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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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war.
    »Was halten Sie davon, Sir?« fragten sie beide.
    »Ich würde Ihnen die Show stehlen, wenn ich so täte, als wollte ich Ihnen helfen«, bemerkte mein Freund. »Sie kommen so gut voran, daß es ein Jammer wäre, wenn jemand sich da
    einmischt.«
    In seiner Stimme lag Sarkasmus. »Wenn Sie mich wissen lassen wollen, wie Ihre
    Untersuchungen laufen«, fuhr er fort, »werde ich glücklich sein. Wenn ich Ihnen helfen kann, werde ich tun, was ich vermag. Inzwischen möchte ich gerne mit dem Polizisten sprechen, der die Leiche gefunden hat. Wollen Sie mir seinen Namen und die Adresse geben?«
    Lestrade schaute in sein Notizbuch. »John Rance«, sagte er. Er hat jetzt frei. Er wohnt Audley Court 46, Kennington Park Gate.«
    »Kommen Sie, Doktor«, sagte er, »wir gehen hin und besuchen ihn. Ich werde Ihnen eine
    Sache verraten, die Ihnen in dieser Angelegenheit weiterhelfen wird«, fuhr er fort und wandte sich an die beiden Detektive »Es ist ein Mord geschehen. Der Mörder war ein Mann. Er war mehr als 1,80 m groß, in der Blüte seiner Jahre. Für seine Länge hatte er ziemlich kleine Füße, trug grobe, breitgeschnittene Stiefel und rauchte eine Zigarre von der Marke Trichinoply. Er ist mit seinem Opfer in einer Droschke hierher gekommen. Das Pferd, das die Droschke zog, hatte drei alte, und unter seinem Vorderhuf ein neues Hufeisen. Mit aller Wahrscheinlichkeit hatte der Mörder eine helle Gesichtsfarbe und die Fingernägel seiner rechten Hand waren bemerkenswert lang. Dies sind bloß ein paar Hinweise, aber vielleicht helfen sie Ihnen weiter.«
    Lestrade und Gregson sahen einander mit ungläubigem Lächeln an.
    »Wenn dieser Mann ermordet worden ist, wie hat man ihn dann umgebracht?«
    »Gift!« sagte Sherlock Holmes knapp und schritt von dannen.
    »Noch eine Sache, Lestrade«, sagte er und drehte sich in der Tür um, »>Rache< ist ein deutsches Wort und heißt soviel wie >revenge<. Also vertun Sie Ihre Zeit nicht, indem Sie nach einem Fräulein Rachel suchen.«
    Mit diesem Schuß zum Abschied ging er fort und ließ die beiden Rivalen mit offenen
    Mündern hinter sich.

4. KAPITEL
    Was John Rance zu sagen hatte
    Es war ein Uhr, als wir Lauriston Gardens Nr. 3 verließen. Sherlock Holmes nahm mich mit in das nächste Telegraphenbüro, von wo aus er ein langes Telegramm abschickte. Dann
    winkte er eine Droschke heran und gab dem Kutscher die Adresse an, die Lestrade uns
    genannt hatte.
    »Es geht doch nichts über Beweise aus erster Hand«, bemerkte er. »Wenn ich ehrlich sein soll, dann muß ich gestehen, daß ich mir längst eine vollständige Meinung über diesen Fall gebildet habe. Aber man sollte immer alles herausfinden, was herauszufinden ist.«
    »Sie versetzen mich in Erstaunen, Holmes«, sagte ich. »Sie können doch gar nicht so sicher sein, wie Sie vorhin vorgaben, als Sie alle Einzelheiten aufzählten.«
    »In dieser Sache ist überhaupt kein Irrtum möglich«, antwortete er. »Zunächst einmal sind mir gleich bei unserer Ankunft die beiden tiefen Einschnitte aufgefallen, die die Räder einer Droschke dicht neben der Einbuchtung gemacht haben. Nun, bis gestern abend hatten wir
    wochenlang keinen Regen. Diese tiefen Eindrücke der Räder müssen also von letzter Nacht herrühren. Die Spuren der Hufeisen waren noch gut zu sehen, eines war deutlicher als die anderen drei, das zeigt, daß es sich um ein neues Hufeisen handelt. Weder Gregson noch Lestrade sind mit der Kutsche gekommen, das habe ich selber von Gregson gehört, also folgt daraus, daß die Kutsche in der letzten Nacht dort gehalten und zwei Leute zu dem Haus
    gebracht hat.«
    »Das sieht alles ganz einfach aus«, sagte ich. »Aber wie verhält es sich mit der Größe des anderen Mannes?«
    »Die Größe eines Menschen kann im allgemeinen nach der Länge seiner Schritte berechnet werden. Es ist ein ganz einfacher Rechensatz, aber ich will Sie jetzt nicht mit Zahlen langweilen. Ich habe die Schritte sowohl draußen im Lehm als auch drinnen im Staub
    gemessen. Dann hatte ich die Möglichkeit, meine Berechnungen zu überprüfen. Wenn ein
    Mensch an die Wand schreibt, so leitet sein Instinkt ihn an, in Augenhöhe zu schreiben. Na ja, die Schrift war genau 1,80m vom Fußboden entfernt. Was für ein Kinderspiel.«
    »Und sein Alter?« fragte ich.
    »Na ja, wenn ein Mensch ohne Anstrengung Schritte von 1,50 m macht, kann er nicht alt und schwach sein. Und das war genau die Breite der Pfütze im Garten, über die er hinweggestie-gen ist. Die

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