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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Regierung der Liberalen gab. Sie stiegen aus dem unruhigen Geist der Massen auf und ihre Folge sei die Schwächung der Autorität. Der Verstorbene war ein amerikanischer
    Staatsbürger, der ein paar Wochen in der englischen Metropole residiert hatte. Er hatte im Gästehaus von Madame Charpentier in Torquay Terrace, Camberwell, gewohnt. Er wurde
    begleitet von seinem Privatsekretär, Mr. Joseph Stangerson. Die zwei hätten sich am
    Dienstag, dem 4. d. M. von ihrer Wirtin verabschiedet, um sich zum Bahnhof Euston zum
    Liverpool Express zu begeben. Man hätte die zwei Herren hinterher am Bahnhof gesehen.
    Was zwischen diesem Zeitpunkt und dem, da man Mr. Drebbers Leiche in einem einsamen
    Hause in der Brixton Road, viele Meilen vom Bahnhof Euston entfernt fand, geschehen sei, wisse niemand. Wie er dort hingekommen und auf welche Weise der Tod ihn ereilt habe, sei noch ein ungeklärtes Rätsel. Ebenso wisse niemand etwas vom Verbleib Stangersons. Man
    freute sich jedoch, mitteilen zu können, daß Mr. Lestrade und Mr. Gregson von Scotland Yard mit dem Fall beschäftigt seien. Man sei sehr zuversichtlich, daß diese beiden
    wohlbekannten Polizeichefs sehr schnell Licht in die Sache bringen würden.
    Die >Daily News< stellte fest, daß es überhaupt keinen Zweifel daran gäbe, daß das Verbrechen politischer Natur sei. Die Unterdrückung und der Haß auf den Liberalismus, der von vielen kontinentalen Regierungen praktiziert würde, triebe viele Menschen nach England, die unter normalen Umständen friedliche Bürger gewesen wären, wenn sie bei allem, was sie zu leiden gehabt hätten, nicht bitter geworden wären. Bei diesen Menschen gäbe es einen Ehrenkodex, dessen Übertreten mit dem Tode bestraft würde. Es müßte jede Anstrengung
    unternommen werden, Stangerson, den Sekretär Drebbers zu finden, um einiges über die
    Lebensgewohnheiten des Toten zu erfahren. Ein großer Schritt in die richtige Richtung sei gemacht worden, als Mr. Gregson von Scotland Yard die Adresse des Gästehauses festgestellt habe.
    Sherlock Holmes und ich lasen diese Artikel beim Frühstück. Sie schienen ihm großes
    Vergnügen zu bereiten.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß, was immer auch passieren wird, Lestrade und Gregson den Gewinn einstecken.«
    »Es kommt noch darauf an, wie die Sache ausläuft.«
    »O vielen Dank! Aber das tut überhaupt nichts zur Sache. Wenn man den Mann kriegt, dann wird es durch ihre Umsicht geschehen sein; wenn er entwischt, ist es wiederum trotz ihrer Umsicht geschehen. Die Frage ist nicht, ob sie oder ich gewinnen oder verlieren. Was immer auch geschieht - sie werden den Applaus bekommen. >Un sot trouve un plus sot qui
    l'admire<.«
    »Was ist denn da los!« rief ich aus, denn in diesem Augenblick
    war das Getrampel vieler Füße unten in der Halle und dann auf der Treppe zu hören, begleitet von dem laut geäußerten Ärger und Protest von Seiten unserer Wirtin.
    »Das ist die Baker Street-Abteilung der Polizei-Macht«, sagte mein Freund vergnügt. Im nächsten Augenblick stürzten zum Zimmer hinein ein halbes Dutzend der dreckigsten und
    zerlumptesten Straßenkinder, die ich je in meinem Leben gesehen habe.
    »Aufgepaßt!« rief Holmes in scharfem Ton und sechs kleine Vagabunden standen in der
    Reihe wie schlecht aufgestellte Statuetten. »In Zukunft wird Wiggins alleine heraufkommen und seinen Bericht geben. Ihr anderen wartet auf der Straße. — Hast du etwas
    herausgefunden, Wiggins?«
    »Nein, Sir, das haben wir nicht«, sagte einer der Jugendlichen.
    »Ich habe es auch fast nicht erwartet. Aber ihr müßt dranbleiben, bis ihr es findet. Und hier ist euer Lohn.«
    Er gab jedem von ihnen einen Schilling. »Nun fort mit euch und kommt das nächste Mal mit einem besseren Bericht wieder!«
    Er winkte mit der Hand, und sie stoben die Treppe herunter, wie ein Rudel Ratten. Einen Augenblick später hörten wir ihre hohen, schrillen Stimmen auf der Straße.
    »Jeder einzelne dieser kleinen Vagabunden tut mehr für mich als ein halbes Dutzend
    Polizisten«, bemerkte Holmes. »Der Anblick eines offiziell aussehenden Beamten verschließt den Leuten den Mund. Diese Jungen aber sind überall und sehen alles. Sie sind äußerst
    gewitzt. Alles, was man zu tun hat, ist, daß man ihnen genau anweist, was sie tun sollen.«
    »Haben Sie sie denn für den Brixton-Fall eingesetzt?« fragte ich.
    »Ja, es gibt da nämlich gewisse Dinge, über die ich mir Gewißheit verschaffen möchte. Es ist alles nur eine Frage der Zeit.

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