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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Beispiel eine wissenschaftliche Abhandlung schreiben, statt mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Ohne Zweifel, Herr Doktor; und doch erweist sich die Unterhaltung vielleicht als wichtiger denn die wissenschaftliche Abhandlung. Übrigens möchte ich Ihnen erwidern, dass wir genau das Gegenteil von dem tun, was Sie kritisieren, und dass wir gerade zu verhindern suchen, dass Privatangelegenheiten in die Öffentlichkeit dringen, was unbedingt der Fall ist, wenn eine Sache einmal in den Händen der offiziellen Polizei ist. Sie können mich also einfach als einen Vorkämpfer der regulären Polizei des Landes betrachten. Ich bin zu Ihnen gekommen, um Sie nach Mr Godfrey Staunton zu fragen.«
    »Inwiefern?«
    »Sie kennen ihn doch, nicht wahr?«
    »Er ist ein Bekannter von mir.«
    »Ah, wirklich!«
    Der Professor verzog keine Miene bei diesen Worten.
    »Er ist vergangene Nacht aus seinem Hotel fortgegangen, und man hat nichts wieder von ihm gehört.«
    »Er wird sicher wiederkommen.«
    »Morgen findet der Wettstreit der akademischen Fußballklubs statt.«
    »Ich bringe diesen kindischen Spielen sehr wenig Sympathie entgegen. Das Geschick des jungen Mannes interessiert mich jedoch sehr, weil ich ihn kenne und gern habe. Von dem Fußballwettkampf weiß ich dagegen absolut nichts, er kümmert mich nicht im Geringsten.«
    »Ich rechne dann darauf, dass Sie mir bei der Wiederauffindung des Mr Staunton Ihre Hilfe nicht versagen. Kennen Sie seinen Aufenthaltsort?«
    »Durchaus nicht!«
    »Sie haben ihn seit gestern nicht mehr gesehen?«
    »Nein.«
    »War Mr Staunton ein gesunder Mann?«
    »Vollkommen.«
    »Ist er Ihres Wissens jemals krank gewesen?«
    »Nie.«
    Holmes legte dem Professor ein Stück Papier vor. »Dann haben Sie wohl die Güte, sich über diese Quittung über acht Pfund zu äußern, die Mr Staunton im letzten Monat an Herrn Dr. Leslie Armstrong in Cambridge bezahlt hat. Ich fand sie unter den Briefschaften auf seinem Schreibtisch.«
    Der Doktor wurde rot vor Zorn.
    »Ich sehe keinerlei Grund, warum ich Ihnen eine Erklärung darüber schuldig wäre, Mr Holmes.«
    Mein Freund legte den Zettel wieder in sein Notizbuch.
    »Wenn Sie eine öffentliche Aufklärung vorziehen, gut! Sie wird früher oder später nicht zu vermeiden sein«, erwiderte er. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich Dinge vertuschen kann, die andere an die Öffentlichkeit zu ziehen verpflichtet sind, und Sie würden wirklich klüger tun, mir volles Vertrauen entgegenzubringen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen? Habe aber auch gar keine Veranlassung.« –
    »Haben Sie aus London keine Nachricht von Mr Staunton bekommen?«
    »Sicher nicht.«
    Holmes schlug ärgerlich mit der Hand auf den Tisch.
    »Alle Wetter, wieder mal diese erzbummelige Post!«, rief er entrüstet. »Gestern Abend um sechs Uhr fünfzehn ist ein sehr dringendes Telegramm aus London von Mr Staunton an Sie aufgegeben worden – ein Telegramm, das ohne Zweifel mit seinem Verschwinden in Zusammenhang steht – und das Sie nicht erhalten haben. Das ist unverzeihlich. Ich werde entschieden zum Telegrafenamt gehen und Beschwerde führen.«
    Dr. Armstrong sprang wütend auf.
    »Ich muss Sie bitten, sofort mein Haus zu verlassen«, sagte er. »Sagen Sie Ihrem Auftraggeber, Lord Mount-James, dass ich weder mit ihm noch mit seinen Agenten etwas zu schaffen haben will. Nein, kein Wort mehr!« Er klingelte heftig. »Johann, leuchte diesen Herren hinaus!« Ein Diener wies uns die Tür, und wir standen draußen auf der Straße. Holmes fing laut zu lachen an.
    »Dieser Dr. Armstrong ist ganz bestimmt ein energischer Charakter«, sagte er. »Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der, wenn er sich darauf verlegen wollte, geeigneter wäre, die Stelle des berühmten verstorbenen Professors Moriarty 1 auszufüllen. Und nun, mein lieber Watson, stehen wir hier, auf die Straße gesetzt und obdach- und freundlos in dieser ungastlichen Stadt; trotzdem können wir nicht fort, wenn wir unseren Fall nicht gänzlich aufgeben wollen. Das kleine Wirtshaus gegenüber Armstrongs Wohnung passt für unsere Zwecke ausgezeichnet. Wenn Sie ein Wohnzimmer mieten und die paar unentbehrlichen Kleinigkeiten für die Nacht einkaufen wollten, möchte ich die Zeit benutzen, einige Nachforschungen anzustellen.«
    Diese Recherchen schienen jedoch zeitraubender zu sein, als sich Holmes eingebildet hatte, denn er kehrte erst kurz vor neun Uhr ins Gasthaus zurück. Er war blass und niedergeschlagen, mit Schmutz

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