Sherlock Holmes und das Druidengrab
der alleinige Verantwortliche für Emmas Tod zu sein. Er war sich alles andere als sicher, aber was hatte er zu verlieren? Aus diesem Grund hat er mich kurz vor seiner Schwester besucht.“
„Ihre Uhr! Deshalb war sie kaputt.“
Holmes lächelte wissend. „Seine Anwesenheit ist in der Tat alles andere als ein Segen für mechanische Uhren.“
„Deshalb haben Sie mich durch London gehetzt. Emmas Worte sollten den Mörder aufscheuchen. Sie rechneten fest damit, dass er die Nerven verlieren würde und sich bei der Séance zeigen würde!“
„Was er auch tat. Dieser Fall, mein lieber Watson, war mit Indizien nicht zu lösen. Wie auch? Also half nur ein Geständnis. Nur deshalb habe ich mich auf diese Charade eingelassen.“
„Dann glauben Sie nicht an diese Geister? Aber was ist mit der Stimme und der toten Frau in der Dunkelheit?“
„Eine tote Frau? Das war ich. Ich habe die Stimme imitiert. Es ehrt mich, dass sie ebenfalls darauf hereingefallen sind.“
Eine zentnerschwere Last fiel von mir ab. „Sie waren das! Allein die Sache ‚es ist später als du denkst‘. Was meinten Sie damit?“
„Ich habe nichts Derartiges zu Ihnen gesagt, Watson.“
„Doch, Sie haben es in mein Ohr geflüstert!“
Es war sein letzter Satz, der unsere Unterredung beendete und auch noch heute in manchen Nächten bewirkt, dass ich zweimal kontrolliere, ob ich die Tür auch abgeschlossen habe. „Mein lieber Watson, wie sollte ich zur selben Zeit bei Ihnen sein und an der Tür?“
Ruth M. Fuchs
www.ruthfuchs.de
ist diplomierte Verwaltungswissenschaftlerin und lebt in Karlsfeld bei München. Sie ist seit 2000 die Herausgeberin des Magazins „Neues aus Anderwelt“. 2003 wurde ihr erstes Buch „Die wunderbare Welt der Elfen und Feen“ (unter dem Namen Ruth Schuhmann) veröffentlicht. Ihr bisher letztes Buch „Kunibert Kumbernuss, gefundene Geschichten“ erschien 2009. Ihr Fantasy-Krimi „Erkül Bwaroo – Nicht zu schön zum Sterben“ wird im November 2012 in der „Seven Fancy“-Reihe im Fabylon-Verlag erscheinen.
SEKHMET DARF NICHT GEDIENT WERDEN
Ruth M. Fuchs
Mein Freund Sherlock Holmes und ich waren zu Gast bei Lord Worthington und seiner Frau Lady Mabel. Seine Lordschaft zeigte Holmes seine Sammlung ägyptischer Statuetten, welche dieser höflich, aber, wie ich wusste, mit geringem Interesse betrachtete. Auch Worthingtons jüngerer Bruder Reginald war anwesend und fragte mich gerade ausgiebig nach den Abenteuern aus, die Holmes und ich schon gemeinsam bestanden hatten. Es versprach ein angenehmer Abend zu werden.
„Meine Herren, wir können uns jetzt zum Dinner ...“ Lady Mabel wurde durch heftiges Läuten an der Tür unterbrochen. „Nanu? Wer kann denn das noch sein?“
Da wurde auch schon die Tür aufgerissen und ein kleiner Mann mit einem Spitzbart stürzte herein, gefolgt von dem Butler, der sich entschuldigte, dass er ihn nicht habe aufhalten können.
„Mylord“, schrie der Spitzbärtige da aber schon. „Mylord, bitte kommen Sie sofort! Ein schrecklicher Unfall im Museum!“
„Die Ausstellung!“ Lord Worthington schnappte nach Luft. „Was ist passiert?“
„Genaues weiß ich nicht“, gab der Neuankömmling zu. „Anscheinend ist Sir Arthur Bambidge die Treppe hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen.“
„Schrecklich“, entfuhr es mir, denn Sir Arthur war ein bekannter Experte auf dem Gebiet der Ägyptologie. Neben Homer Nantes war er einer der wichtigsten Männer des Britischen Museums.
„Immer mit der Ruhe, Watson“, ermahnte mich Holmes da. „Das scheint nur ein Gerücht zu sein. Wer weiß, was wirklich geschehen ist.“ An seine Lordschaft gewandt fuhr er fort: „Ich nehme an, Sie werden ins Museum fahren, Lord Worthington?“
„Selbstverständlich. Ich bin der Schirmherr der neuen Sonderausstellung. Bambidge persönlich trägt die Verantwortung und Leitung. Nicht auszudenken, was jetzt daraus werden soll ...“
„Aber viel wichtiger ist doch, ob Sir Arthur schwer verletzt ist“, warf seine Gattin ein.
„Natürlich, meine Liebe“, gestand Worthington ihr zu, während er mit einem Ärmel seines Mantels kämpfte. „Aber die Ausstellung ... so viel Mühe ...“
„Wir würden Sie gern begleiten“, bot Holmes an und erntete dafür einen dankbaren Blick sowohl von ihrer Ladyschaft als auch von Lord Worthington.
„Ich komme auch mit“, entschied sein Bruder. „Wir nehmen am besten meinen Wagen. Der hat für alle Platz.“
Und so saßen wir wenig
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