Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
schnell, und er fand nicht die Zeit, seine Pläne in die Tat umzusetzen.
    Was alle seine bösen Absichten zum Scheitern brachte, war Ihre Auffindung von Heideggers Leiche. Bei dieser Kunde wurde James von Schrecken erfüllt. Sie erreichte uns, als wir gestern in diesem Zimmer zusammensaßen. Direktor Huxtable hatte telegrafiert. James war so von Sorge und Aufregung überwältigt, dass mir mein Verdacht, den ich immer gehabt hatte, augenblicklich zur Gewissheit wurde und ich ihn zur Rede stellte. Er legte freiwillig ein volles Geständnis ab und bat mich nachher, sein Geheimnis nur noch drei Tage zu bewahren, um seinem elenden Genossen Gelegenheit zu geben, seine Person in Sicherheit zu bringen. Ich gab seinen Bitten nach, wie ich immer nachgegeben habe. James fuhr sofort zum Wirtshaus, um Hayes zu warnen und ihm die Mittel zur Flucht zu geben. Ich konnte bei Tag nicht hingehen, ohne zu Redereien Veranlassung zu geben, aber sobald es Nacht geworden war, eilte ich hin, um meinen lieben Jungen zu sehen. Ich traf ihn wohl und munter, aber über alle Maßen entsetzt über die Bluttat, deren Zeuge er gewesen war. In Anbetracht meines Versprechens, wenn auch gegen meinen Willen, gab ich meine Einwilligung, den Jungen noch drei Tage unter der Obhut der Mrs Hayes zu lassen, denn es war unmöglich, die Polizei von seinem Aufenthalt zu benachrichtigen, ohne gleichzeitig den Mörder zu verraten, und dieser konnte nicht bestraft werden, ohne meinen unglücklichen James mit ins Verderben zu ziehen.
    Sie baten mich um Offenheit, Mr Holmes, und ich habe Ihren Wunsch erfüllt und Ihnen alles ohne Umschweife und Heimlichkeit erzählt. Nun seien Sie Ihrerseits ebenso freimütig gegen mich.«
    »Das will ich«, sagte Holmes. »In erster Linie fühle ich mich verpflichtet, Euere Hoheit darauf aufmerksam zu machen, dass Sie sich selbst in eine recht üble Lage gebracht haben. Vom gesetzlichen Standpunkt aus betrachtet, haben Sie sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht, indem Sie einem Mörder mit zur Flucht verholfen haben, denn es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass das Geld, welches James Wilder seinem Komplizen zur Flucht übergeben hat, aus Ihrer Tasche gekommen ist.«
    Der Herzog nickte zustimmend.
    »Dieser Punkt ist nicht leichtzunehmen. Aber eine noch schwerere Schuld haben Sie durch das Benehmen Ihrem jüngeren Sohn gegenüber meiner Meinung nach auf sich geladen. Sie lassen ihn drei Tage in einer solchen Räuberhöhle.«
    »Nach feierlichen Versprechungen ...«
    »Was für einen Wert haben Versprechungen bei solchem Volk wie dieses? Wer bürgt Ihnen dafür, dass er nicht wieder weggelockt wird? Um Ihrem schuldigen älteren Sohn einen Gefallen zu tun, haben Sie Ihren unschuldigen jüngeren Sohn einer ungeheueren und unnötigen Gefahr ausgesetzt. Das war sehr unrecht von Ihnen.«
    An eine solche Tonart, noch dazu in seinen eigenen Gemächern, war der stolze Lord von Holdernesse nicht gewöhnt.
    Seine hohe Stirn wurde rot vor Zorn, aber sein Gewissen hieß ihn schweigen.
    »Ich will Ihnen beistehen, aber nur unter einer Bedingung. Sie müssen Ihrem Diener klingeln und mich ihm die Befehle geben lassen, die ich für gut halte.«
    Ohne ein Wort zu sagen, drückte der Herzog auf den Knopf der elektrischen Klingel. Ein Lakai trat ein.
    »Sie werden sich freuen, zu hören, dass Ihr junger Herr wiedergefunden ist«, sagte Holmes zu ihm. »Seine Hoheit wünscht, dass sofort ein Wagen zum ›Kampfhahn‹ abgeht, um den Lord Saltire nach Hause zurückzubringen.«
    Als der Diener hocherfreut hinausgegangen war, fuhr Holmes fort: »Nachdem wir nun die Zukunft sichergestellt haben, können wir das Vergangene in Ruhe erörtern. Ich bin kein Beamter und habe also keine Veranlassung, alles, was ich weiß, aufzudecken. Was Hayes betrifft, kann ich weiter nichts tun. Er gehört an den Galgen, und ich würde keine Hand rühren, ihn zu retten. Was er offenbaren wird, kann ich nicht sagen. Ich bin aber überzeugt, dass Euere Hoheit ihm zu verstehen geben könnte, dass Schweigen auch in seinem eigensten Interesse liegt. Nach Ansicht der Polizei hat er den Knaben entführt, um ein Lösegeld zu erpressen. Wenn sie selbst nichts weiter herausbringt, habe ich keinen Grund, ihren Gesichtskreis zu erweitern. Ich möchte Euere Hoheit nur noch darauf aufmerksam machen, dass die weitere Anwesenheit des Mr Wilder in Ihrer Familie nur Unglück über Sie bringen kann.«
    »Das begreife ich, Mr Holmes, und es ist schon abgemacht, dass er mich für immer

Weitere Kostenlose Bücher