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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Mann.“ Tränen schimmerten in seinen Augen. Zum ersten Mal bröckelte meine harte Haltung, die ich nur aufgrund seiner Profession eingenommen hatte und ich empfand – ja – Mitleid. 
    Es kostete Mr Ashby einiges an Kraft, weiterzuerzählen. „Ich habe schon seit Jahren Kontakt zu den Verstorbenen. Sie sind immer um mich, folgen mir wie Schatten. Aber sie reden nicht mit mir. Allein mit Hilfe von Klopfzeichen teilen sie sich mit. Fragen Sie mich bitte nicht, warum sie das tun. Es ist, wie es ist. Doch vor vier Tagen ereignete sich etwas gänzlich anderes. Im Dunkeln der Séance sprach jemand zu mir. Verstehen Sie? Es war eine Stimme, die Stimme von jemandem, den ich vor langer Zeit verloren zu haben glaubte. Es war meine Emma.“
    Selbst ich war bewegt von der Erzählung. Holmes’ nüchterne Stimme empfand ich daher als störend. „Was hat sie Ihnen gesagt?“
    „Dass sie in der heutigen Nacht, am 4. September, in meiner nächsten Séance erscheinen wird um dem zu begegnen, der Schuld an ihrem Tod trägt. Sie wird kommen, den Verantwortlichen zu holen.“ Seine Augen starrten ins Leere. „Sie meinte damit mich.“

    Es war gegen Abend, als ich zu dem Haus an den Docks zurückkam. Nicht nur, dass ich auf das versprochene Mittagessen hatte verzichten müssen, auf Holmes’ Geheiß war ich stundenlang in der Stadt umhergeirrt. Ich hatte mich hierhin und dorthin begeben, meist mit Hilfe einer Droschke, nur um am Ende mit Nichts dazustehen. Camberwell, Walworth, Bermondsey, im Grunde war ich überall gewesen.
    Ehe ich das seltsame Haus erneut betrat, prüfte ich besorgt meine Taschenuhr. Erleichtert stellte ich fest, dass sie noch funktionierte. Ich traf meinen Freund allein in einer Art Speisesaal. 
    „Watson, was haben Sie erreicht?“ Holmes saß in einem der schweren Stühle, direkt vor einer großen Wanduhr. Hätte ich gesagt, dass er interessiert oder gespannt wirkte, dann wäre es gelogen gewesen. Im Gegenteil, er hatte nur Augen für diese Uhr, die ich erst auf den zweiten Blick als eine ungewöhnlich aussehende Wasseruhr identifizieren konnte.
    „Nichts. Emmas Eltern waren schon lange vor der Tragödie gestorben. Die einzige Schwester ist nach York gezogen, sie konnte den Verlust wohl nicht verkraften. Ich war bei der Schulleitung von Banesberry und habe Mrs Winters von der Séance erzählt. Ich muss sagen, dass ich es vorziehen würde, einen hungrigen Löwen mit der Hand zu füttern als noch ein Wort mit dieser Frau zu wechseln. Darüber hinaus habe ich Emmas behandelnden Arzt gesprochen, einen Doktor Heckler. Die junge Patientin starb tatsächlich an einer Pneumonie. Er erinnerte sich noch recht gut an den Fall. Offenbar war die Krankheit stärker ausgebrochen als er gehofft hatte. Am Ende war es vergeblich, ich habe überall, wie Sie es mir aufgetragen hatten, die düstere Prophezeiung erwähnt. Niemand schien sich dafür zu interessieren. Es sieht nicht so aus, als würde heute jemand hier erscheinen.“
    Mein Freund nickte bei allem, was ich sagte. Er ging mitnichten darauf ein. Stattdessen tastete er die Oberfläche der seltsamen Elementaruhr ab. Sie tickte nicht, wie es die mechanischen Räderuhren zu tun pflegen. Ein kaum wahrnehmbares Platschen einzelner Wassertropfen erinnerte entfernt daran, dass dieses Gerät tatsächlich funktionierte. Der Meisterdetektiv war völlig fasziniert. Mit einem Mal ließ er davon ab und sah mich an. „Es geschieht hier, genau in diesem Zimmer.“
    „Wie meinen?“
    „Die Séance, Watson. Die Séance.“ Holmes zog seine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie seelenruhig. „Genau hier fürchtet Mr Ashby auf seinen Schöpfer zu treffen. Ist es nicht erstaunlich? So sieht ein Tatort vor der Tat aus. Völlig gewöhnlich eigentlich.“
    Das hätte ich nicht unterschrieben. Der Raum war mir schon Anfangs seltsam und unheimlich vorgekommen. Das Mobiliar war dunkel gehalten, an den Wänden hingen schwere Vorhänge aus schwarzem Samt. Lediglich die klobige Uhr ragte aus den Stoffen hervor. Das Zimmer wurde dominiert von einem schweren Mahagonitisch und sechs seltsamen Stühlen. Auf den ersten Blick mochten diese Sitzgelegenheiten nicht sehr ungewöhnlich erscheinen. Bei näherer Betrachtung stachen unweigerlich die breiten Lederriemen ins Auge, die sich am Ende der Armlehnen befanden.
    „Eher eigenartig.“
    Holmes folgte meinem Blick und hob mit zwei Fingern demonstrativ einen der Lederriemen an. „Zur Sicherheit. Wären die Teilnehmer von Mr Ashbys Séancen nicht

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