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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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frisch. Den Stock hatte die Polizei schon in Beschlag genommen, aber auch diese Blutflecken waren nur unbedeutend. Dass der Stock unserem Klienten gehört, unterliegt keinem Zweifel, er gibt es selbst zu. Die Fußspuren der beiden Männer waren auf dem Teppich zu erkennen, aber keine einer dritten Person, was wieder Wasser auf die Mühle der Gegenpartei ist, die ihrerseits die Verdachtsmomente zusammenreiht, während wir auf dem toten Punkt sind.
    Nur ein Hoffnungsschimmer dämmerte in mir auf – aber auch er ist nur sehr, sehr schwach. Ich prüfte den Schrank; sein Inhalt war größtenteils herausgenommen und lag auf dem Tisch. Die Papiere waren geordnet und in große Kuverts gesteckt, die dann zugesiegelt worden waren. Die Polizei hatte einige geöffnet. Soweit ich es beurteilen kann, hatten die darin befindlichen Papiere keinen großen Wert, auch das Bankbuch des Mr Oldacre ließ die Vermögensverhältnisse nicht sehr glänzend erscheinen. Es kam mir aber vor, als ob Papiere fehlen müssten – vielleicht waren das gerade die wichtigsten –, aber ich konnte sie, trotzdem ich alles danach durchsuchte, nicht finden. Dieser Umstand würde natürlich, wenn uns der Nachweis wirklich gelänge, von der größten Bedeutung sein, indem er Lestrades Begründung direkt widerspräche; denn wer wird Wertpapiere stehlen, die er bald erbt?
    Am Ende, nachdem ich alles vergeblich durchgesehen hatte, versuchte ich mein Glück mit der Haushälterin. Ihr Name ist Lexington, sie ist ein kleines, dunkles Weib, verschwiegen und argwöhnisch. Sie könnte uns manches sagen, wenn sie wollte, davon bin ich fest überzeugt. Aber sie war stumm wie eine Wachsfigur. Sie habe Mr Farlane um halb zehn die Tür geöffnet. Sie wünsche, dass ihr lieber vorher die Hand verdorrt wäre. Sie sei um halb elf zu Bett gegangen. Ihr Zimmer liege nach der entgegengesetzten Seite, sodass sie nichts hätte hören können. Erst vom Feuerlärm wäre sie munter geworden. Mr Farlane habe Hut und Stock im Hausflur gelassen, dessen erinnere sie sich ganz bestimmt. Ihr armer guter Herr wäre sicherlich ermordet worden. ›Hatte er Feinde?‹ Nun, jeder Mensch habe Feinde, aber Mr Oldacre habe sehr zurückgezogen gelebt und nur geschäftlich mit den Leuten verkehrt. Sie habe die Knöpfe gesehen und genau erkannt, dass sie von dem Anzug seien, den er den letzten Abend angehabt habe. Das Holz sei, weil es vier Wochen nicht geregnet habe, sehr dürr gewesen und habe gebrannt wie Zunder. Als sie dazugekommen wäre, sei alles ein Feuermeer gewesen, man habe nichts mehr unterscheiden können. Sie hätte aber das verbrennende Fleisch gerochen; nicht nur sie, die Löschmannschaft ebenfalls. Von den Papieren, wie von den Privatangelegenheiten des Mr Oldacre überhaupt, hätte sie keinerlei Kenntnis.
    So, mein lieber Watson, das ist der erschöpfende Bericht meines Misserfolges. Und doch – und doch ...«, er rang die mageren Hände in voller Überzeugung, »ich weiß, dass alles erlogen und falsch ist, ich fühl’s in allen Knochen. Es steckt etwas dahinter, was noch nicht ans Licht gekommen ist und was diese Wirtschafterin weiß. Es lag ein gewisser Trotz in ihrem Auge, wie man ihn nur bei Leuten findet, die eine tiefere Kenntnis von einer Sache haben, die sie aber verschweigen. Aber all dies Denken und Fühlen hilft nichts, Watson; wenn wir nicht noch besonderes Glück haben, befürchte ich, wird der Fall Norwood im Tagebuch unserer Erfolge, dessen Inhalt, wie ich voraussehe, ein geduldiges Publikum früher oder später doch vorgesetzt bekommen wird, keine Stätte haben.«
    »Der Mann sieht aber keinesfalls wie ein Verbrecher aus«, bemerkte ich.
    »Das ist ein bedenkliches Beweismittel, lieber Watson. Erinnern Sie sich noch an den gefährlichen Mörder Bernt Steven, der unsere Hilfe in Anspruch nahm? Gab es einen kindlicher und harmloser aussehenden Menschen als den?«
    »Das stimmt.«
    »Wenn es uns nicht gelingt, seine Unschuld durch triftigere Beweise darzutun, ist unser Mann verloren. Die Lestrade’sche Argumentation ist durch alle späteren Nachforschungen gestützt worden, keine einzige Tatsache steht mit ihr in Widerspruch. Nur die fehlenden Papiere würden dagegensprechen. Das ist der einzige wunde Punkt, und von dem aus muss eine neue Untersuchung von unserer Seite ihren Ausgang nehmen. Bei Durchsicht des Bankbuches habe ich gefunden, dass der ungünstige Stand am Schluss hauptsächlich von großen Wechselforderungen herrührt, die im letzten Jahr an einen Mr

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