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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Die Decke war von Eichenholz, das prächtige Schnitzereien zeigte, und ebenso die Täfelung. An den Wänden befanden sich zahlreiche Hirschgeweihe und Rehgehörne und verschiedene alte Waffen. An der der Tür gegenüberliegenden Wand war das französische Fenster, von dem wir gehört hatten. Durch drei kleinere Fenster zur Rechten schien die Wintersonne. Zur Linken befand sich ein großer Kamin. Daneben stand ein schwerer eichener Armsessel, um den noch der rote Baumwollstrick geschlungen war. Beim Freimachen der Dame war das Seil nur heruntergezogen, die Knoten, mittels deren es festgebunden war, aber nicht gelöst worden, sodass man noch genau sehen konnte, in welcher Weise sie geschlungen waren. Doch diesen Einzelheiten widmeten wir erst später größere Aufmerksamkeit, vorläufig wurde unser ganzes Denken von dem schrecklichen Anblick des Leichnams eingenommen, der auf dem Teppich lag.
    Es war die Leiche eines großen, gutgebauten Mannes im Alter von vierzig Jahren. Er lag auf dem Rücken, das Gesicht nach oben gewandt, und die weißen Zähne blinkten durch den kurzen, schwarzen Bart. Die zusammengekrampften Hände lagen über dem Kopf, und ein schwerer Schwarzdornstock quer darüber. Sein dunkles, hübsches Männergesicht war krampfhaft verzogen; Hass und Rache kamen darauf zum Ausdruck und gaben ihm ein teuflisches, wildes Aussehen. Er hatte offenbar im Bett gelegen, als er den Lärm gehört hatte, denn er war nur mit einem Nachthemd und einer Hose bekleidet, aus der die nackten Füße herausguckten. Der Kopf trug eine schreckliche Wunde, und überall im Zimmer konnte man die Spuren der Furchtbarkeit des Schlages erkennen, der ihn niedergeschmettert hatte. Neben ihm lag der eiserne Haken, der sich von der Wucht des Schlages gekrümmt hatte. Holmes untersuchte beide, das Werkzeug und die entsetzliche Verletzung, die es bewirkt hatte.
    »Er muss ein kräftiger Kerl sein, dieser ältere Randall«, bemerkte er.
    »Jawohl«, sagte Hopkins. »Ich kenne einige Streiche von ihm, er ist ein roher Bursche.«
    »Es wird Ihnen keine Schwierigkeit machen, ihn zu bekommen.«
    »Nicht die geringste. Wir hatten ihn schon auf dem Korn, und es schien beinahe, als ob er nach Amerika entkommen wäre. Nun, wo wir wissen, dass die Bande noch hier ist, sehe ich nicht ein, wie sie uns entschlüpfen sollte. Wir haben bereits an alle Häfen telegrafiert, und vor dem Abend wird auch noch eine Belohnung ausgesetzt werden. Was mich wundert, ist, dass sie so verrückt sein konnten, eine solche Tat zu begehen, wo sie doch wussten, dass die Dame sie beschreiben konnte, und dass wir sie aus dieser Beschreibung sofort erkennen würden.«
    »Das ist wahr. Man hätte erwarten sollen, dass sie Mrs Brackenstall ebenfalls mundtot machen würden.«
    »Sie haben vielleicht nicht gewusst, dass sie sich von ihrer Ohnmacht erholt hatte«, warf ich ein.
    »Das klingt nicht unwahrscheinlich. Wenn sie sie für besinnungslos hielten, brauchten sie ihr nicht das Leben zu nehmen. Was ist eigentlich mit diesem armen Kerl hier am Boden, Hopkins? Ich glaube merkwürdige Geschichten von ihm gehört zu haben.«
    »Er war ein ganz guter Kerl, wann er nüchtern war, aber ein vollkommenes Vieh, wann er betrunken war, oder vielmehr, wann er halb betrunken war, denn er wurde fast nie ganz betrunken. Dann schien der Teufel in ihm zu stecken, und er war zu allem fähig. Soviel ich gehört habe, wäre er trotz seines Reichtums und Standes ein paar Mal beinahe mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt gekommen. Es war einmal ein furchtbarer Skandal, dass er einen Hund mit Petroleum begossen und ins Feuer geworfen habe – und, was das Schlimmste war, den Hund seiner Frau – die Sache wurde damals noch mit vieler Mühe unterdrückt. Dann wieder einmal warf er einen Armleuchter nach der Dienerin, der Theresa Wright, was großes Aufsehen erregte. Im Großen und Ganzen, und unter uns gesagt, die Familie wird froh sein, dass er tot ist. – Was untersuchen Sie denn da?«
    Holmes lag auf den Knien und betrachtete sehr eingehend die Knoten an dem roten Strick, womit die Frau festgebunden gewesen war. Dann prüfte er noch sorgfältig das abgerissene Ende und auch die entsprechende Stelle am Klingelzug.
    »Als der Dieb dieses Stück heruntergerissen hat, muss es in der Küche doch laut geläutet haben«, bemerkte er dann.
    »Das konnte kein Mensch hören. Die Küche befindet sich ganz hinten im Haus.«
    »Woher wusste der Einbrecher, dass es niemand hören würde? Wie konnte er in so

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