einer Ecke lag eine Dose, die eine leuchtende Masse enthielt – ohne Zweifel das Phosphorpräparat, das dem schlauen Schurken dazu gedient hatte, aus seinem Hund einen Höllenhund zu machen.
»Und nun«, sagte Holmes, »wo wir alle Ecken und Winkel durchsucht haben, können wir sagen, dass der Fall kaum noch ein unaufgeklärtes Geheimnis enthält.«
»Hm«, antwortete ich, »immerhin haben wir über Stapletons Persönlichkeit doch nur Vermutungen. War er wirklich ein Baskerville? Das wird wohl kein Mensch je erfahren, und damit bleibt auch der Beweggrund des Verbrechens für immer im Bereich der bloßen Mutmaßungen.«
»O nein, mein lieber Watson. Der Beweggrund ist völlig klar: Stapleton war ein Baskerville. Sie wissen, ich hatte heute früh eine kleine Unterredung mit seiner armen Frau, und wenige Fragen genügten, um in dieser Hinsicht alles aufzuklären. Er war ein Sohn des jüngeren Bruders von Sir Charles, Rodger Baskerville, der infolge anrüchiger Geschichten nach Südamerika hatte fliehen müssen. Es hieß, er sei dort unverheiratet gestorben. Das war aber ein Irrtum. Er hatte geheiratet, und dieser Ehe entstammte ein Sohn, der, wie sein Vater, Rodger hieß. Es ist unser Verbrecher. Dieser heiratete eines der schönsten Mädchen von Costa Rica, Beryl Garcia. Nachdem er eine bedeutende Summe Geldes veruntreut hatte, floh er mit seiner Frau nach England, wo er unter dem Namen Vandeleur eine Schule in Yorkshire hielt. Bald fand er es aber angezeigt, seinen Namen abermals zu ändern, und er kam als Stapleton mit den Resten seines Vermögens und mit seinen Zukunftsplänen nach Südengland.
Offenbar hatte er sich nach den Verhältnissen seiner Familie erkundigt und natürlich bald herausgefunden, dass nur zwei Männer zwischen ihm und einer großen Erbschaft standen; vielleicht hat er sogar im Anfang von dem Vorhandensein des jetzigen Baronets gar nichts gewusst, sondern geglaubt, er habe es nur mit Sir Charles zu tun. Als er nach Devonshire kam, waren überhaupt seine Pläne, glaube ich, noch außerordentlich unbestimmt. Aber dass er von Anfang an auf Böses sann, geht daraus hervor, dass er seine Frau für seine Schwester ausgab. Offenbar gedachte er sie als Lockvogel zu benutzen, wenn er auch noch nicht wusste, in welcher Weise dies geschehen könnte. Zunächst ließ er sich möglichst nahe bei dem Haus seiner Väter nieder, alsdann trug er Sorge, mit Sir Charles und den anderen Nachbarn in ein freundschaftliches Verhältnis zu treten. Der Baronet erzählte ihm von dem Familienhund und sprach sich damit selber das Todesurteil.
Nachdem Stapleton einmal seinen bestimmten Plan gefasst hatte, führte er ihn mit außerordentlicher Schlauheit durch. Auf den zur Bereicherung seiner Schmetterlingssammlung unternommenen Streifzügen hatte er das Moor in allen Richtungen kennengelernt; er hatte den Weg nach dieser alten Zinngrube gefunden und hatte damit das unumgänglich nötige Versteck für seinen grimmigen Hund, den er sich in London gekauft und in dunkler Nacht von einer entfernten Bahnstation hierher gebracht hatte. Er wartete nun seine Gelegenheit ab. Aber diese wollte nicht kommen. Er hatte gehofft, seine Frau würde bereit sein, Sir Charles ins Verderben zu locken, aber hier stieß er auf einen unerwarteten Widerstand. Wie er schließlich durch Benutzung seiner Freundin, Mrs Laura Lyons, seinen Zweck erreichte, wissen Sie bereits. Aber beide Frauen, die er in sein Spiel gezogen hatte, Mrs Stapleton und Mrs Lyons, hatten einen bösen Verdacht gegen ihn gefasst. Seine Frau kannte seine Zukunftspläne und wusste außerdem um die Anwesenheit des Hundes. Mrs Lyons wusste von diesen beiden Umständen nichts, aber es hatte einen starken Eindruck auf sie gemacht, dass der Baronet gerade zu der Stunde gestorben war, wo sie eine Zusammenkunft mit ihm haben sollte, und dass sie auf Stapletons ausdrücklichen Wunsch dieser Zusammenkunft hatte fern bleiben müssen. Indessen beide Frauen standen unter dem Einfluss seines starken Willens, und er hatte von ihnen nichts zu fürchten. Die erste Hälfte seiner Aufgabe war erfüllt, aber der schwierigere zweite Teil blieb noch zu tun.
Wenn Stapleton von dem Vorhandensein des in
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