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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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heimkehrte, fühlte sie den Verlust des Mannes und des Kindes noch deutlicher als zuvor. Rachegedanken kamen in ihr hoch und dann war da auf einmal die Erinnerung an das, was Claire Brooks über den Tod ihres Mannes erzählt hatte. Danach war alles ganz einfach. Sie beschaffte sich die Eier des Parasiten und gab sie wohl in eine Karaffe mit Wasser. Es musste irgendetwas Unverdächtiges sein und etwas, das am Tag öfter verzehrt wurde. Sie wollte sicher sein, dass ihre Eltern, die sie damals verstoßen hatten, irgendwann den Tod fanden. Wahrscheinlich hat sie sich auch an die Begegnung mit der Weißen Frau erinnert, die ihr das Kind nahm, und besuchte die Eltern unbemerkt am Krankenbett. Die eigentliche Botschaft aber war, dass Elizabeth ihrer Schwester sagen wollte, dass sie genau wusste, wer damals den Säugling in den Fluss geworfen hatte. Dass der arme James, Gott sei ihm gnädig, auch zu den Opfern zählte, war wohl ein bedauerlicher Zufall. Vielleicht hatte er Durst und einfach ein Glas Wasser genommen, bevor er die Karaffe an die Tafel der Carningtons brachte. Wer weiß. Habe ich recht, meine Damen? Könnte es so gewesen sein?“
    Beide Frauen blickten ihn stumm an, unbeweglich in ihrer Haltung. Diese Schwestern sind sich ähnlicher, als man denkt , ging es Holmes durch den Sinn. Er sah zu Carnington hinüber. Der war inzwischen auf Elizabeth zugetreten, hatte ihre Hand genommen. Er schien nach etwas zu suchen in diesem vorzeitig gealterten Gesicht, das von dünnem weißem Haar umrahmt war. Verzweiflung stieg in ihm hoch, er schluchzte und wandte sich ab. 
    Holmes setzte sein Sonntagsgesicht auf und sah geflissentlich an Doktor Watson vorbei. „Nun, liebe Anwesende, meine Vermutungen gründen auf Fakten und auf Interpretation der Unterlagen, die hier auf diesem Tisch liegen. So könnte es also gewesen sein. Ich sagte könnte, denn Beweise gibt es nicht. Und wie ich eingangs schon andeutete, möchte ich Ihnen einen zweiten Lösungsweg aufzeigen, einen, der Ihnen allen vielleicht mehr ... zusagt.
    Der alte Butler und die Eltern der Countess sind tot. Tragisch, aber bei dem Alter der Verstorbenen ist das Ableben an sich nicht ungewöhnlich. Anzeichen für Gewalt gab es nicht. Die Leichenöffnung bei Sir Cedric zeigte, dass er Opfer eines Wurmparasiten geworden war. Der Wahnsinn, der ihn in den Tod trieb, hatte also eine natürliche Ursache. Dass seine Gattin ihm in den Tod folgte, mag daran liegen, dass sie sich den Lebensabend allein nicht vorstellen konnte. Da James zu den Dienstboten zählte, interessiert sich für seinen Tod niemand, leider. Countess Elizabeth ist ebenfalls tot, so steht es in der Sterbeurkunde des Zuchthauses. Das Kind von Elizabeth ist im Mausoleum beigesetzt. Wer ist also die Weiße Frau? Hat es sie wirklich gegeben? Ich fürchte, das wird immer ein Rätsel bleiben, denn, da bin ich mir sicher, die Weiße Frau wird nie wieder in Erscheinung treten. Und nun entschuldigen Sie uns bitte, wir möchten uns zurückziehen.“
    Watson lächelte und packte alle Unterlagen wieder in die lederne Tasche. Dann übergab er sie dem Auftraggeber. 
    Carnington war den Tränen nahe. „Kann ich noch etwas für Sie tun?“, fragte er zaghaft.
    Holmes stand schon an der Tür, drehte sich jedoch noch einmal um. Ich möchte nicht in der Haut dieser Leute stecken , dachte er. Er neigte den Kopf und deutete eine Verbeugung an. „Ein kräftiges Frühstück und ein Kutsche, die um zehn Uhr Carnington Hall verlässt. Und Ihre Antwort, Sir, welcher der Wahrheiten Sie persönlich den Vorzug geben. Gute Nacht.“

K. Peter Walter 

    Dr. phil, Literaturkritiker, Lexikonmacher und Autor, geboren 1955, lebt in Bitburg in der Eifel. Ausgewiesener Sherlock-Holmes-Afficionado, u.a. mit „Sherlock Holmes im Reich des Cthulhu“ (Roman, Blitz, 2008), „Sherlock Holmes und Old Shatterhand“ (Erzählungen, Blitz, 2011), „Sherlock Holmes und der Werwolf“ (Roman, Blitz, 2012) sowie vier Erzählungen in Alisha Biondas (Hrsg.): „Der verwunschene Schädel“ und „Das ungelöste Rätsel“ (Voodoo Press, 2011). Übersetzung: Daniel Stashower, „Sir Arthur Conan Doyle“ (mit Michael Ross, Baskerville Bücher, 2008).

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    K. Peter Walter

    Im Jahre 1911 erschütterte der Tod des österreichischen Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler meinen Freund Sherlock Holmes aufs Tiefste. 
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