Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
nicht länger zu ertragen vermag. In solchen Stunden war sein Gesicht, selbst an kalten Tagen, geradezu in Schweiß gebadet.
    Ich eile zum Schluss, um Ihre Geduld nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen, Mr Holmes. Eines Nachts verfiel er wieder in solch einen trunkenen Wutanfall, aus dem er nicht wieder zu sich kam. Als wir nach ihm suchten, fanden wir ihn, mit dem Kopf nach unten, in einem kleinen, schmutzigen Teich, der am Ende des Gartens liegt. Kein Zeichen von Gewalttat ließ sich wahrnehmen; das Wasser war nur zwei Fuß tief, und so lautete der Wahlspruch der Geschworenen – in Anbetracht seiner bekannten Exzentrizität – auf Selbstmord.
    Mir aber fiel es schwer, mich von diesem Ausspruch überzeugen zu lassen, wusste ich doch, wie sehr ihm stets vor dem bloßen Gedanken an den Tod gegraut hatte. Doch es blieb dabei; mein Vater erbte die Besitzung und ungefähr 14 000 Pfund, die zu seiner Verfügung auf der Bank lagen.«
    »Einen Augenblick!«, unterbrach ihn Holmes. »Ihr Bericht gehört – so viel ist gewiss – zu den merkwürdigsten, die ich je vernommen. Geben Sie mir das Datum des Eingangs jenes Briefes an Ihren Oheim sowie das Datum seines vermutlichen Selbstmordes.«
    »Der Brief traf am 10. März 1883 ein, sein Tod erfolgte sieben Wochen später, in der Nacht vom 2. Mai.«
    »Danke; bitte weiter.«
    »Damals, als mein Vater die Besitzung in Horsham übernahm, durchsuchte er, auf meine Bitte, die so sorgsam verschlossen gewesene Bodenkammer sehr genau. Wir fanden den Metallkasten, obwohl der Inhalt vernichtet worden war. An der inneren Deckelseite klebte ein Zettel, abermals mit K. K. K.; darunter stand: ›Briefe, Mitteilungen, Quittungen und Register.‹ Offenbar waren dies die von meinem Onkel vernichteten Papiere. Im Übrigen fand sich nichts von Wichtigkeit in der Kammer, es sei denn eine große Menge von Papieren und Notizbüchern, die sich auf das Leben meines Oheims in Amerika bezogen. Manche stammten aus der Kriegszeit und bewiesen, dass er seiner Pflicht treulich nachgekommen war und den Ruf eines tapferen Soldaten genossen hatte; andere, aus der Zeit des Wiederauflebens der südlichen Staaten, bezogen sich hauptsächlich auf Politik; augenscheinlich hatte er gegen die Wanderagitatoren, die vom Norden ausgesandt wurden, entschieden Partei ergriffen.
    Zu Anfang des Jahres 1884 war mein Vater nach Horsham gezogen, und nichts störte unser Zusammenleben bis zum Januar 1885. Am vierten Tag im neuen Jahr vernahm ich einen lauten Ausruf des Staunens von den Lippen meines Vaters, als wir eben frühstückten. Da saß er mit einem eben geöffneten Briefumschlag in der einen Hand und fünf trockenen Apfelsinenkernen auf der ausgestreckten Fläche der anderen. Er hatte stets über ›mein Märchen vom Obersten‹, wie er es nannte, gelacht, jetzt aber, als ihm dieselbe Geschichte passierte, sah er höchst befremdet und verwundert drein.
    ›Was in aller Welt soll das heißen, John?‹, stotterte er.
    Mein Herz stand still. ›Es ist dasselbe K. K. K.‹, sagte ich.
    Er blickte in den Umschlag. ›Wahrhaftig!‹, rief er aus. ›Da sind sie, die Buchstaben! Was aber steht hier darüber?‹
    ›Legt die Papiere auf die Sonnenuhr‹, las ich, über seine Schulter blickend.
    ›Welche Papiere? Welche Sonnenuhr?‹, fragte er.
    ›Die Sonnenuhr im Garten; eine andere gibt es nicht‹, antwortete ich; ›die Papiere aber müssen die zerstörten sein.‹
    ›Ach was!‹, meinte er, indem er sich zu fassen suchte. ›Wir leben hier in einem zivilisierten Land und können uns auf derartige Narrenpossen nicht einlassen. Woher kommt das Ding?‹
    ›Von Dundee‹, erwiderte ich, den Stempel betrachtend.
    ›Irgend ein alberner Streich‹, meinte er, ›was habe ich mit Sonnenuhren und Papieren zu schaffen? Ich werde den Unsinn nicht weiter berücksichtigen.‹
    ›Es wäre wohl besser, die Sache anzuzeigen‹, schlug ich vor.
    ›Und mich gründlich auslachen zu lassen. Nein – nichts davon.‹
    ›So lass mich es tun‹, bat ich.
    ›Ich verbiete es dir‹, gab er zurück. ›Wegen solcher Lappalie braucht kein Lärm geschlagen zu werden.‹
    Weitere Erörterungen wären vergeblich gewesen, denn mein Vater war ein unbeugsamer Mann. Mich aber bedrückten schwere Ahnungen.
    Am dritten Tag nach Empfang des Briefes besuchte mein Vater einen alten Freund, Major Freebody, der einem der Forts auf Portsdown Hill vorsteht. Ich freute mich, dass er ging, denn mich dünkte stets, er sei auswärts weniger in Gefahr als

Weitere Kostenlose Bücher