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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Vorhaben gesagt, und ich pflegte nicht, Vertrauen zu erzwingen. Das erste Anzeichen, aus dem ich auf seine Tätigkeit schließen konnte, war ganz ungewöhnlicher Art. Er war vor dem Frühstück fortgegangen, und als ich am Tisch saß, trat er ins Zimmer, den Hut auf dem Kopf und einen riesigen Speer wie einen Regenschirm unter dem Arm.
    »Heiliger Himmel, Holmes!«, rief ich. »Sie sind doch nicht etwa mit diesem Ding in London umherspaziert?«
    »Ich bin damit zu einem Schlachter gefahren und wieder zurück.«
    »Zu einem Schlachter?«
    »Ja, und ich bringe einen guten Appetit mit. Körperliche Übungen vor dem Frühstück sind zweifellos sehr wertvoll. Aber ich wette mit Ihnen, dass Sie nicht raten werden, worin meine Übung bestanden hat.«
    »Das will ich lieber gar nicht versuchen.«
    Er schüttelte sich vor Lachen, als er sich den Kaffee eingoss.
    »Wenn Sie in Allardyces Metzgerladen einen Blick hätten werfen können, würden Sie dem Hof zu ein totes Schwein an einem Haken an der Decke haben hängen sehen, das fortwährend hin- und herpendelte, und dazu einen Herrn in Hemdärmeln, der mit diesem Instrument wütend darauf losstach. Diese energische Person war ich. Und ich habe zu meiner Befriedigung festgestellt, dass ich auch bei der äußersten Kraftanstrengung das Schwein nicht mit einem einzigen Stich durchbohren kann. Vielleicht versuchen Sie es auch mal?«
    »Um alles in der Welt nicht. Aber wozu haben Sie das getan?«
    »Weil es mir indirekt mit dem Geheimnis von Woodmans Lee in Zusammenhang zu stehen schien. – Ah, Mr Hopkins, ich erhielt gestern Abend Ihre Drahtnachricht und erwartete Sie. Kommen Sie her und frühstücken Sie mit uns.«
    Unser Besucher war ein ungeheuer lebhafter Mann von etwa dreißig Jahren. Er trug einen einfachen Anzug, man konnte an seiner strammen Haltung aber doch sehen, dass er an Uniformen gewöhnt war. Ich erkannte in ihm sofort den jungen Polizeiinspektor Stanley Hopkins wieder, auf dessen Zukunft Holmes große Hoffnungen setzte, und der seinerseits wie ein Schüler die wissenschaftlichen Methoden des berühmten Dilettanten mit Bewunderung und Hochachtung hörte und verfolgte. Hopkins hatte die Stirn in Falten gezogen und zeigte sich sehr niedergeschlagen.
    »Nein, danke, Mr Holmes. Ich habe schon gefrühstückt, ehe ich herkam. Ich bin die Nacht in der Stadt geblieben, nachdem ich gestern Abend bei Ihnen war, um Ihnen Bericht zu erstatten.«
    »Und was hatten Sie mir zu berichten?«
    »Fehlschläge, lauter Fehlschläge.«
    »Sie haben keine Fortschritte gemacht?«
    »Gar keinen.«
    »Ei, ei! Da muss ich mir die Sache mal ansehen.«
    »Ich wünschte bei Gott, dass Sie’s täten, Mr Holmes. Es ist meine erste größere und aussichtsreichere Sache, und ich komme nicht weiter. Seien Sie so gut und helfen Sie mir.«
    »Glücklicherweise kenne ich schon den Tatbestand und habe auch den Bericht über die erste Untersuchung ziemlich sorgfältig studiert. Nebenbei bemerkt, was haben Sie aus dem Tabaksbeutel gemacht, den man auf dem Schauplatz des Verbrechens gefunden hat? Bietet der keinen Anhaltspunkt?«
    Hopkins sah meinen Freund überrascht an.
    »Er gehörte doch dem Ermordeten, die Anfangsbuchstaben seines Namens standen innen drin. Er ist aus Seehundsfell – und sein Besitzer ein alter Seemann.«
    »Er hatte aber selbst keine Pfeife.«
    »Allerdings nicht; eine Pfeife haben wir nicht gefunden; er war auch nur ein ganz schwacher Raucher und hat den Tabak nur für seine Freunde gehabt.«
    »Ohne Zweifel. Ich erwähne es auch nur, weil ich ihn zum Ausgangspunkt meiner Untersuchung gemacht haben würde, wenn ich den Fall aufzuklären gehabt hätte. Jedoch, mein Freund Dr. Watson kennt die Sache noch gar nicht, und auch ich würde die Ereignisse gerne noch einmal in der richtigen Folge und im Zusammenhang hören. Erzählen Sie uns also die Geschichte kurz noch einmal.«
    Hopkins nahm ein Blatt Papier aus der Tasche.
    »Ich habe mir hier ein paar Daten notiert, aus denen Sie die Laufbahn des Ermordeten ersehen können. Peter Carey wurde 1845 geboren – stand also im Alter von fünfzig Jahren. Er war ein äußerst verwegener Robben- und Walfischjäger. Im Jahre 1883 war er Kapitän des Walfischdampfers ›Sea Unicorn‹ aus Dundee. Auf diesem hat er mehrere erfolgreiche Reisen gemacht und sich im folgenden Jahr, 1884, zurückgezogen. Dann hat er ein paar Jahre größere Landreisen unternommen, und schließlich ein kleines Grundstück: Woodmanns Lee bei Forest Row in Sussex

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