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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Einfluss ausübt.«
    »Ihres Sekretärs?«
    »Nein, Herr; meines Sohnes.«
    Darüber musste nun Holmes staunen.
    »Ich gestehe, dass mir diese Enthüllung vollkommen neu ist, Hoheit. Ich muss Sie ersuchen, sich näher darüber auszusprechen.«
    »Ich will Ihnen nichts verheimlichen. Ich stimme mit Ihnen darin überein, dass absolute Offenheit in der verzweifelten Lage, in die wir durch James’ Torheit und Neid geraten sind, noch das Beste und Klügste ist. Als blutjunger Mensch, Mr Holmes, liebte ich, wie man nur einmal im Leben lieben kann. Ich bot der Dame die Heirat an, sie schlug es aber aus, weil eine solche Verbindung mich in meiner Karriere schädigen könnte. Wenn sie am Leben geblieben wäre, würde ich nie eine andere zur Frau genommen haben. Sie starb jedoch und hinterließ mir dieses einzige Kind, das ich aus Liebe zu ihr gepflegt und versorgt habe. Der Welt gegenüber konnte ich die Vaterschaft nicht anerkennen; ich gab ihm aber eine sehr gute Erziehung, und als er herangewachsen war, habe ich ihn zu mir genommen. Er erfuhr mein Geheimnis und hat seitdem stets auf seine Ansprüche an mich und auf seine Gewalt gepocht, dass er einen Skandal provozieren könne, der mir furchtbar sein würde. Seine Gegenwart war auch an dem Unglück meiner Ehe mit schuld. Einen besonderen Hass hatte er vom ersten Augenblick an gegen meinen jüngeren Sohn und rechtmäßigen Erben. Sie werden mich vielleicht fragen, warum ich James unter diesen Umständen zu Hause behalten habe. Das geschah nur darum, weil ich seiner Mutter Gesicht in ihm wiedersah, und dieser teueren Erinnerung zuliebe duldete ich alles. Ich fand nicht die Kraft, ihn fortzuschicken. Aber ich fürchtete, er möchte Artur – das ist Lord Saltire – ein Leid antun, und deshalb brachte ich den Kleinen zu seiner eigenen Sicherheit zu Huxtable auf die Schule.
    James kam mit diesem verruchten Hayes, einem meiner Bauern, in Berührung, weil er die Verwaltung führte. Dieser Kerl war ein Schurke von Anfang an, aber merkwürdigerweise wurde James doch vertraut mit ihm. Er hatte immer eine Vorliebe für schlechten Umgang. Als James entschlossen war, Lord Saltire zu entführen, bediente er sich dieses Menschen zur Ausführung seines Plans. Sie werden sich erinnern, dass ich an jenem letzten Tag an Artur geschrieben hatte. Nun, James öffnete den Brief und legte einen Zettel bei, worauf er Artur bat, in einem nahegelegenen Wäldchen mit ihm zusammenzutreffen. Er missbrauchte den Namen der Herzogin, und veranlasste auf diese Weise das Kind, zu kommen. An jenem Abend radelte James hinunter – ich erzähle Ihnen alles so, wie er mir’s selbst eingestanden hat – und sagte zu Artur, der sich wirklich eingefunden hatte, dass seine Mutter Sehnsucht nach ihm hätte und auf dem Moor auf ihn wartete; wenn er um Mitternacht wieder in den Wald ginge, würde er einen Mann mit einem Pferd bereit finden, der ihn zu ihr bringen wollte. Der arme Junge fiel darauf herein. Er stellte sich an dem bestimmten Ort ein und traf diesen elenden Hayes mit einem Ponny. Artur stieg auf, und sie ritten zusammen los. Sie scheinen nun, wie James erst gestern erfahren hat, verfolgt worden zu sein, wobei Hayes den Verfolger mit dem Stock so wuchtig über den Kopf geschlagen hat, dass der Mann infolge der Verletzung gestorben ist. Hayes brachte Artur dann in sein Logierhaus, den ›Kampfhahn‹, wo er im oberen Stock in ein Zimmer eingeschlossen wurde, und sich Mrs Hayes seiner annahm; sie ist eine gute Frau, muss sich aber ihrem brutalen Mann vollkommen fügen.
    So, Mr Holmes, stand die Sache, als ich Sie vor zwei Tagen zum ersten Mal sah. Sie werden mich hier fragen, was für einen Beweggrund James zu dieser Handlungsweise hatte. In dem Hass gegen meinen Erben war viel Unvernunft und Fanatismus. In seinem Sinn sollte er selbst der Erbe meiner Besitzungen sein, und er empfand die gesetzlichen Bestimmungen, die es unmöglich machen, als sehr ungerecht. Er hatte aber auch noch ein bestimmtes Motiv. Er bestand darauf, dass ich das Testament umstoßen sollte, was seiner Ansicht nach wohl in meiner Macht stände. Er wollte einen Druck auf mich ausüben – Artur mir wiederbringen, wenn ich das Testament änderte und ihm dadurch die Möglichkeit gäbe, seine Erbschaft antreten zu können. Er wusste genau, dass ich nie und nimmer die Hilfe der Polizei gegen ihn in Anspruch nehmen würde. Ich muss hervorheben, dass er mir das zumuten wollte, in Wirklichkeit ist er nicht dazu gekommen, denn es ging zu

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