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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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ist fataler als ein vorgefertigter Eindruck.“
    Da hatte mein Freund zweifellos recht. Dennoch bezweifelte ich mit jeder Sekunde mehr, dass dies hier eine gewöhnliche Ermittlung werden würde. „Ist Ihnen aufgefallen, wie kühl es überall in diesem Anwesen ist?“
    Holmes zuckte mit den Schultern. „Das haben alte Häuser manchmal so an sich. Im Winter speichern sie die Wärme und im Sommer bunkern sie die Kälte.“
    Auch hier wollte ich nicht widersprechen. Auf der Suche nach weiteren Hinweisen umrundete ich den Tisch und bemerkte im Regal, halb verdeckt von einer alten Ausgabe des Whitaker’s Almanack , ein mir vertrautes Buch: Charles Dickens’ Unser gemeinsamer Freund . Der Unterschied zwischen meiner und dieser Fassung war nicht allein der deutlich bessere Zustand der Whedon-Ausgabe, sondern auch, dass der Autor hier sein Werk signiert und mit persönlicher Widmung versehen hatte. Als ich las, dass der große Künstler von einem besonderen Geschenk für einen guten Freund und Nachbar geschrieben hatte, fühlte ich mich durchaus neidisch. Neugierig blätterte ich durch die Seiten, auf der Suche nach dem Kapitel, bei dem ich vorhin zu lesen aufgehört hatte.
    „Seien Sie bitte vorsichtig“, hörte ich auf einmal die Stimme des Dieners hinter mir. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass er den Raum wieder betreten hatte. „Das hat Charles Dickens der Familie höchstpersönlich gewidmet. Sie waren eng miteinander befreutet. Ein Jammer, dass Sir Charles vor kurzem von uns gehen musste.“
    Vor kurzem? Irritiert legte ich die Stirn in Falten. So weit ich wusste, hatte Dickens im Juni 1870 das Zeitliche gesegnet. Das lag zwanzig Jahre zurück. Aber der Neid über die signierte Ausgabe ließ mich über den Fauxpas hinwegsehen.
    „Ich habe den Eindruck, dass Sie Sir Leonard recht nahe standen“, sagte Holmes derweil. „Wüssten Sie deshalb jemanden, dem Sie einen solchen Giftanschlag zutrauen?“
    „Das hat mich die Polizei ebenfalls gefragt. Es gibt keine Minute, in der ich nicht darüber nachdenke. Bedauerlicherweise ist mir bisher trotzdem niemand eingefallen. Aber ich bin ohnehin der letzte, der Heimlichkeiten in diesem Haus mitbekommt. Wenn Sie da etwas Genaueres wissen möchten, empfehle ich Ihnen ein Gespräch mit dem Hausmädchen Angelina. Sie hat eindeutig die bessere Nase für Derartiges. Wenn Sie wollen, führe ich Sie zu ihr. Zuletzt habe ich sie vor einer Stunde im ersten Stock gesehen.“

    Wir folgten ihm zurück in die Eingangshalle und von dort aus die Steintreppe ins Obergeschoss. Unterwegs vernahm ich aus einem der unteren Zimmer zwei gedämpfte Stimmen, hörte aber lediglich heraus, dass sich ein Mann und eine Frau unterhielten.
    In der oberen Etage erwarteten uns ein leuchtend blauer Teppich und verschlossene Türen zu mehr als einem halben Dutzend Zimmer. Zudem führte eine weitere Treppe hinauf zum obersten Stockwerk. Brody klopfte zielgerichtet an der ersten Tür und streckte, nachdem niemand antwortete, vorsichtig den Kopf in den Raum. Nur Sekunden später zog er ihn zurück und steuerte die nächste Tür an. Auch hier klopfte er und hörte eine recht jung klingende Frauenstimme antworten. Mein Gefühl täuschte mich nicht. Drinnen erwartete uns eine schätzungsweise zwanzig Jahre alte Frau mit feuerroten Haaren, Sommersprossen und ansteckendem Lächeln. „Ah, hier bist du ja, Angelina.“ Brody erklärte kurz, weswegen wir gekommen waren.
    Augenblicklich verringerte sich ihre Fröhlichkeit. „Tut mir leid. Auch ich kann Ihnen niemand nennen, der einen Groll gegen Sir Leonard hegte.“
    „Das hatte ich erwartet“, sagte Holmes. „Mister Brody deutete allerdings an, dass Sie gut über sämtliche anderen Geheimnisse im Haus Bescheid wüssten.“ 
    Die Haushälterin warf dem Diener einen erbosten Blick zu, nickte gleichzeitig aber zögerlich. „Na ja, gelegentlich bekomme ich das eine oder andere mit. Aber sehr viel weiß ich trotzdem nicht. Außerdem …“
    „Das eine oder andere ist vermutlich eine Affäre“, unterbrach Holmes. 
    Angelina riss erschrocken die Augen auf, linste an ihm vorbei in Richtung Tür und nickte abermals.
    „Wen haben Sie gesehen? Und wann?“
    Sie blähte die Wangen auf. „In diesem Haus geht so einiges vor sich. Sowohl Sir Nicolas als auch Sir Cedric sind ziemliche Schürzenjäger. Einzig Sir Leonard schaut nicht sofort jedem Rock hinterher. An einem späten Nachmittag, vor einigen Wochen, war er gerade verreist. Da sah ich, wie seine Frau mit

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