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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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besitze, eine verwickeltere Erklärung sucht, wo eine einfachere auf der Hand liegt. Es muss dann eben ein merkwürdiger Zufall sein mit den Gläsern. Also, Guten Morgen, Mr Hopkins. Ich sehe nicht ein, wozu ich Ihnen hier noch nützen sollte, Sie scheinen sich ja über den Fall ganz klar zu sein. Lassen Sie mich wissen, wann Sie den Randall festgenommen haben, und benachrichtigen Sie mich auch von eventuellen sonstigen Entwicklungen. Ich hoffe, Sie bald zu einem erfolgreichen Abschluss beglückwünschen zu können. Kommen Sie, Watson, ich glaube, wir können uns zu Hause nützlicher beschäftigen.«
    Auf der Rückfahrt konnte ich meinem Freund anmerken, dass ihm noch irgendetwas, was er beobachtet hatte, Kopfschmerzen machte. Hie und da suchte er gewaltsam diesen Eindruck loszuwerden und so über die Angelegenheit zu sprechen, als ob sie ihm klar wäre, dann kamen ihm aber wieder seine Zweifel, und die Falten auf seiner Stirn und sein Blick verrieten, dass seine Gedanken wieder in dem großen Speisezimmer von Abbey Grange waren, in dem sich die mitternächtige Tragödie abgespielt hatte. Endlich, als unser Zug sich an einer Vorortstation gerade wieder in Bewegung setzen wollte, sprang er mit einem Mal hinaus auf den Bahnsteig und zog mich hinter sich her.
    »Entschuldigen Sie, mein Lieber«, begann er, als wir die letzten Wagen unseres Zuges an einer Biegung verschwinden sahen, »es tut mir leid, Ihnen mit einer Sache kommen zu müssen, die Ihnen als ein bloßes Hirngespinst von mir erscheinen mag, aber, so wahr ich lebe, Watson, ich kann einfach den Fall nicht in diesem Stadium aufgeben. Mein innerstes Empfinden empört sich dagegen. Es ist falsch – es ist alles falsch – ich will drauf schwören, dass alles falsch ist. Und doch, die Erzählung der Dame war erschöpfend, die Bestätigung und Ergänzung durch die Dienerin ausreichend, es stimmte ganz genau. Was habe ich dem entgegenzusetzen? Weiter nichts als drei Weingläser. Aber, wenn ich die Dinge nicht von vornherein als wahr hingenommen, wenn ich alles mit der Sorgfalt untersucht hätte, die ich an den Tag gelegt haben würde, wenn wir vorurteilslos und ohne die schön zurechtgelegte Erzählung vorher gehört zu haben, an die Sache herangegangen wären, würde ich dann nicht eine festere Grundlage gefunden haben, worauf ich hätte weiter bauen können? Sicher würde ich das getan haben. Setzen Sie sich auf diese Bank, Watson, bis der Zug nach Chislehurst kommt. Ich will Ihnen die Sache mal klarlegen. Vorher muss ich Sie aber bitten, den Glauben aufzugeben, dass das, was das Mädchen und die Herrin ausgesagt haben, unbedingt wahr sein muss. Das reizende Äußere der Frau darf nicht unsere Urteilskraft beeinträchtigen.
    Ihre Erzählung enthält entschieden einzelne Punkte, die uns bei einer kühlen Betrachtung verdächtig vorkommen würden. Die Einbrecher haben vor vierzehn Tagen in Sydenham einen guten Fang gemacht. Die Zeitungen brachten eingehende Beschreibungen von ihnen, die natürlich von jemandem benutzt werden konnten, der eine Geschichte erfinden wollte, worin Einbrecher eine Rolle spielen sollten. Tatsächlich pflegen Diebe, denen eine reichliche Beute in die Hände gefallen ist, das Gestohlene regelmäßig in Ruhe und Frieden zu verzehren, bevor sie auf ein gefährliches neues Unternehmen ausgehen. Auch ist es ungewöhnlich, dass Einbrecher so früh an die Arbeit gehen. Ferner ist es nicht ihre Art, eine Frau zu schlagen, um sie vom Schreien abzuhalten, denn man sollte meinen, das sei das beste Mittel, sie zum Schreien zu veranlassen. Sie ermorden auch kaum jemanden, wenn sie in der Überzahl sind und einen einzelnen Mann so überwältigen können. Sie geben sich auch nicht mit einer bescheidenen Beute zufrieden, wenn sie eine viel größere haben können, und endlich möchte ich auch noch sagen, dass solche Leute nicht die Gewohnheit haben, eine Flasche halb leer zu lassen. Was für einen Eindruck machen alle diese Unwahrscheinlichkeiten auf Sie, Watson?«
    »Zusammen üben sie eine beträchtliche Wirkung aus; doch ist jeder einzelne Punkt, für sich allein, durchaus nicht unmöglich. Mir erscheint es am sonderbarsten, dass die Baronin an den Stuhl gebunden war.«
    »Das will ich nicht gerade sagen, Watson; sie mussten die Frau entweder töten oder sie sonst derartig festmachen, dass sie nicht gleich die Verfolgung veranlassen konnte. Aber auf jeden Fall habe ich doch bewiesen, dass die Geschichte der Frau in mehr als einer Hinsicht

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