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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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gefesselt, man möchte allzu leicht auf die Idee kommen, es stecke ein Schwindel dahinter.“
    Es gibt sie, diese Augenblicke in denen ich nicht die geringste Ahnung habe, ob die Worte meines Freundes einen Narren aus mir machen sollten oder nicht. „Holmes, uns läuft die Zeit davon.“
    Ich wusste, dass es an meiner Anspannung liegen musste. Trotzdem kam es mir vor, als schwoll die Lautstärke der Elementaruhr mit jedem Tröpfeln an. Es war ein kaum zu beschreibendes Crescendo, das sich in mein Gehör drängte. Es drohte, mich wahnsinnig zu machen wenn es seine volle Lautstärke erreicht hatte.
    „Wohin?“
    Seine Frage ließ mich stutzen. „Ihrem Ende entgegen.“
    „Das ist doch das Schöne an der Zeit, mein Freund. Es hat keinen Sinn, sie zu zählen. Wenn man sie vor sich hat, ist jeder Gedanke daran überflüssig. Einmal verstrichen ist sie gegenstandslos.“
    Der Zeitmesser bekräftigte seine Aussage mit seinen aggressiven Tropfgeräuschen. Mein Blick suchte das sepiagetönte Ziffernblatt. Die vom Wasserstand angetriebenen Zeiger formten einen Winkel, den ich nur mit einem Anflug von Entsetzen registrierte. Erst beim zehnten Tropfgeräusch wurde mir bewusst, dass mein Mund weit offenstand. Das Warten hatte ein Ende. Holmes schien dies nicht zu stören, sondern war die Ruhe selbst.

    Die Anspannung war förmlich spürbar. Keiner der Anwesenden wagte es zu sprechen. Ashby war ein Wrack, er vermochte nicht einmal, sich ein Glas Wasser einzuschenken. Die Wasserflecken ignorierend bemühte sich seine Schwester, es für ihn zu tun. Miss Clara saß zur Rechten ihres Bruders,  Holmes am anderen Ende des Tisches, der einzige Ruhepol weit und breit. Auf dem letzten Stuhl hatte ich Platz genommen. Erst im letzten Moment trug Ashby seinem Diener auf, die beiden überflüssigen Stühle fortzubringen. Kaum, dass er die beiden Sitzgelegenheiten entfernt hatte, kam der finster aussehende Bedienstete zurück. Obwohl mir vorher schon bewusst gewesen war, dass dies geschehen würde, war mir unwohl zumute, als der Diener reihum ging und unsere Hände an die Stuhllehnen schnallte.
    „Holmes.“ Ich flüsterte ihm zu, bemüht darum, nur seine Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei rüttelte ich leise an meinen Fesseln. 
    Er lächelte nur. War ihm denn nicht klar, dass wir nun wehrlos waren? Was immer geschehen würde, wir hatten keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Nachdem der Diener auch bei Mr Ashby seine Arbeit verrichtet hatte, ging er zur Gaslampe, die neben der Eingangstür stand und löschte sie. Danach entfernte er sich wortlos und schloss die Tür hinter sich.
    Mit einem Mal war es stockfinster. Meine Augen hatten keine Möglichkeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, so wie dies der Fall war, wenn man eine Zeitlang die Abenddämmerung betrachtete. Schlimmer noch, da war kein Lichtstrahl, nichts, das auch nur ein bisschen Helligkeit spendete. Egal wie lange ich in die Dunkelheit starrte, sie war undurchdringbar. 
    Von nun an waren wir blind.
    „Wir rufen dich, Emma.“ Ashbys heiseres Flüstern ließ meinen Atem stocken. „Ich rufe dich dort draußen im Fluss, der dich treiben lässt vorbei an den Geschicken der Lebenden. Komm zu uns, wie du es gesagt hast.“
    Die Spannung schnürte mir die Luft ab. Meine volle Konzentration galt meinem Gehör. Der Atem der anderen war deutlich zu hören. Dazwischen ertönte immer wieder das Knarren der Lederriemen. Ich war sicherlich nicht der Einzige, dem in diesem Moment unwohl war. 
    Zuerst glaubte ich mich verhört zu haben. Dann konnte ich es immer klarer ausmachen. Es klang wie ein rostiger Nagel, der langsam über eine Glasfläche kratzte. Trotzdem wusste ich, was es war. Mein Verstand verweigerte mir die Gefolgschaft, er wehrte sich dagegen, es zuzugeben. Jemand flüsterte.
    „Keine Angst.“ Ashbys Stimme war zu einem Zischen verkommen. „Emma, bist du bei uns?“
    In mir wuchs die Angst wie ein Geschwür. Mit eisigen Klauenfingern griff sie nach meinem Herzen während ich in die Lichtlosigkeit lauschte. Würde er eine Antwort erhalten?
    Ich wagte nicht, darüber nachzudenken. All meine Vernunft, meine Ratio war hinweggeblasen. Da waren nur noch die Dunkelheit und diese Ungewissheit. 
    Plötzlich erklang das Geräusch erneut, welches nur entfernt an etwas erinnerte, was Menschen von sich geben konnten. Die Worte waren undeutlich, dennoch konnte ich sie genau verstehen. 
    „Ich bin hier.“
    Panisch zog ich an den Riemen. Sie hielten stand. Schweißperlen bildeten

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