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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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führen würde.«
    »Und was haben Sie nun damit gewonnen?«
    »Einen Ausgangspunkt für die fernere Untersuchung.« Er winkte eine Droschke herbei und rief dem Kutscher zu: »Kings Cross Station.«
    »Wir haben also eine Reise vor?«
    »Ja, ich denke, wir fahren zusammen nach Cambridge. Alle Anzeichen weisen nach dieser Richtung hin.«
    »Sagen Sie mal«, fragte ich ihn, als wir im Wagen saßen, »haben Sie schon eine Ahnung, warum dieser junge Mann verschwunden ist? Ich kann mich kaum an einen Fall erinnern, bei dem die Motive dunkler gewesen wären. Sie glauben doch sicher nicht im Ernst, dass er festgehalten wird, um über seinen reichen Oheim Auskunft zu geben?«
    »Ich muss selbst gestehen, mein Lieber, dass mir diese Erklärung nicht allzu wahrscheinlich vorkommt. Ich hielt sie aber für besonders geeignet, um den unliebsamen Alten für die Sache ein wenig zu interessieren.«
    »Das hat sie auch sicher getan. Aber was haben Sie sonst noch für Annahmen?«
    »Ich könnte Ihnen verschiedene hernennen. Sie müssen zugeben, dass es merkwürdig und auffallend ist, dass die Sache gerade am Abend vor dem Wettspiel passiert und dass gerade der Mann verschwunden ist, dessen Mitwirkung ausschlaggebend zu sein scheint. Es kann selbstverständlich ein bloßer Zufall sein, aber immerhin ist es sonderbar. Beim Liebhabersport wird ja nicht gewettet, aber im Publikum draußen werden trotzdem Wetten abgeschlossen, und es ist nicht unmöglich, dass jemand einen Spieler entführt hat, wie die Schurken beim Pferderennen zuweilen Pferde stehlen. Das ist eine Erklärung. Eine andere, gar nicht unwahrscheinliche Möglichkeit ist die, dass wirklich ein Plan, diesen jungen Menschen in die Gewalt zu bekommen, ausgeheckt wurde, um dann ein Lösegeld zu erpressen, denn wenn er auch gegenwärtig über keine größeren Mittel verfügt, hat er doch ein großes Vermögen in Aussicht.«
    »Aber mit diesen Theorien steht die Depesche in keinerlei Zusammenhang.«
    »Sehr richtig, Watson. Das Telegramm ist und bleibt die einzige solide Grundlage, mit der wir rechnen können und von der wir nicht abgehen dürfen. Um Licht in die Sache zu bringen, fahren wir jetzt nach Cambridge. Wie sich unsere Nachforschung gestalten wird, ist mir vorläufig noch unklar, aber es sollte mich sehr wundern, wenn wir unser Ziel bis morgen Abend nicht erreicht hätten, oder ihm doch um ein gutes Stück näher gekommen wären.«
    Es war schon dunkel, als wir in der alten Universitätsstadt ankamen. Holmes nahm am Bahnhof eine Droschke und befahl dem Kutscher, zur Wohnung des Dr. Leslie Armstrong zu fahren. Nach einigen Minuten hielten wir vor einem großen Haus in einer belebten Straße. Wir wurden ins Wartezimmer geführt und nach längerem Warten endlich ins Sprechzimmer vorgelassen. Der Doktor saß hinter dem Schreibtisch.
    Dass mir der Name Leslie Armstrong unbekannt war, beweist, wie sehr ich alle Fühlung mit meinem Beruf verloren hatte. Jetzt weiß ich, dass er nicht nur einer der bedeutendsten Professoren der medizinischen Fakultät der Universität Cambridge ist, sondern ein Gelehrter, der sich in mehr als einem Wissenschaftszweig eines Weltrufs erfreut. Aber auch auf denjenigen, der keine Ahnung von der Berühmtheit dieses Mannes hatte, musste sein außergewöhnlicher, viereckiger Kopf mit den klugen Augen und den energischen, harten Gesichtszügen einen bleibenden Eindruck machen. Er schien mir eine tiefangelegte Natur, streng, asketisch, verschlossen, unbeugsam und furchtbar – dieser Dr. Armstrong. Er hatte die Visitenkarte meines Freundes in der Hand und blickte uns nicht gerade allzu freundlich an.
    »Ich kenne Sie dem Namen nach, Mr Holmes, und auch Ihre Tätigkeit, die ich keineswegs billige.«
    »Diese Ansicht dürften wohl alle Verbrecher in England mit Ihnen teilen, Herr Professor«, antwortete Holmes ganz ruhig.
    »Soweit sich Ihre Bemühungen darauf erstrecken, Verbrechen zu unterdrücken, müssen sie die Unterstützung jedes vernünftig denkenden Mitgliedes der menschlichen Gesellschaft finden, obgleich ich nicht bezweifle, dass die amtliche Polizei derartig organisiert ist, dass sie allein diesen Zweck erfüllen kann. Aber offenen Tadel verdient Ihre Tätigkeit, wenn Sie die Geheimnisse von Privatpersonen auskundschaften, wenn Sie Familienverhältnisse aufdecken, die besser verborgen blieben, und wenn Sie gelegentlich die Zeit von Männern in Anspruch nehmen, die mehr und vor allem Wichtigeres zu tun haben als Sie. Gegenwärtig sollte ich zum

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