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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Starrsucht 2 erregten einiges Aufsehen, und zugleich wurde mir auch der Pinkerton-Preis und die große Medaille für meine Abhandlung über die Veränderungen im Nervensystem zuerteilt, die Ihr Freund soeben erwähnte. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, daß man mir damals eine glänzende Laufbahn prophezeite.
    Das größte Hindernis, das mir im Wege stand, war mein Geldmangel. Ein Spezialist, der sich einen Namen machen will, ist genötigt, in einer der vornehmsten Straßen des Cavendish-Square sich niederzulassen, wo die Mieten fast unerschwinglich sind und die Einrichtung große Summen kostet. Auch muß er sich Wagen und Pferde halten und ein paar Jahre nur von seinen Zinsen leben können. An dies alles war bei mir nicht zu denken; ich konnte nur hoffen, in etwa zehn Jahren so viel zusammengespart zu haben, um eine selbständige Praxis anzufangen. Plötzlich aber eröffnete sich mir eine ganz neue, unerwartete Aussicht.
    Ein Herr namens Blessington, der mir völlig fremd war, trat eines Morgens zu mir ins Zimmer und begann ohne alle Einleitung:
    ›Sind Sie nicht derselbe Percy Trevelyan, der ein so vorzügliches Examen gemacht und kürzlich einen großen Preis erhalten hat?‹
    Ich verbeugte mich.
    ›Antworten Sie mir frei und offen‹, fuhr er fort, ›denn das wird Ihnen nur zum Vorteil gereichen: Sie haben genügende Begabung, um Ihr Glück zu machen, aber besitzen Sie auch den erforderlichen Takt?‹
    Das war eine sonderbare Frage. ›Ich hoffe, es fehlt mir nicht daran‹, erwiderte ich lächelnd.
    ›Sie haben keine schlechten Gewohnheiten? Neigen Sie nicht etwa zum Trunke, was?‹
    ›Aber, mein Herr!‹, rief ich.
    ›Nichts für ungut. Sie haben ganz recht, aber ich muß danach fragen. – Sagen Sie einmal, warum fangen Sie denn bei Ihren Anlagen keine eigene Praxis an?‹
    Ich zuckte die Achseln.
    ›Nur heraus mit der Sprache‹, fuhr er in seiner polternden Art fort. ›Es ist wohl die alte Geschichte. Sie haben mehr im Kopf als im Beutel, wie? – Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Sie instand setzte, sich in der Brook Street als Arzt niederzulassen?‹
    Ich sah ihn starr vor Verwunderung an.

    ›Wissen Sie, ich tue es nicht Ihnen zuliebe, sondern um meinetwillen‹, rief er. ›Ich will Ihnen ganz offen sagen, wie ich mir’s denke, und wenn es Ihnen paßt, bin ich’s zufrieden. Ich suche nämlich mein kleines Kapital unterzubringen und habe Lust, es bei Ihnen anzulegen.‹
    ›Aber weshalb? –‹, stieß ich hervor.
    ›Nun, es ist so gut wie jede andere Spekulation und obendrein sicherer als die meisten.‹
    ›Was verlangen Sie denn von mir?‹
    ›Das will ich Ihnen erklären. Ich miete das Haus, besorge die Einrichtung, bezahle die Dienerschaft und alle Ausgaben des Haushalts. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als im Sprechzimmer auf dem Lehnstuhl zu sitzen. Auch Taschengeld bekommen Sie von mir und alles übrige. Dafür händigen Sie mir dreiviertel von Ihren Einkünften aus und behalten den Rest für sich.‹
    So lautete der merkwürdige Vorschlag, den mir Herr Blessington machte; wieviel noch darüber hin und her geredet wurde, und wie wir uns endlich verständigten, brauche ich nicht zu erwähnen. Kurz und gut – ich bezog fast unter den gleichen Bedingungen, wie er sie gestellt hatte, zu Lichtmeß 3 das Haus. Er selbst wohnte bei mir als ständiger Patient und benutzte die zwei besten Zimmer im ersten Stock für sich zum Schlaf- und Wohnraum. Da er an Herzschwäche litt, glaubte er einer fortwährenden ärztlichen Aufsicht zu bedürfen. Er war ein wunderlicher Mensch, der alle Geselligkeit haßte und nur selten ausging. In betreff seiner täglichen Gewohnheiten band er sich an keinerlei Regel, nur in einer Sache war er die Pünktlichkeit selbst. Er pflegte nämlich jeden Abend um dieselbe Stunde in meinem Sprechzimmer zu erscheinen, die Bücher durchzusehen, mir fünf Schilling und drei Pence für jede verdiente Guinee 4 auszuzahlen und den Rest einzustreichen, um ihn in dem eisernen Geldkasten zu verwahren, den er in seinem Zimmer stehen hatte.
    Ich kann mit aller Bestimmtheit sagen, daß er niemals Ursache gehabt hat, seine Spekulation zu bereuen. Sie glückte von Anfang an. Der gute Ruf, den ich mir schon im Hospital erworben, sowie ein paar gelungene Kuren, brachten mich rasch vorwärts, und während der letzten zwei Jahre habe ich ihn zum reichen Manne gemacht.
    So viel mußte ich Ihnen von meiner Vergangenheit und meinen Beziehungen zu Blessington berichten, Herr

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