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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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immer an ein verstecktes Uhrwerk dachte, spielte seine Rolle weiter. Er brüllte, dass man ihn noch am Fuß der Hügels hören konnte: „Watson, aufgepasst! Jetzt hat er seinen Apparat in Betrieb gesetzt! Die Drähte müssten da hinten sein. Seine Figuren ... ah! Nein, nein! Wie das schmerzt! Watson, zu Hilfe!“
    In dem Augenblick hatte nämlich eines der Ungeheuer seine schlauchförmige Zunge ausgereckt und einen gelben Strahl einer Flüssigkeit auf die Puppe gerichtet. Beißender Dunst stieg auf. Wo der Strahl die Puppe traf, fraß er sich durch die Kleider und brachte den ausgestopften Körper zum Rauchen. 
    „Watson“, schrie Holmes, „fliehen Sie! Ah! Aah! Ich bin verloren! Dieser Schurke!“
    Und er wäre tatsächlich verloren gewesen, hätte er sich in das Grab gewagt, denn nun trampelten die Monstrositäten auf der zu Boden gefallenen Puppe herum, zerquetschten sie unter ihren steinernen Pratzen, die wie die Stempel einer Eisenpresse darauf niederstampften. Holmes, dessen schauspielerische Fähigkeiten zu bewundern ich schon oft Gelegenheit gehabt hatte, brüllte und röchelte und „starb“ zuletzt mit einem weithin hallenden Schrei äußerster Verzweiflung. Dann hörte ich das wohlvertraute leise Lachen, das er oft hören ließ, wenn er einen Fall zu seiner Zufriedenheit gelöst hatte.
    Er lachte zu früh.
    Die beiden Wächter erhoben sich, mit ihren kurzen plumpen Flügeln schlagend, senkrecht in die Luft und hatten bereits den Rand des Grabes erreicht, ehe ich Holmes noch eine Warnung zuschreien konnte. Es gab keinen Zweifel mehr, dass sie so lebendig waren wie wir vier Menschen, wenn auch auf eine andere Weise. Sie atmeten sichtbar, und ihre seitlich am Kopf sitzenden Augen strahlten eine schweflige Glut aus, die selbst im Scheinwerferlicht deutlich zu sehen war: Wie Phosphordunst umhüllte sie ihre missgestalteten Schädel. Dennoch schien es mir, dass sie uns nicht wirklich sehen konnten, denn ihre Rüssel hoben sich witternd in die Luft, während die Körper flügelschlagend an derselben Stelle zwei Fuß über dem Boden verharrten. Dann fingen sie den Geruch meines Freundes auf, der – da Holmes immer nach Tabak und Chemikalien roch – selbst für eine menschliche Nase von uns allen der intensivste war, und wandten sich ihm zu. Hummerscherenhände griffen nach ihm, und was noch schlimmer war, der mit Säure geladene Rüssel zielte auf ihn!
    Ich stürzte vorwärts – da bannte mich Lestrades Schrei: „Vorsicht, Doktor, wir schießen!“ Hätte ich im Krieg in Afghanistan nicht schnell zu reagieren gelernt, ich wäre durchlöchert worden. Der Beamte am Maschinengewehr drehte die Kurbel wie ein wildgewordener Leierkastenmann, und unter infernalischem Schrillen prasselten die Kugeln auf die beiden schwebenden Scheusale los. 
    Sie torkelten in der Luft unter dem Anprall, und Steinsplitter spritzten, aber natürlich waren sie weitaus unempfindlicher, als es lebende Menschen gewesen wären. Lestrade, der ein sehr zielsicherer Schütze war, schoss dem einen die Rüsselspitze ab, dem anderen fuhr eine Kugel ins Auge und kam gleich darauf wie ein zurückgeschmetterter Tennisball wieder daraus hervor. Beide waren jedoch weit entfernt davon sichtbar geschädigt zu werden, obwohl nun auch Holmes und ich auf sie feuerten. Sie schwebten in der Luft herum wie Luftballons an einer Schnur, wankten, richteten sich wieder auf – und dann wechselten beide plötzlich die Richtung und schossen, unbekümmert ob des Kugelhagels, geradewegs auf Holmes zu. Es war offenkundig, dass er vor allem ihr Ziel war. Sobald sie ihn erledigt hatten, würden sie sich um seine Entourage kümmern.
    Der Mann am Maschinengewehr stellte das Feuer ein, als er befürchten musste, uns alle in dem Getümmel zu erschießen. Holmes gelang es, ein Brett zu packen und den einen, der ihm am nächsten kam, damit wegzuschmettern, aber er brach sich beinahe den Arm bei der Anstrengung und hatte nicht viel erreicht, denn der Vertriebene kehrte gleich wieder um, und der zweite war auch noch da. Ich sah es schon kommen, dass mein Freund wie der unglückliche Harris von der Säure zerfressen und von steinernen Tatzen zu Brei getrampelt wurde. Denn nun brach seine Gegenwehr zusammen, er wandte sich zur Flucht, da schnitt das eine Ungeheuer ihm den Weg ab, während das andere auf ihn eindrang. Verloren! Ich stieß einen Schrei der Verzweiflung aus, der jedoch in einem neuen und unerwarteten Lärm unterging.
    Hinter mir dröhnte ein weithin hallender,

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