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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sind so enorm, dass keine Rätsel bleiben. Und damit auch keine Herausforderungen für mich und meinen Verstand.“
    Wenn mein Freund in dieser Stimmung war, gab es nur ein probates Mittel, ihn von seinem Selbstmitleid abzulenken. Es blieb mir nur zu hoffen, dass er bald einen neuen Klienten mit einem möglichst schwierigen Fall bekommen würde.
    Zum Glück kam uns der Zufall zu Hilfe, wobei ich, nach dem, was ich an diesem Tag noch erleben sollte, auch höhere Mächte nicht ausschließen will.
    Mrs Hudson stand in der Tür. „Mr Holmes, da ist Besuch für Sie, aber ich war mir nicht sicher, ob Sie in der Verfassung ...“
    Holmes’ Gesicht hellte sich auf. „Lassen Sie sie nur herein, Mrs Hudson. Auch einfache Leute können interessante Fälle bringen.“
    „Woher wissen Sie, dass es sich um ‚einfache Leute‘ handelt, Mr Holmes? Ich habe das mit keiner Silbe erwähnt.“
    Holmes richtete sich auf. „Lauschen Sie einen Moment. Was hören Sie?“
    Mrs Hudson und ich hielten beide die Luft an und horchten in die Stille hinein.
    „Ehrlich gesagt, ich kann nichts hören, Mr Holmes.“
    Holmes’ Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Genau, Mrs Hudson. Und das bedeutet, dass Sie den Besuch draußen in der Kälte warten lassen und nicht hereingebeten haben, etwas, das Sie bei Leuten von Stand sicher getan hätten.“
    Als ich Mrs Hudsons Verblüffung bemerkte, fragte ich mich, ob ich sonst auch so aussah, wenn Holmes sein Können zeigte.
    „Sie haben recht, Mr Holmes. Es ist wohl ein Lohnkutscher und seine Stiefel sind so verdreckt, dass ich ihn ungern ins Haus lassen würde. Er meinte auch, dass er Ihnen unbedingt etwas in seinem Wagen zeigen müsse.“
    Die Miene meines Freundes erhellte sich weiter. „Sehr ungewöhnlich, finden Sie nicht, Watson?“
    Schon war Holmes auf dem Weg zur Haustür und ich hatte Mühe, ihm zu folgen. 

     
    Was den Besucher anging, lag Mrs Hudson mit ihrer Einschätzung vollkommen richtig. Es war nicht schwer, Seamus O‘Bannon, wie er sich vorstellte, als Lohnkutscher zu erkennen. Seine derbe, verschmutzte Kleidung und der Filzhut, dessen hohes Alter an den abgewetzten Stellen an der Krempe ersichtlich war, das war nichts Besonderes. Doch die mit Matsch verdreckten Schaftstiefel und die Kutscherpeitsche, die er in der Hand hielt, waren Hinweise, die nicht nur Holmes deuten konnte. 
    O‘Bannon sprach mit stark irischem Akzent, ich musste mich anstrengen, um ihn zu verstehen. „Hab schon überlegt, sie in ein Hospital zu bringen. Saß einfach in meiner Kutsche, sagt keinen Piep. Hat immer wieder auf das Bild hier gedeutet.“
    Er hielt ein aufgeschlagenes Exemplar des Strand in seinen Pranken. Zu meiner Überraschung zeigte die Seite niemand anderen als Holmes, sinnend in einem Sessel. Eine Illustration zu einem meiner Berichte über eines unserer früheren Abenteuer.
    „Hab Sie gleich erkannt.“
    Bei aller Bescheidenheit muss ich doch zugeben, dass es mich jedes Mal freut, einen Leser meiner literarischen Ergüsse kennenzulernen.
    „Ich halte ja nichts von so Sachen, bin kein Leser. Aber die Misses, die verschlingt das Zeug regelrecht. Vor allem die Bilder haben es ihr angetan. Immer liegt sie mir in den Ohren, was für eine edle Gestalt dieser Holmes doch ist. So klug und gut aussehend. Nix gegen Sie, mein Herr, aber ich kann das nicht mehr hören. Allerdings, so habe ich wenigstens gewusst, wo das Mädel hin will.“ Er musterte Holmes und fügte hinzu: „Na ja, das Bild schmeichelt schon etwas.“
    Holmes ging nicht auf das Gesagte ein. Ungeduldig schob er O‘Bannon zur Seite und öffnete den Verschlag. Gestank schlug uns entgegen. Die letzte Fuhre musste Unrat gewesen sein. 
    Holmes beugte sich hinein, doch fast im selben Augenblick wandte er sich wieder zu mir um. „Schnell, Watson, holen Sie Ihre Tasche.“ 

    Das Bild, das sich mir kurz darauf bot, werde ich wohl nie mehr vergessen. Die Kutsche war für den Transport von Gütern, nicht von Passagieren ausgelegt. Eine Sitzbank gab es nicht. Auf dem Holzboden saß, gegen die Wand gelehnt, eine junge Frau mit ungesund blasser Gesichtsfarbe, die nur durch einige dunkle Flecken unterbrochen wurde. So, wie sie dort lehnte, erinnerte sie an eine Stoffpuppe, die man drapiert hatte, damit sie nicht umfiel. Ihre Augen waren geöffnet, blickten aber ins Leere. Das Einzige, was sich bewegte, war ihre linke Hand, die unablässig auf den Boden der Kutsche klopfte.
    „Hallo, können Sie mich hören?“ Ich war zu ihr

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