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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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unsinniger Weise an einem Klingelzug zerren?«
    »Gewiss, Mr Holmes, gewiss. Sie stellen dieselbe Frage, die ich mir auch schon immer und immer wieder vorgelegt habe. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass der Kerl das Haus und die Gepflogenheiten in demselben gekannt hat. Er muss entschieden gewusst haben, dass die ganze Dienerschaft um diese verhältnismäßig frühe Stunde schon zu Bett war, und somit niemand das Klingeln in der Küche hören konnte. Er muss also mit einem der Bediensteten in naher Beziehung gestanden haben. Das ist ganz sicher. Aber alle acht sind zuverlässige Leute.«
    »Unter sonst gleichen Umständen«, sagte Holmes, »sollte man es der Dienerin zutrauen, der der Herr einen Leuchter an den Kopf geworfen hat. Dies würde aber wiederum gleichzeitig einen Verrat an der Herrin vorstellen, und dieser scheint sie doch sehr ergeben zu sein. Nun, der Punkt ist ja ganz nebensächlich; wenn Sie Randall haben, werden Sie wahrscheinlich leicht herausbringen, was für Helfershelfer er gehabt hat. Die Aussagen der Frau werden allem Anschein nach durch den Tatbestand gestützt und bestätigt, wie wir ihn hier vor unseren Augen sehen.« Er ging an das französische Fenster und öffnete es. »Hier finden sich keinerlei Spuren, aber bei dem steinhart gefrorenen Boden konnte man auch keine erwarten. Wie ich sehe, sind diese Lichter auf dem Kaminsims gebrannt worden.«
    »Jawohl; bei ihrem Schein und dem der Kerze, welche die gnädige Frau in der Hand hatte, haben die Diebe ja die Silbersachen gestohlen.«
    »Was haben sie denn mitgenommen?«
    »Nun, nicht gerade viel – nur ein halbes Dutzend silberner Gegenstände von dem Wandtisch. Die Baronin vermutet, dass sie über den unbeabsichtigten Mord selbst so bestürzt gewesen seien, dass sie das Haus nicht so durchsucht und ausgeplündert hätten, wie sie es sonst wohl getan haben würden.«
    »Das ist zweifelsohne wahr. Und doch haben sie Wein getrunken, wenn ich richtig verstanden habe.«
    »Um ihre Nerven zu stählen.«
    »Richtig. Diese drei Gläser auf dem Seitentisch sind später hoffentlich nicht angerührt worden?«
    »Nein; und die Flasche steht auch noch ebenso da, wie sie die Diebe verlassen haben.«
    »Wir wollen sie uns mal näher betrachten. Holla, was ist das?«
    Die drei Trinkgläser waren zusammengerückt und in jedem war Wein gewesen; in einem befand sich ein fester Rückstand. Daneben stand die Flasche. Sie war noch zwei Drittel voll und in der Nähe der Flasche lag ein langer, dunkler Korkstöpsel. Der Pfropfen und der Staub der Flasche bewiesen, dass die Mörder keinen schlechten Tropfen getrunken hatten.
    Holmes’ Wesen hatte sich verändert. Sein gleichgültiger Gesichtsausdruck war verschwunden und seine glänzenden, tiefliegenden Augen zeigten mir, dass sein Interesse wieder lebendig geworden war. Er nahm den Korken in die Hand und untersuchte ihn genau.
    »Womit haben sie den rausgezogen?«, fragte er.
    Hopkins deutete auf eine halb offene Schublade. Darin lag einiges Tischzeug und ein großer Korkenzieher.
    »Hat Mrs Brackenstall gesagt, dass sie diesen Korkenzieher benutzt hätten?«
    »Nein; Sie werden sich erinnern, dass sie in dem Augenblick, als die Flasche aufgemacht wurde, gerade besinnungslos war.«
    »Ganz recht. In der Tat ist dieser Korkenzieher nicht benützt worden. Diese Flasche ist mit einem Taschenpfropfenzieher geöffnet worden, wie man sie an Taschenmessern hat, und er ist höchstens eineinhalb Zoll lang gewesen. Wenn Sie den Pfropfen genauer betrachten, werden Sie am oberen Ende sehen, dass der Korkenzieher dreimal angesetzt worden ist. Der Korken ist nicht ganz durchbohrt worden. Mit dem langen Pfropfenzieher würde er vollständig durchbohrt und auf einen einzigen Zug herausgekommen sein. Wenn Sie den Kunden fangen, werden Sie finden, dass er ein solches Messer bei sich hat.«
    »Ausgezeichnet!«, sagte Hopkins.
    »Auf jeden Fall, diese Gläser bringen mich in Verlegenheit, machen mich irre; ich kann mir nicht helfen. Die Baronin hat doch die drei Männer wirklich trinken sehen, nicht wahr?«
    »Jawohl; darüber war sie sich vollkommen klar.«
    »Dann begreif ich’s nicht. Was soll ich weiter sagen? Und trotzdem müssen Sie doch selbst zugeben, Hopkins, dass es mit den drei Gläsern eine auffallende Sache ist. Wie, Sie bemerken nichts Auffallendes! Gut, dann wollen wir’s lassen. Es ist möglich, dass ein Mann mit besonderen Kenntnissen und einer besonderen Beobachtungs- und Kombinationsgabe, wie ich sie

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