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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Liebenswürdigkeit des jungen Schalterfräuleins kennengelernt habe. Er weiß, wo sich der junge Mann aufhält – darauf will ich schwören – und wenn er’s weiß, liegt’s an uns, wenn wir’s nicht auch erfahren. Augenblicklich lässt sich nicht leugnen, dass er gegen uns im Vorteil ist, und, wie Ihnen bekannt ist, Watson, pflege ich eine Sache nicht in diesem Stadium aufzugeben.«
    Aber der nächste Tag brachte uns der Lösung unseres Problems nicht näher. Während des Frühstücks erhielten wir ein Billett, das mir Holmes lächelnd über den Tisch warf.
    Es lautete:
    Geehrter Herr, ich kann Ihnen versichern, dass es verlorene Mühe ist, wenn Sie meinem Wagen folgen. Wie Sie gestern Abend gemerkt haben werden, ist hinten ein Fensterchen drin, und wenn Sie zwanzig Meilen weit hinter mir herfahren, werden Sie doch nur wieder am Ausgangspunkt ankommen. Übrigens kann ich Ihnen die Mitteilung machen, dass alles Spionieren dem Mr Staunton in keiner Weise zustattenkommen wird, und ich bin überzeugt, dass Sie dem Herrn den besten Dienst erweisen, wenn Sie sofort nach London zurückreisen und Ihrem Auftraggeber berichten, dass Sie ihn nicht aufzuspüren vermögen. Die Zeit, welche Sie in Cambridge verbringen, ist sicher verloren.
    Ihr ergebener
    Dr. Leslie Armstrong.
    »Der Doktor ist wenigstens ein offener und ehrlicher Gegner«, sagte Holmes. »Er regt meine Neugierde an, und ich muss ihn wirklich näher kennenlernen, ehe ich mich von ihm trenne.«
    »Sein Wagen steht eben wieder vor der Tür«, sagte ich. »Er steigt gerade ein. Ich bemerkte, wie er erst nach unserem Fenster heraufsah. Ich schlage vor, ich versuche mein Glück auf dem Rad.«
    »Nein, nein, mein lieber Watson! Bei aller Achtung vor Ihrem natürlichen Scharfsinn, dem würdigen Doktor gegenüber würden Sie doch bald ins Hintertreffen geraten. Ich glaube, dass ich unseren Zweck auch auf andere Weise erreichen kann. Es tut mir leid, Sie heute Ihrem Schicksal überlassen zu müssen. Wenn wir uns aber beide auf den Weg machten, würde es zu sehr auffallen und zu mehr Gerede Veranlassung geben, als mir lieb wäre. Ich hoffe, dass Sie sich in dieser ehrwürdigen Stadt während meiner Abwesenheit gut unterhalten und dass ich Ihnen eine erfreulichere Kunde mitbringen kann als gestern Abend.«
    Mein Freund sollte aber ein zweites Mal verstimmt heimkehren. Er kam in der Nacht zurück, verdrießlich und ohne etwas erreicht zu haben.
    »Ich habe heute gar nichts bezweckt, Watson. Nachdem ich die Richtung herausgefunden hatte, die der Professor einschlug, habe ich den ganzen Tag damit verbracht, sämtliche Dörfer auf dieser Seite der Stadt zu besuchen und an allen möglichen Stellen Erkundigungen einzuziehen. Ich habe ein gutes Stück Wegs hinter mir: Chesterton, Histon, Waterbeach und Oakington habe ich durchgekundschaftet, aber nirgends etwas gehört. Ein Landauer mit zwei Schimmeln würde in solchen abgelegenen Nestern sicher nicht übersehen worden sein. Der Doktor ist immer noch im Vorteil. Ist ein Telegramm flir mich angekommen?«
    »Jawohl.« Ich öffnete es, und er las:
    »›Erbitten Sie Pompey von Jeremy Dixon, Trinity Colleges.‹«
    »Ich kann mir nichts dabei denken«, sagte ich.
    »O, mir ist’s ziemlich klar. Es ist von unserem Freund Overton und enthält die Antwort auf eine Anfrage von mir. Ich will gleich ein paar Zeilen an Mr Dixon schreiben, und dann darf ich wohl glauben, dass sich das Glück wenden wird. Nebenbei, haben Sie etwas von dem Wettspiel gehört?«
    »Ja, die Lokalblätter haben einen längeren Bericht gebracht. Am Schluss steht:
    ›Die Niederlage der Hellblauen ist nur dem Fehlen des internationalen Siegers, Mr Godfrey Staunton, zuzuschreiben, dessen Abwesenheit sich jeden Augenblick beim Spiel bemerkbar machte. Diese Lücke vermochten auch die schwersten Anstrengungen der übrigen Mitglieder nicht auszugleichen.‹«
    »Darum sind also die Befürchtungen Overtons gerechtfertigt gewesen«, antwortete Holmes. »Ich persönlich stehe übrigens auf dem Standpunkt des Dr. Armstrong, mich interessiert das Fußballspiel nicht, oder doch nur wenig. Heute geht’s früh zu Bett, Watson, denn voraussichtlich haben wir morgen einen ereignisreichen Tag.«
    Als ich Holmes am ändern Morgen erblickte, bekam ich einen nicht gelinden Schrecken. Er saß am Kaminfeuer und hatte die Morphiumspritze in der Hand. Ich brachte dieses Instrument mit seiner bekannten schwachen Seite in Zusammenhang und fürchtete bereits das Schlimmste, als ich’s

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