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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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fragte er.
    »James Lancaster.«
    »Es tut mir leid, Lancaster, aber der Posten ist besetzt. Hier haben Sie zehn Schilling für Ihre Bemühung. Gehen Sie dort ins Nebenzimmer und warten Sie ein paar Minuten.«
    Der Zweite war ein langer, ausgemergelter Mann mit spärlichem Haarwuchs und von fahler Gesichtsfarbe. Sein Name war Hugh Pattins. Er wurde gleichfalls abgewiesen, bekam seinen halben Sovereign und den Befehl zu warten.
    Der dritte Bewerber war eine auffallende Erscheinung. Er hatte ein wildes Bulldoggesicht, wüstes Kopf- und Barthaar und unter einem Paar dichter, vorstehender, buschiger Brauen dunkle, funkelnde Augen. Er grüßte und hielt nach Seemannsart die Mütze in der Hand.
    »Ihr Name?«, fragte Holmes.
    »Patrick Cairns.«
    »Harpunierer?«
    »Jawohl, Herr. Sechsundzwanzig Reisen.«
    »Dundee, vermutlich?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Und bereit, eine Entdeckungsreise mitzumachen?«
    »Jawohl.«
    »Wie viel Löhnung?«
    »Acht Pfund den Monat.«
    »Könnten Sie gleich eintreten?«
    »Jawohl; jederzeit.«
    »Haben Sie Ihre Papiere bei sich?«
    »Jawohl, Herr.« Er zog ein Bündel zerrissener und fettiger Briefschaften aus der Tasche. Holmes warf einen flüchtigen Blick hinein und gab sie ihm zurück.
    »Sie sind der richtige Mann, den ich brauche«, sagte er dann. »Dort auf dem kleinen Tisch liegt Ihr Vertrag. Unterzeichnen Sie, und die Sache ist abgemacht.«
    Der Seemann stapfte durchs Zimmer und nahm die Feder in die Hand.
    »Soll ich meinen Namen hierhin setzen?«, fragte er, als er sich über den Tisch beugte.
    Holmes beugte sich über seine breiten Schultern und legte beide Hände auf den gewaltigen Nacken.
    »So ist’s gut«, sagte er.
    Ich hörte Eisen klirren und ein Gebrüll wie das eines wütenden Bullen. Holmes fasste den Seemann von hinten um den Leib; im nächsten Moment wälzten sich beide auf dem Fußboden herum. Er hatte so riesige Körperkräfte, dass er trotz der Handschellen, womit ihm Holmes so geschickt die Fäuste zusammengebunden hatte, meinen Freund sehr schnell überwältigt haben würde, wenn ihm Hopkins und ich nicht zu Hilfe gekommen wären. Erst als ich ihm die Mündung des Revolvers an die Schläfe drückte, merkte er endlich, dass weiterer Widerstand vergeblich sei. Wir banden ihm noch die Füße mit einem Strick zusammen und erhoben uns dann atemlos vom Kampfplatz.
    »Ich muss Sie wirklich um Entschuldigung bitten, Hopkins«, begann Holmes, »das Rührei wird unterdessen kalt geworden sein. Na, das Übrige wird Ihnen umso besser schmecken, schon bei dem Gedanken, dass Sie Ihren Fall zu einem so triumphierenden Ende gebracht haben.«
    Hopkins war sprachlos vor Staunen.
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Mr Holmes«, platzte er endlich heraus, ganz rot im Gesicht. »Mir scheint, ich habe mir vom Anfang an Schwachheiten eingebildet. Ich sehe ein, ich hätte nie vergessen sollen, dass ich der Schüler bin und Sie der Meister. Denn selbst jetzt noch, wo ich sehe, was Sie getan haben, verstehe ich nicht, wie Sie es angefangen haben, und was es bedeuten soll.«
    »Nun ja«, meinte Holmes gutmütig, »wir werden alle erst durch Erfahrung klug, und Sie können aus diesem Fall die Lehre für sich ziehen, dass man nie die andere Möglichkeit aus dem Auge verlieren darf. Sie waren so von der Schuld des jungen Neligan überzeugt, dass Sie an Patrick Cairns, den wirklichen Mörder Peter Careys, nicht denken konnten.«
    Hier fiel ihm der Seemann mit seiner rauen Stimme ins Wort.
    »Herr«, rief er, »ich will mich nicht beklagen, dass Sie mich in dieser Weise behandelt haben, aber ich verlange, dass Sie die Dinge beim rechten Namen nennen. Sie haben gesagt, dass ich Peter Carey ermordet hätte, das ist nicht wahr, ich habe ihn totgeschlagen. Das ist ’n Unterschied. Sie glauben mir vielleicht nicht, denken vielleicht, ich will Ihnen was weismachen, aber ...«
    »Durchaus nicht«, versetzte Holmes. »Erzählen Sie nur, was Sie zu sagen haben.«
    »Es ist bald erzählt, und, bei Gott, wahr. Ich kannte den ›Schwarzen Peter‹, und als er das Messer hervorholte, stieß ich ihm eine Harpune durch den Leib, denn ich wusste, dass es galt: er oder ich. So war’s. Sie nennen’s Mord; meinetwegen, ob ich mit dem Strick um den Hals sterbe, oder mit dem Messer des ›Schwarzen Peter‹ im Leib, ist einerlei.«
    »Wie sind Sie denn zusammengekommen?«, fragte Holmes.
    »Ich will’s Ihnen vom Anfang an erzählen. Richten Sie mich aber erst ein bisschen in die Höhe, damit ich leichter

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