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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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seine Ehre gerettet haben würde, und dass niemand, der ihm Vertrauen geschenkt hätte, geschädigt werden sollte. Aber wir haben kein Wort wieder von ihm gehört. Die Jacht und er selbst waren verschollen. Meine Mutter und ich glaubten, dass sie am Meeresgrunde lägen, samt allen Papieren, die er mitgenommen hatte. Wir hatten aber einen vertrauten Freund, einen Geschäftsmann, und dieser entdeckte vor einiger Zeit, dass einige dieser Papiere meines Vaters auf dem Londoner Geldmarkt auftauchten. Sie können sich unser Erstaunen denken. Ich verwendete Monate darauf, ihre Spur zurückzuverfolgen; endlich nach vielen Mühen machte ich ausfindig, dass der Besitzer dieser Hütte, Kapitän Peter Carey, der ursprüngliche Verkäufer war.
    Ich zog natürlich Erkundigungen nach dem Mann ein und fand, dass er Kommandeur eines Walfischfängers gewesen, welcher gerade um dieselbe Zeit, wo mein Vater nach Norwegen gefahren war, aus den arktischen Gewässern zurückkommen musste. In jenem Herbst war es sehr stürmisch, und lange Zeit wehten Südwinde. Meines Vaters Jacht kann also sehr leicht nach Norden verschlagen worden und dort mit Kapitän Careys Schiff zusammengetroffen sein. Wenn sich das so verhielt, was war aus meinem Vater geworden? Auf jeden Fall würde ich von Kapitän Carey erfahren können, wie die Papiere auf den Markt gekommen waren, und dadurch nachzuweisen imstande sein, dass sie mein Vater nicht veräußert, und also keinen persönlichen Vorteil bei ihrer Mitnahme im Auge gehabt hatte.
    Ich kam mit der Absicht hierher, den Kapitän aufzusuchen, aber um dieselbe Stunde fand er gerade sein grauenvolles Ende. Ich las dann eine Beschreibung seiner Kajüte, woraus ich erfuhr, dass die alten Schiffsbücher darin aufbewahrt seien. Da kam mir der Gedanke, dass ich nur in dem Bericht über die Ereignisse auf der ›Sea Unicorn‹ im Monat August 1883 nachzulesen brauchte, um vielleicht das Geheimnis meines Vaters zu enthüllen. Ich versuchte vorige Nacht, die Journale in die Hand zu bekommen, brachte aber die Tür nicht auf. Heute Nacht versuchte ich’s nochmals, und es gelang mir; aber die Blätter, die über jenen Monat Auskunft geben müssten, sind aus dem Buch herausgerissen. Im Augenblick, als ich gehen wollte, haben Sie mich dann festgenommen.«
    »Ist das alles?«, fragte Hopkins.
    »Jawohl, das ist alles.« Er schlug die Augen nieder, als er antwortete.
    »Sie haben gar nichts mehr zu sagen?«
    Er zögerte.
    »Nein; nichts weiter.«
    »Vor der gestrigen Nacht sind Sie nicht hier gewesen?«
    »Nein.«
    »Wie stellen Sie sich dann dazu?«, schrie Hopkins unseren Gefangenen an und hielt ihm das verräterische Notizbuch mit seinen Initialen auf der ersten Seite und dem Blutflecken auf dem Einband unter die Nase.
    Der unglückliche Mann brach ganz zusammen. Er verbarg das Gesicht in seinen Händen und zitterte entsetzlich.
    »Wo haben Sie das her?«, stöhnte er. »Ich wusste nicht, wo es geblieben war. Ich dachte, ich hätt’s im Gasthaus verloren.«
    »Das genügt«, sagte Hopkins streng. »Was Sie etwa sonst noch zu sagen haben, können Sie vor Gericht sagen. Sie gehen jetzt mit mir zur Polizeiwache. Mr Holmes, ich danke Ihnen und Ihrem Freund bestens, dass Sie mit mir heruntergekommen sind, um mir zu helfen. Wie sich’s nun herausgestellt hat, würde Ihre Gegenwart nicht nötig gewesen sein, und ich würde den Fall auch ohne Sie zu diesem gedeihlichen Ende geführt haben; aber nichtsdestoweniger bin ich Ihnen dankbar. Im Hotel Brambletye habe ich für die Nacht Zimmer für Sie reservieren lassen; wir wollen nun zusammen hinuntergehen ins Dorf.«
    »Nun, Watson, wie denken Sie über den Fall?«, fragte mich Holmes, als wir nach kurzem Nachtschlaf zurückfuhren.
    »Ich sehe, dass Sie nicht befriedigt sind.«
    »O ja, mein lieber Watson, ich bin vollkommen befriedigt. Trotzdem will mir die Hopkinssche Methode nicht gefallen. Ich habe mich in ihm getäuscht. Ich hätte Besseres von ihm erwartet. Man muss sich immer nach einer anderen Möglichkeit umsehen und die eine gegen die andere abwägen. Das ist die erste Regel bei jeder kriminellen Untersuchung.«
    »Und welches ist die andere Möglichkeit in diesem Fall?«
    »Die Spur, die ich verfolgt habe. Es kommt vielleicht nichts dabei raus. Das kann ich vorläufig nicht wissen. Aber ich werde trotzdem in dieser Richtung weitergehen bis zum Schluss.«
    In der Baker Street fanden wir mehrere Briefe vor. Er nahm einen davon, öffnete ihn rasch und fing befriedigt zu

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