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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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wachsen. Sie sorgte dafür, dass Elizabeths Hilferufe nie zu Robert gelangten. Sie fing die Briefe ab und vernichtete sie. Elizabeth wurde nach Plymouth geschickt und brachte dort einen Jungen zur Welt. Inzwischen war der Krieg vorbei; die Männer würden bald heimkommen. Helen machte sich auf nach Plymouth und entriss der Schwester das Kind. Über ihre Maskerade als Weiße Frau möchte ich mich hier nicht äußern. Aber sie muss so gut gewesen sein, dass sie unerkannt blieb. Das Kind, das später gefunden wurde ... nun ja. In unseren Armenhäusern sterben täglich unglückliche kleine Wesen und es war ein Leichtes für Helen, an einen toten Säugling zu kommen. Nun. Die Schwester wurde verurteilt, doch zu Helens Entsetzen nicht zum Tode, sondern zu dreißig Jahren Zuchthaus. Sie liebte das Kind, war es doch das Kind von Robert. Wie gut, dass ihre Freundin Esther auch eines erwartete. Helen vertraute sich Esther an und der kleine Junge wuchs als Zwilling mit dem Sohn der Whisleys auf. Und dann, wann vermag ich nicht zu sagen, wollte Esther ihrem Mann die Wahrheit sagen. Vielleicht war die Amme gierig und wollte ein weiteres Mal Schweigegeld? Es war Esthers Todesurteil. Sie kam von einem Reitausflug nicht nach Hause. Doch die aufopfernde Helen kümmerte sich um die vier Kinder, insbesondere um das eine ... um den Jungen, mit dem sie noch heute gern ausreitet ... Thomas.“
    Das Krachen von Glas war zu hören, alle starrten auf Kate. Sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und weinte bitterlich. Holmes atmete tief durch, dann ging er zu dem Dienstmädchen und ergriff ihr Handgelenk. Um sie herum lag das zerbrochene Kristall der Karaffe. Die Frau zitterte wie Espenlaub. Watson räusperte sich ungehalten. Es lag wieder einmal viel zu viel Pathos im Vortrag seines geschätzten Freundes.
    „Ja, Kate, oder soll ich sagen: Elizabeth, Ihr Sohn lebt. Wohl behütet, ein paar Meilen entfernt bei den Whisleys. Die arme Seele, der Sie Blumen vor die Grabplatte legen, ist bedauernswert, aber nicht Ihr Kind.“
    Countess Helen stöhnte auf und lehnte sich in ihrem Sessel zurück, doch ihr Mann nahm keine Notiz davon. Er schien auf einmal ein anderer zu sein; seine Augen waren wach; sein Atem ging schnell. Irritiert wanderte sein Blick zwischen Helen und Elizabeth hin und her. Kam die Erinnerung endlich zurück? 
    „Was wissen wir sonst noch?“, fragte Holmes in die Runde. Dann gab er selbst die Antwort. „Nicht viel, fürchte ich. Was ich nun erzähle, ist rein spekulativ, wiewohl ich es für die Wahrheit halte.“
    Er trank sein Glas leer und klopfte damit rhythmisch auf den Kaminsims. Erst das auffällige Hüsteln von Watson brachte ihn dazu, weiterzureden.
    „Countess Helen ist eine unglückliche Frau. Sie ist für das, was sie ihrer Schwester angetan hat, in all den Jahren hart bestraft worden. Ihr Mann liebt sie nicht, sie haben keine Kinder, der Sohn ihrer Schwester wächst in einer anderen Familie auf. Dann kommt das Verbrechen an der Reitfreundin hinzu. Die Schuld, die sich Helen auflädt, wird immer größer. Irgendwann teilt das Zuchthaus mit, Elizabeth sei verstorben. Wie wir heute wissen, stimmt das nicht. Endlich, so dachten Sie, Countess, könnten Sie die Vergangenheit hinter sich lassen. Dann der Schock, als Sie wenige Wochen später entdecken müssen, dass das Grab des Kindes im Mausoleum regelmäßig mit Blumen geschmückt wird. Blumen, die aus den Bouquets in der Halle Ihres Hauses stammen. Sie ahnen, wer die neue Dienerin ist, trauen sich aber nicht, sie anzusprechen. Dann geschehen die drei Todesfälle. Sie haben die berechtigte Sorge, das nächste Opfer zu sein.“ 
    Helen Countess of Carnington weinte lautlos. Es waren die ungeweinten Tränen aus dreißig Jahren, die nun aus ihren Augen flossen. 
    Doch Sherlock Holmes war noch nicht am Ende angelangt. „Was Countess Elizabeth anbetrifft, so denke ich, dass sie ohne Vorsatz handelte. Sie wurde wegen guter Führung früher entlassen und kehrte zu ihrem Elternhaus zurück. Vielleicht wollte sie sich einfach nur mit ihren Eltern aussöhnen. Wie Watson herausgefunden hat, bat sie den Geistlichen des Zuchthauses, sie für tot erklären zu lassen. Sie nannte ihm als Grund die Aussicht auf eine neue Existenz in Amerika. Der Pfarrer machte mit, wohl zum einen, weil er wusste, dass sie innerlich bereits seit vielen Jahren tot war, zum anderen, weil er eine hübsche kleine Summe in Aussicht hatte, die für ihre Beerdigung bestimmt war. Als Elizabeth

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