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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sie in einer Ledermappe ab und trat auf die Chaiselongue an der Fensterseite zu. Auf halber Strecke blieb er stehen und runzelte die Stirn. „Was sollte es denn sonst sein? Ich wüsste keinen, der mir nach dem Leben trachtet. Deshalb habe ich die Angelegenheit auch nicht an die große Glocke gehängt und möchte, dass Sie es ebenso tun. Ich will nicht, dass jemand nach Leonards Unglück glaubt, ich möchte mich in den Vordergrund drängen.“
    „Glauben Sie mir, einen solchen Gedanken wird niemand hegen“, versicherte ich. 
    „Da stimme ich meinem Freund zu“, bekräftigte Holmes. „Ihre Bescheidenheit in allen Ehren, aber dieser Vorfall muss genauer untersucht werden. Aus dem Grund bitte ich Sie, uns den Tathergang genau zu schildern.“
    Nicolas Whedon nickte. „Wenn Sie möchten, können wir das auch direkt am Tatort erledigen. Da dürften Sie sich leichter ein Bild machen. Vielleicht stimmen Sie dann sogar meiner Unfalltheorie zu.“ 
    „Dieses Angebot nehmen wir gern an“, sagte Holmes. Ein dünnes Lächeln schlich auf sein Gesicht, während er Whedon und mir ins Erdgeschoss folgte. In der Eingangshalle sah ich Brody aus einem Zimmer zu meiner Rechten kommen. Er schien erleichtert, dass wir jemand Neues gefunden hatten, der uns durch das Haus führte.

    Das Studierzimmer befand sich nur zwei Türen neben der Bibliothek, unterschied sich davon aber vollkommen. Zwei Räume hätten nicht unterschiedlicher sein können. Während in dem einen Zimmer beinahe jeder Zoll der Wände mit Bücherregalen bedeckt war, besaß dieser von Licht durchflutete Raum gerade einmal zwei Schränke. Beide standen unweit der Türen, um den Fenstern zum Garten nicht die Sicht zu nehmen. Nicht weit vom Grundstück entfernt erblickte ich das von Whedon erwähnte Waldstück. Die Nachmittagsonne leuchtete direkt auf das Grün und machte die Farben satter und kräftiger, als sie ohnehin waren. Ich genoss es, als die warmen Sonnenstrahlen über meine Haut kitzelten.
    Nicolas Whedon blieb neben einem länglichen Holztisch stehen und legte die Hände auf einen der beiden Ledersessel. Er wies auf ein kleines Loch an der Rückenlehne. „Hier habe ich gesessen, als der Schuss fiel. Es klirrte leise und eine Fensterscheibe ging zu Bruch. Natürlich bin ich sofort in Deckung gegangen. Als ich wieder aufsah, klaffte dieses Loch hier im Stuhl. Die Kugel hat mich bloß um Haaresbreite verfehlt.“
    Holmes strich mit den Fingern über den schmalen Krater, lugte hindurch und stand dann auf, um die Flugbahn rückzuverfolgen, die die Kugel bis hierher genommen hatte. Nur Sekunden darauf fand er das Fenster mit dem zersplitterten Glas auf der Südseite des Raumes. Prüfend blickte er hinaus und suchte den Boden um das Fenster herum ab. Halb verdeckt vom Bein eines Beistelltischs sah ich eine letzte Scherbe funkeln. Der Rest war fachmännisch entfernt worden – was vermutlich Brodys Werk war. Ein weiteres Mal war der Diener in einen Vorfall verwickelt. War dies wirklich bloß Zufall?
    Ich folgte Holmes zur Nordseite des Raums. Einen Moment lang wunderte ich mich, dass er direkt gegenüber der Fenster die mit Blumen bemusterte Tapete überprüfte, dann dämmerte mir, dass er vermutlich das Einschussloch suchte. Ich wollte ihm zur Hand gehen, wurde aber durch zwei Exemplare der hiesigen Tageszeitung abgelenkt, die zusammengefaltet im Regalschrank lagen. Auffällig waren dabei allerdings weder die fett gedruckten Schlagzeilen noch die Meldungen darunter. Viel mehr irritierte mich das Datum auf den Titelseiten. Beide Ausgaben stammten vom August 1872. Irgendjemand schien hier ein Faible für alte Dinge zu besitzen.
    „Ah, da ist es ja“, sagte Holmes hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie er mit einem Brieföffner etwas aus der Wand pulte. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann plumpste die Kugel direkt in seine Hand. Nachdenklich betrachtete er das deformierte Metall und kehrte zur beschädigten Stuhllehne zurück. „Sie scheinen wirklich großes Glück gehabt zu haben. Mit solchen Patronen ist es nahezu unmöglich, danebenzuschießen.“
    Nicolas Whedon räusperte sich. Auf einmal wirkte er nicht mehr so gelassen wie oben in seinen Privatgemächern. „Vermutlich habe ich mich just in dem Moment nach vorn gebeugt“, sagte er mit leiser Stimme. „Aber mir ist durchaus bewusst, wie knapp es gewesen ist.“
    Holmes bedankte sich für seine Hilfe und bat Whedon äußerst vorsichtig zu sein. „Am besten halten Sie sich von Plätzen fern, in

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