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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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zermarterte mein Hirn, weshalb ein so schnelles Eingreifen nötig war. Als ich das Büro betrat, war mein Freund in ein heftiges Gespräch mit dem Beamten verwickelt. Da ich nur wenig Französisch spreche, bekam ich nicht alles mit, doch konnte ich erraten, dass Holmes versuchte, den gerade einfahrenden Zug nach Caen zu stoppen. Der Beamte schien eher unwillig, den Fahrplan aufgrund der Einwände eines dahergelaufenen Engländers zu ändern, was Holmes – was sonst gar nicht seine Art ist – in Rage brachte. Drei Minuten vor geplanter Abfahrt des Zuges schien sich in den tumben Hirnwindungen des Uniformierten dann doch noch die eine oder andere Synapse ihrer ursprünglichen Aufgabe zu erinnern, und ein Funken der Erkenntnis glomm in den viehisch trüben Augen auf. Er nickte bedächtig. 
    Holmes entspannte sich und drehte sich zu mir um. „Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass es Wesen gibt, die zu Unrecht auf zwei Beinen wandeln. Es gibt wohl Menschen, mit denen zu kommunizieren mir mehr Energie raubt, als wenn ich mich einem anspruchsvollen Fall widme. Ein Wunder, dass ich nach einem solchen Gespräch nicht schlohweiße Haare habe.“
    Immer noch leicht entnervt fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, wobei ich auf seinem Handrücken und bei näherem Hinsehen auch auf seinem Unterarm gelbliche bis schwarze Flecken entdeckte. Er hatte wohl meinen Blick bemerkt und fragte deshalb: „Nun, was denn?“
    „Aber Holmes, was ist mit Ihrer Hand geschehen?“
    „Ich habe quasi für Eiffel die Hand ins Feuer gehalten, auch wenn ich nicht mehr sicher bin, dass dies eine gute Idee war. Aber an und für sich sind Sie ja der Arzt im Haus. Wonach sieht das für Sie aus?“
    „Nach Verätzungen durch Säure. Was um Himmels willen ist denn gestern geschehen?“
    „Suchen wir uns erst einmal einen angenehmen Platz und nehmen unser Frühstück zu uns. Die Züge nach Caen werden wohl vorerst ausgesetzt werden, bis ein Fachmann die Stabilität des Viaduktes überprüft hat. Somit haben wir genügend Zeit, es uns hier gut gehen zu lassen. Da es noch früh ist, schlage ich vor, dass wir uns an der lokalen Pâtisserie gütlich tun. Zuvor jedoch muss ich meine Arbeit zu Ende bringen und ein Telegramm nach Genf schicken.“
    „Sie sind wirklich manchmal schwer zu verstehen, mein Bester. In einem Moment noch völlig aufgebracht und gleich darauf wieder in bester Urlaubslaune.“
    „Die Aufregung war nicht eingeplant. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass etwas passieren würde. Doch da die Situation nun entschärft ist, ist es uns mehr denn je vergönnt, einige angenehme Tage zu verbringen.“
    Wir betraten das kleine Restaurant im Erdgeschoss eines Fachwerkhauses und nahmen in den bequemen, ledernen Lehnsesseln Platz. Es duftete herrlich nach Tee und frischem Gebäck, sodass sich mein Magen trotz des opulenten Mahls am Abend zuvor deutlich zu Wort meldete. Tee, Éclairs und Croissants wurden serviert und selbst Holmes, der sonst eher spartanisch frühstückte, sah man die Freude über die französische Backkunst deutlich an. 
    „Nun denn, klären Sie mich über die Hintergründe unseres frühen Aufbrechens auf!“
    „Da muss ich Sie leider enttäuschen, denn ich kann Ihnen weder Verdächtige noch Täter liefern. Die Flecken auf meiner Hand sind, wie Sie richtig erkannt haben, Verätzungen einer Säure, genauer: Verätzungen durch Schwefelsäure.“
    Er zog ein kleines Päckchen mit farblosen Kristallen aus seiner Manteltasche und legte es auf den Tisch.
    „Was ist das?“
    „Dies ist kristalline Dischwefelsäure, umhüllt von einem Material, welches sich bei Kontakt mit Wasser leicht zersetzt. Ich fand Dutzende solcher Päckchen an den statisch wichtigen Streben der Brücke. Normalerweise würde Dischwefelsäure bereits mit dem in der Luft vorhandenen Wasser reagieren, die Hülle verhindert dies jedoch. Wenn es aber wie gestern regnet, dann löst sich die Außenhaut auf und es kommt zu einer heftigen Reaktion, in der sich Schwefelsäure bildet. Das musste ich leider heute Nacht leidvoll am eigenen Leib erfahren.“
    „Ist das der Grund, warum die Brücke brannte?“
    „Nicht direkt. Es war ein Zusammentreffen mehrerer, letztlich glücklicher Umstände, denn hätte es nicht gewittert, so wäre die Destabilisierung der Brücke wohl lange niemandem aufgefallen. Die sich durch den Einfluss von Regenwasser bildende Schwefelsäure wurde durch die geschickte Anbringung der Päckchen so geleitet, dass sie über kurze

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