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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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zu.
    „Oh, entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Leonard Whedon. Ich komme aus Rochester. Möglicherweise haben Sie von meinem Vater gehört. Sir Jonathan Whedon. Ihm gehörte dort eine Papierfabrik. Mittlerweile wird sie aber von meinen Brüdern und mir geleitet. Wer mich umzubringen versucht, weiß ich nicht. Unter Umständen einer meiner werten Brüder. Weil sie sich unbedingt meine Geschäftsanteile unter den Nagel reißen wollen.“
    „Gibt es denn Grund für diese Vermutung?“ Auch Holmes war mittlerweile aufgestanden und auf unseren Gast zugekommen.
    „Meine Brüder Cedric und Nicolas sind etwas … nun, nennen wir es hartherzig. Ihre persönlichen Belange kommen stets vor denen der anderen. Aber einen konkreten Beweis habe ich nicht, falls Sie das meinen.“
    „Ich nehme an, Ihre Brüder leben ebenfalls in Rochester?“
    „Ganz recht. Zusammen mit unseren Gattinnen bewohnen wir alle dasselbe Anwesen in Gads Hill. Bitte helfen Sie mir. So lange das Verbrechen nicht aufgeklärt ist, fühle ich mich keine Minute lang sicher. Ich stelle Ihnen gern eine Vollmacht aus, aber keine zehn Pferde bekommen mich bis dahin nach Hause zurück.“
    Ich nickte verständnisvoll und setzte zu einer Antwort an. Holmes war jedoch schneller. „Seien Sie unbesorgt. Wir werden uns dieser Angelegenheit unverzüglich annehmen.“
    Erleichtert atmete der Lord auf. „Ich danke Ihnen. Bitte beeilen Sie sich. Diese Ungewissheit bringt mich um. Außerdem habe ich Angst um meine Frau Catherine. Ich möchte nicht, dass ihr ebenfalls etwas zustößt. Niemand ist mehr sicher, so lang der Übeltäter nicht gefasst ist.“

    Während der Eisenbahnfahrt nach Rochester schmökerte ich wieder in dem Dickens-Roman Unser gemeinsamer Freund und freute mich, Gads Hill zu besuchen. Wie es der Zufall wollte, war dieser Ort nicht nur das Ziel unserer Reise sondern ebenso Charles Dickens’ letzte Wohnadresse vor seinem Tod gewesen. Ich war gespannt, ob ich den Sommersitz des großen Autors zu Gesicht bekam. Gleichzeitig machte ich mir Gedanken über die Geschichte des Lords. Er tat mir leid, dass er mit Geschwistern gestraft war, bei denen Blut anscheinend nicht halb so dick wie Wasser war. Wenn man der eigenen Familie nicht mehr vertrauen konnte, wer blieb einem dann noch?
    Holmes hüllte sich wie üblich in Schweigen. Selbst als uns die Kutsche direkt vor dem stattlichen Anwesen der Whedons absetzte, betrachtete er zwar alles in seiner gewohnt aufmerksamen Art, verlor aber kein Wort darüber. Gesprächig wurde er erst, als uns der Diener die Tür öffnete und sich nach unserem Begehr erkundigte. „Erlauben Sie, dass wir uns vorstellen. Mein Name ist Sherlock Holmes. Das ist mein Freund und Kollege Dr. John Watson. Wir sind beauftragt worden, den Mordversuch auf Sir Leonard Whedon zu untersuchen.“
    Irritiert hob der Mann die Brauen und schien zu überlegen, ob wir uns mit ihm einen Scherz erlaubten. Er war um die Fünfzig, besaß eine Adlernase und leichten Bauchansatz. „Ich bin nicht sicher, was für einen Mord versuch Sie meinen, Sir. Vor wenigen Tagen gab es hier im Haus eine schreckliche Tragödie. Sir Leonard wurde vergiftet und starb, ohne dass der Arzt noch etwas für ihn tun konnte.“
    Ein eisiger Schauer erfasste meinen Körper und ich schnappte nach Luft, um ihn abzuschütteln. „Das ist unmöglich. Wir haben Leonard Whedon erst heute Nachmittag in London getroffen. Hier sehen Sie die Vollmacht, die er uns ausgestellt hat.“
    Der Diener prüfte das Dokument aufmerksam und ließ uns eintreten. Trotzdem änderte sich nichts an seiner verblüfften Miene. „Mit Verlaub, Sir, hier muss ein Irrtum vorliegen. Sir Leonard wurde ermordet. Die örtliche Polizei untersucht den Fall bereits.“
    „Zusätzlich haben wir einen Privatdetektiv aus Rochester engagiert“, mischte sich eine weitere Person ein. 
    Ich drehte mich um, und sah, wie ein Mann im schwarzen Zweiteiler die Treppe zur Eingangshalle herunter kam. Er besaß eine tief sitzende Stirn, gelocktes Haar und einen buschigen Schnurrbart. Zudem dieselben unruhigen dunklen Augen wie unser Mandant. 
    „Ich bin Nicolas Whedon. Leonard war mein Bruder. Worum geht es bitte?“
    „Wir sind beauftragt worden, den Giftanschlag auf Leonard Whedon zu untersuchen“, sagte Holmes. Während mir die Situation mit jeder Sekunde absurder vorkam, wirkte er gelassen wie nach zwei Stunden erquickenden Geigespielens. Gar zu gern hätte ich gewusst, was er in diesem Moment

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