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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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an und schlich mich, sobald der Tag graute, aus dem Haus, ließ mir in dem gegenüberliegenden Wirtshaus zur Krone einen Wagen anspannen und fuhr nach Leatherhead; von da bin ich heute früh hier eingetroffen zu dem einzigen Zweck, Sie aufzusuchen und um Ihren Rat zu bitten.«
    »Daran haben Sie sehr wohlgetan«, versetzte Holmes. »Aber haben Sie mir auch alles gesagt?«
    »Gewiss, alles.«
    »Doch nicht, Miss Roylott. Sie schonen Ihren Stiefvater.«
    »Warum? Was wollen Sie damit sagen?«
    Als Antwort schlug Holmes die Spitzenmanschette zurück, welche das rechte Handgelenk der Erzählerin bedeckte.
    Fünf kleine blaue Male, sichtlich von fünf Fingern herrührend, zeichneten sich auf ihrem weißen Arm ab.
    »Sie sind misshandelt worden«, sagte Holmes.
    Tief errötend bedeckte sie die Stelle wieder. »Er ist ein rauer Mann«, sagte sie, »der vielleicht selbst kaum weiß, wie stark er ist.«
    Ein langes Schweigen folgte; das Kinn in die Hand stützend, blickte Holmes in das prasselnde Kaminfeuer. »Eine höchst rätselhafte Sache«, sagte er zuletzt. »Ich hätte noch tausenderlei Fragen, ehe ich mich über den einzuschlagenden Weg schlüssig mache. Und doch dürfen wir keinen Augenblick verlieren. Ließe es sich wohl machen, dass wir die fraglichen Zimmer ohne Wissen Ihres Stiefvaters besichtigen könnten, wenn wir heute nach Stoke Moran führen?«
    »Er hat gerade zufällig erwähnt, er müsse heute in einer sehr wichtigen Angelegenheit hierherfahren. Vermutlich wird er den ganzen Tag fort sein, und dann wären Sie völlig ungestört. Wir haben zwar gegenwärtig eine Haushälterin, aber die ist alt und einfältig und wäre leicht eine Weile zu entfernen.«
    »Vortrefflich. Sie haben doch nichts gegen diesen Ausflug, Watson?«
    »Nicht das Geringste.«
    »Dann werden wir uns also beide einfinden. Und was tun Sie selbst jetzt?«
    »Ich möchte gerne noch ein paar Sachen besorgen, weil ich gerade hier bin. Doch will ich mit dem Zwölfuhrzug wieder nach Hause fahren, sodass Sie mich rechtzeitig dort treffen werden.«
    »Bald nach Mittag dürfen Sie uns erwarten. Ich habe selbst noch einige kleine Angelegenheiten zu erledigen. Wollen Sie nicht noch bleiben und etwas frühstücken?«
    »Nein, ich muss gehen. Es ist mir schon leichter ums Herz, seit ich Ihnen anvertraut habe, was mich bedrückt. Ich will jetzt nur an unser Wiedersehen heute Nachmittag denken.« Sie zog den dichten schwarzen Schleier wieder über ihr Gesicht und verließ das Zimmer.
    »Nun, was halten Sie von der Sache, Watson?«, fragte Holmes, sich in seinen Stuhl zurücklehnend.
    »Es scheint mir eine höchst dunkle, unheimliche Geschichte.«
    »Allerdings, recht dunkel und recht unheimlich.«
    »Und doch, wenn, wie die Dame sagt, Fußboden und Wände ganz in Ordnung sind und durch Tür, Fenster und Kamin nichts hereinkommen konnte, muss unzweifelhaft die Schwester zur Zeit ihres rätselhaften Todes allein gewesen sein.«
    »Wie erklärt sich dann aber das nächtliche Pfeifen und die höchst eigentümliche Äußerung der Sterbenden?«
    »Das kann ich mir nicht denken.«
    »Dieses nächtliche Pfeifen, die Anwesenheit einer Zigeunerbande, die mit dem alten Doktor auf vertrautem Fuß stand, und die Tatsache, dass Letzterer offenbar das größte Interesse daran hatte, die eheliche Verbindung seiner Stieftochter zu verhindern, sind starke Verdachtsmomente. Wenn ich sie mit der Andeutung der Sterbenden zusammenhalte und schließlich mit dem metallenen Klang, den Miss Stoner gehört hat und der sehr wohl von der Wiederbefestigung der Vorlegestange an einem Fensterladen herrühren konnte, will es mich doch bedünken, als dürften wir hoffen, von dieser Grundlage aus des Rätsels Lösung zu finden.«
    »Aber was sollen denn die Zigeuner getan haben?«
    »Davon habe ich allerdings keine Ahnung.«
    »Ich meine, gegen diese ganze Auffassung ließe sich doch sehr viel einwenden.«
    »Das muss ich freilich selbst zugeben; gerade deswegen gehen wir noch heute nach Stoke Moran. Ich muss mich überzeugen, ob die Einwendungen stichhaltig sind oder sich beseitigen lassen. – Aber was zum Henker ist denn das!«, rief er plötzlich aus.
    Mit einem Mal war nämlich die Zimmertür aufgeflogen, und eine gewaltige Männergestalt in einem sonderbaren, halb gelehrten, halb bäuerischen Aufzug hatte sich unter derselben aufgepflanzt. Der Eindringling trug einen hohen schwarzen Hut und einen Rock mit langen Schößen, dazu Stulpenstiefel und in den Händen eine Reitpeitsche. Er

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